Kukur Tihar

Tihar und Dasain sind die wichtigsten hindustischen Feste im Jahresablauf, sie finden im Zeitraum September/Oktober statt. Unsere Ankunft hier fiel zwischen die beiden Feste und heute befinden wir uns mitten in den Tihar-Feiern. Sie dauern fünf Tage. Es beginnt mit Kag Tihar, dem Tag an dem die Krähen (Kag) geehrt werden. Wenn man sie kriegen würde, bekämen sie wahrscheinlich einen Tika, d.h. einen roten Punkt, auf die Stirn und eine Blumenkette umgehängt.

Dieses Schicksal ereilt dafür heute, am zweiten Tag, die Hunde, die nicht wegfliegen können. Zum Ausgleich bekommen sie aber gleichzeitig etwas Feines zum Fressen, was sie mit viel größerer Begeisterung annehmen als den Blumenschmuck und die rote Farbe. Dieser Tag heißt Kukur (Hund) Tihar.

Selbstredend, dass Kukur Tihar ein ganz wichtiger Feiertag in Andreas Hundezentrum ist. Vormittags wird im Zentrum gefeiert. Alle vierbeinigen Insassen werden bedacht. Am Nachmittag geht es dann hinüber zur Boudha Stupa, die dort ansässigen Straßenhunde zu versorgen. Nicht nur die Mannschaft des Hundezentrums ist aktiv. Auch die Einheimischen machen mit und verzieren die Hunde, derer sie habhaft werden können. So kommt es, dass zum Schluss fast alle Hunde im Viertel eine Blumenkette, eine rote Stirn und einen vollen Bauch haben. Letzteres macht es auch für sie zu einem Festtag, an dessen Ende sie zufrieden und satt in der Nachmittagssonne dösen.

Morgen geht es weiter mit der Ehrung der Kühe, die allerdings inzwischen weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind. Am Abend ist dann das Lichterfest zu Ehren von Laxmi, der Göttin des Wohlstands, die mit den Lichterketten ins Haus und zum Geldschrank geführt werden soll um dort ihrer Bestimmung nachzukommen. Für uns Gäste ist das der beeindruckendste Teil. Dann sind alle Häuser und Straßen von tausenden kleinen Lichtern erhellt.

Der vierte Tag wird in den unterschiedlichen Volksgruppen verschieden gefeiert. Gemeinsam ist für alle am fünften Tag Bhai (kleiner Bruder) Tika, an dem die Schwestern ihre Brüder ehren und für ihr langes Leben beten.

Während der Feiertage bauen sich die Kinder und Jugendlichen große Schaukeln, die man überall im Tal bewundern kann. Sie haben im Vergleich zu unseren Spielplatzschaukeln erstaunliche Ausmaße und sind deshalb auch für die Größeren interessant.

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Kein Schneesturm und das neue Büro

Wegen der zahlreichen Anfragen, die uns hier erreichen, möchte ich zunächst etwas zur Lage in Nepal berichten: Der Schneesturm, der sich vor ein paar Tagen ereignet hat und tragischerweise viele Todesopfer gefordert hat, passierte in den Bergen und nicht im Kathmandu-Tal. Hier in Kathmandu hat es, für die Jahreszeit sehr ungewöhnlich, zwei Tage lang geregnet und es war relativ kühl.

Dass es um diese Zeit Niederschläge in größerer Menge gibt, ist extrem selten, ebenso der Kälteeinbruch. Das ist wohl auch der Grund, warum die Trekker z.B. am Thorung La (Gebirgspass mit 5400m Höhe) unvorbereitet überrascht wurden. Der Annapurna-Trek ist eine einfache Wanderung und die meisten Touristen dort sind nicht auf Extrembedingungen vorbereitet. Zu 99,9% müssen sie das auch nicht sein. Es war, wie gesagt, ein tragisches Unglück.

