Abends aus dem Hotel noch schnell einen Beitrag für den Blog absetzen? Leicht gesagt, schwierig umzusetzen. Zwar hat auch in Äthiopien jedes Hotel in den größeren Orten, das etwas auf sich hält, Internetverbindung, allerdings ist die Leistung der Router sehr begrenzt und der Rest an Surf-Freude wird durch wiederholte Stromausfälle unterbrochen. Ihr müsst euch also nicht wundern, wenn ich nur selten die Dickfelligkeit aufbringe, mich gegen die Widrigkeiten durchzusetzen und einen Bericht abgebe.
Seit drei Tagen sind wir wieder auf der Rückreise aus den Bergen nach Addis, wo wir nach Plan morgen ankommen werden. Das Tempo auf der Rückreise ist deshalb etwas langsamer, weil wir am Wege noch einige Termine mitnehmen. So haben wir in Gonder den äthiopischen Vertreter des Integrated Development Program (IDP) besucht. IDP wird von der österreichischen Regierung finanziert und hat in den Simien Mountains in den letzen Jahren sehr viel bewegt. Ein Teil des Programms umfasst auch Öfen. Wir wollen immer in Abstimmung mit vorangegangenen und noch laufenden Projekten vorgehen. Dazu diente der Besuch, der uns mehr Klarheit über IDP gebracht hat. Jetzt haben wir die Kontakte und können die nächsten Phasen mit IDP absprechen.
In Bahir Dar waren wir beim Chef der Energie-Behörde und haben uns beraten lassen, wie wir mit den Behörden umgehen sollen. Wenn es richtig losgeht, müssen wir die Unterstützung der lokalen und übergreifenden Behörden haben. Ato Mulu (der Herr Mulu) hat uns versichert, dass energiesparende Öfen dringend gebraucht werden und hat uns geraten, einen Projektantrag an ihn und einige andere Behörden zu schicken. Das werden wir dann wohl tun.
Ein Erlebnis ganz anderer Art war der Besuch bei der Gruppe der Awra Amba auf halber Strecke zwischen Gonder und Bahir Dar. Demis, unser Fahrer hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass es hier eine Gemeinde gibt, in der in jedem Haushalt Lehmöfen stehen und die auch sonst in vieler Hinsicht anders sind. Da mussten wir natürlich hin. Die Gemeinschaft hat 480 Mitglieder. Männer und Frauen sind gleichberechtigt und verrichten alle Tätigkeiten abwechselnd. Da man zu wenig Land zum Überleben hat, hat man sich auf Weberei als Einkommensquelle verlegt. Die Webstühle sind selbst konstruiert und gebaut. Kindergarten, Schule, Bücherei, eine Krankenstation und vieles andere hat die Gemeinde aus eigener Kraft auf die Beine gestellt.
Die Öfen hat der Gründer und Leiter der Gemeinde selbst entwickelt. Sie werden aus Lehm d.h. aus einer Mischung von Boden, Asche und Dung hergestellt und ähneln sehr stark unserem Modell. Der Chef hat uns sehr bildhaft beschrieben, wie viele Versuche er gebraucht hat, bis der Ofen richtig funktioniert hat. Inzwischen gibt es hier keinen Haushalt mehr, der noch am offenen Feuer kocht. Geht doch!