Ja, wir sind seit fast 2 Wochen in Kenia. Ja, wir haben immer noch nichts berichtet. Jetzt kommen die ersten Klagen, also wird es wohl Zeit.
Die erste Woche haben Katharina und ich wie geplant in Ol Pejeta verbracht. Wir wollten feststellen, wie stabil die Öfen jetzt sind seit wir die Einsätze aus gebranntem Ton verwenden. Zunächst aber ging es darum, den Stand des Berichtswesens zu prüfen: Funktionieren die Abläufe, sind alle Öfen nachgewiesen, stimmen die Ausgaben u.s.w. Das ist keine sehr aufregende Tätigkeit, deshalb hier nur das Ergebnis: Alles in Ordnung. Ein paar kleine Verbesserungen sind zu machen, aber Bernard hat alles im Griff.
Aufregender schon die Besuche in den Haushalten auf den Dörfern rundrum, nicht nur wegen der abenteuerlichen Brücke in Marura. Wir haben uns in den ersten Tagen darauf konzentriert, die älteren unter den Öfen zu besichtigen, die mit einem Einsatz ausgestattet sind. Sind sie in gutem Zustand? Halten die Einsätze?
Fast alle besichtigten Öfen waren in gutem oder sehr gutem Zustand. Zwei Einsätze hatten Risse und müssen wahrscheinlich bald ersetzt werden. Allerdings wissen wir schon länger, dass auch die Einsätze von unterschiedlicher Qualität sind. Gerade unter den ersten Chargen waren einige instabile Exemplare. Inzwischen hat Gilbert, unser Töpfer, aber dazugelernt und solche Ausfälle sollten immer seltener werden. Insgesamt ist also das Ergebnis ausgesprochen positiv, so dass kein technischer Grund mehr gegen eine Ausweitung der Stückzahlen spricht.
Doch lassen wir die Frauen selbst sprechen: Elisabeth ist ungefähr 90 Jahre alt, wohnt in Marura, hat ihren Ofen seit 2 Jahren, den Einsatz seit 4 Monaten. Ihr Ofen ist sehr gepflegt. Sie hat ihn ins Wohnzimmer einbauen lassen und hat ihren alten Küchenverschlag aufgegeben. Sie ist glücklich, nicht mehr in dem alten schwarzen Loch kochen zu müssen.
Ihre Nachbarin, Petronilla, zeigt uns ihren Holzvorrat und erzählt strahlend, dass er jetzt 2 Wochen reicht. Vor dem Ofen war er nach 3 Tagen aufgebraucht.
Martha ist eine junge Mutter mit einem kleinen Kind. Sie freut sich, dass sie den Kleinen jetzt beim Kochen nicht mehr rausschicken muss, weil es nicht mehr so qualmt.
Das Buffalo Bike von World Bycicle Reilef, das wir im Sommer beschafft haben, ist fleißig im Einsatz. Alle sind voller Lob wegen der guten Qualität. Jetzt konnte ich es auch einmal ausprobieren: Es fährt sich wirklich gut, kein Vergleich mit der chinesischen Schrottware.
Auch Gilbert den Töpfer haben wir besucht. Er hat inzwischen angebaut. Vor allem brauchte er einen größeren Trockenraum, in dem die Einsätze vor dem Brennen lagern können. Durch gleichmäßige Trocknung erreicht er nun auch, dass die Einsätze keine feinen Risse mehr bilden, die im Feld zu den Ausfällen geführt haben (s.o.). Er hat uns versichert, dass er jetzt ohne weiteres in der Lage wäre, mehrere hundert Einsätze pro Monat herzustellen. Sehr beruhigend.
Seit einiger Zeit bauen unsere Ofenbauer auch von Gilbert gefertigte Torbögen aus gebranntem Ton statt des Eisentors ein. Dadurch wird der Zugang zum Brennraum, der bisher immer stark beim Einschieben des Brennholzes gelitten hat, viel stabiler. In vielen Öfen haben wir das schon gesehen, es ist eine weitere Verbesserung zu mehr Stabilität.
Außerdem wird jetzt jeder Einsatz knapp unterhalb des Topfsitzes mit einem Draht umwickelt. Das gibt zusätzlich Festigkeit.
All diese Verbesserungen hat sich Gilbert selbst überlegt und umgesetzt. Es macht wirklich Spaß, mit ihm über alle diese Dinge zu reden. Wir haben mit ihm einen engagierten und kreativen Lieferanten.
Nach einer Woche haben wir dann Bernard und Ol Pejeta alleine gelassen und sind zu unserem Ausflug in den Westen aufgebrochen. Ziel ist es, in ein paar Tagen in Kisumu zu sein um dort Yvonnes Schwester zu treffen. Wir wollen prüfen, ob wir vielleicht nächstes Jahr dort einen weiteren Projektstützpumkt in Kenia aufmachen können, wenn Ol Pejeta richtig gut läuft.
Den ersten Zwischenstopp haben wir in Naivasha am gleichnamigen See im Rift Valley gemacht. Im Guesthouse von Dieter und Jane, einem deutsch-kenianischen Ehepaar sind wir ein paar Tage geblieben und haben Ausflüge in den Hell’s Gate Naionalpark und auf den Mount Longonot, einem Vulkankrater, gemacht. Natürlich kamen wir auch über die Öfen ins Gespräch. Wen wundert’s: Auch hier ist der Bedarf riesig. Jane ist in Kihoto, einem Dorf am Rand von Naivasha, groß geworden und hat uns dort herumgeführt…
Jane und Dieter haben dort auch eine Schule aufgebaut. Vor ein paar Wochen haben sie sich einen Ofen für die Schulküche liefern lassen. Der Handwerker hat das Ding halbfertig dort stehen lassen und ist seitdem nicht mehr auffindbar. Meiner Meinung nach fehlt nicht mehr viel, um ihn fertig zu stellen. Ein kurzer Rundruf an unsere Profis in Deutschland hat das bestätigt. Sie haben mich auch gleich mit Tipps versorgt, so dass wir beschlossen haben, auf dem Rückweg, wenn Dieter und Jane fehlendes Material besorgt haben, wieder in Naivasha Station zu machen und den Ofen zu Ende zu bauen. Hallo Ofenbauer in Deutschland: Blitzschnelle Reaktion, perfekte Hilfe. Ihr seid großartig!
Nun sitzen wir in einem sehr schönen Guesthouse in Nakuru fast mit Blick auf den See, wenn die Bäume nicht so hoch wären. Wir werden zwei Nächte hier bleiben und es ruhig angehen lassen. Da bleibt dann z.B. auch Zeit, in den Blog zu schreiben.
Der halbfertige Ofen inder Schule in Kihoto
Mit den Ofenbauern Beatrice und Elias und dem Buffalo Bike
2 Kundinnen, Ofenbauerin Purity, Katharina, Ofenbauerin Regina, Koordinator Bernard (v.l.)
Elisabeth mit Ofen im Wohnzimmer
Petronilla und der Holzvorrat
Martha mit Sohn
Brücke in Marura für gute Nerven
Hell’s Gate Gorge: schattig und kühl
Hell’s Gate Gorge: Kletterstelle
Im Hell’s Gate Park mit Führer Joseph
Schule von Dieter und Jane in Kihoto
Schulkinder
Dorfstraße in Kihoto
Kihoto: so wohnt man hier