Hier in Kathmandu, auf 1400m Höhe sind wir also in Sicherheit. Es muss sich keiner Sorgen machen, dass wir von einem Schneesturm überrascht werden. Das Wetter ist inzwischen wieder normal: 26 Grad und Sonnenschein.

Einer unserer ersten Wege führte Katharina und mich in Anitas neues Büro. Das letzte Mal vor anderthalb Jahre war hier noch eine Baustelle mit einer provisorischen Kammer als Büro, davor, im alten Gebäude ein kalter feuchter Raum, in dem wir uns nicht länger aufhielten als unbedingt nötig.

Jetzt ist das neue fünfstöckige Gebäude fertig. Anita hat ihr Büro im dritten Stock. Es ist ein heller freundlicher Raum mit Balkon und Blick über die umliegenden Häuser auf die Hügel an Rande des Tals und den Ganesh Himal am Horizont.

Und nicht nur das Büro ist neu: Zum ersten Mal treffen wir auch Anitas kleine Tochter die uns sofort ein Lächeln schenkt. Unsere Herzen sind vergeben.

Auch Bel Bahadur ist vorbei gekommen, unser Koordinator für Kavre und Dolakha, ebenso Bris, Anitas Cousin. Anitas Eltern wohnen im obersten Stock und sind glücklich, jetzt eine große sonnige Wohnung zu haben mit Bad und Toilette innerhalb der Wohnung. Die unteren Stockwerke sind vermietet und sichern Anitas Eltern eine regelmäßiges Einkommen. Rente oder Pension gibt es ja hier nicht.

Wir selbst wohnen diesmal nicht in Hotel Norbu Sangpo sondern haben uns ein Appartement gegenüber der großen Stupa gemietet. Die Umgebung ist also immer noch dieselbe: das tibetisch Viertel mit den vielen Klöstern. Das Appartement bietet uns alles was wir brauchen, vor allem Internet mit einigermaßen gesicherter Stromversorgung. So können wir auch in Zukunft weiter berichten.

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Safari

Safari heißt Reise. Die beginnt morgen früh. Dann machen wir uns wieder auf den Heimweg, zunächst mit dem Auto nach Nairobi, dann der übliche Zweisprung, der hoffentlich Mittwoch morgen in München endet.

Moses haben wir noch ein straffes Testszenario übergeben. Nach neuestem Stand sollen die Einsätze am Donnerstag fertig sein. Das ist glaubhaft, denn die Pottery hat uns ein Foto von den Rohlingen geschickt, die nur noch gebrannt werden müssen. Dann trifft Moses mit dem Auto in Mukurweini ein, lädt sie ein und verteilt sie gleich an die Ofenbauer. Die sollen sie dann bis spätestens Montag verbauen. Am 7. Oktober bekommen wir den ersten Bericht, dann alle 2 Wochen einen Zustandsreport. Wenn das mal kein deutsches Projekttempo ist!

Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen: Die Datenbank steht in der Cloud und ist in Betrieb genommen. Am Samstag und heute hat Moses die ersten Öfen und Monitoringberichte eingetragen. Es funktioniert.

Das vierte Fahrrad für Regina ist auch am Sonntag fertig geworden. Ich hatte wieder das Vergnügen, mich chinesischer Wertarbeit zu erfreuen. Ich will kein weiteres Wort darüber verlieren.

Der Blick auf die vergangenen Wochen zurück zeigt uns, dass wir nicht erreicht haben, weshalb wir gekommen sind. Die Einsätze, die wir eigentlich zu Anfang unseres Aufenthalts einbauen und dann entspannt in der Entwicklung beobachten wollten, sind am Ende noch nicht einmal geliefert. Aber wir haben, glaube ich, das beste daraus gemacht: Der neue Lieferant macht einen sehr guten Eindruck und der weitere Ablauf ist definiert. Wir versuchen jetzt, das Tempo aus der Ferne hochzuhalten.

Alle Leute sagen uns hier, dass sie die Öfen wollen. Dann sollen sie sie auch kriegen!

Auf Wiedersehen

Auf Wiedersehen

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Im Buschbüro und unterwegs

Zum Projekt gehört auch immer eine Menge Papierarbeit. Allerdings haben wir ein Büro, um das uns sicher einige beneiden werden, vor allem wenn zuhause die Tage kürzer, die Temperaturen niedriger und die Niederschläge häufiger werden. Zu den Besuchern unseres Bush Office gehört auch ein kleiner bush bock, der sich letztes Jahr als Jungtier das Research Center als Heimat ausgesucht hat und seither ungeniert zwischen den Menschen herumläuft.

Wir haben nochmal eine Runde durch die Häuser gedreht um auch die Öfen zu monitoren, die von Elias gebaut wurden. Er war bisher noch nicht dran. Es war ein Kurztrip durch die Höhen und Tiefen des Ofenbaus in Kenia. Was alles machbar ist, wenn man sich wirklich um den Ofen kümmert, zeigte uns eine Besitzerin, die aus eigenen Mitteln eine Zementdecke auf den Ofen gesetzt hat. Er ist jetzt in sehr gutem Zustand.

Warum sie den Lehmkamin durch ein verzinktes Ofenrohr ersetzt hat, das durch das Dach geht, wurde uns nicht ganz klar. Sieht aber gut aus und funktioniert prima. Der alte Rauchabzug ging direkt in den Stall. Vielleicht hat sie das Husten der Kühe gestört.

Der ursprünglich vorgesehene Lieferant für die Keramikeinsätze für die Öfen hat den Termin wieder verschoben. Die Einsätze werden erst kommen, wenn wir weg sind. Inzwischen haben wir starke Zweifel an seiner Motivation. Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, Alternativen zu suchen. Ein Ausflug in den Nordosten um den Mount Kenya herum hat uns zwar einen schönen Eindruck von der großartigen Landschaft gegeben, war aber ansonsten ein Flop. Der im Internet beworbene Verkauf ist schon vor 2 Jahren eingeschlafen.

Die Hochlagen an den Hängen des Mount Kenya bekommen viel Regen ab. Entsprechend fruchtbar und grün ist das Land. Große Farmen produzieren alles, was man zum Essen braucht. Es gibt viele Arbeitsplätze in der Landwirtschaft und infolgedessen bescheidenen Wohlstand.

Der zweite Ausflug in den Süden in die Gegend von Nyeri war ein voller Erfolg. Aus Mitteln des CDF (Community Development Fond, staatlich!) wurde dort ein Projekt aufgebaut, das die lokalen Tonvorkommen aufbereitet und Töpferwaren und Keramik produziert. So erreicht man, dass nicht mehr das Rohmaterial nach Nairobi verscherbelt wird, sondern Arbeitsplätze vor Ort entstehen. Wer sagt, dass staatliche Projekte nicht auch erfolgreich sein können?

Nyeri liegt etwas tiefer als Ol Pejeta in einer hügeligen, sehr attraktiven Landschaft, die auch von Niederschlägen begünstigt ist. Auch hier wächst alles was das Herz begehrt. Allmählich erfassen wir die Vielfältigkeit Kenias.

Wir waren uns schnell einig, dass dieWerkstatt für uns 10 Prototypen produziert, die am Wochenende fertig sein sollen. Moses wird sie dann abholen und umgehend einbauen lassen. Wir werden zwar trotzdem nicht mehr beim Einbau dabei sein können, sind aber zuversichlich, dass der Testbetrieb jetzt schnell anläuft und wir bald über die ersten Ergebnisse verfügen. Wenn die Stabilisierung der Öfen mit den Einsätzen erfolgreich ist, werden wir wieder in die Erhöhung der Produktion investieren. Das könnte Anfang nächsten Jahres mit einem weiteren Training sein.

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Hundesache

Der Krieg – so muss man den Konflikt bezeichnen – gegen die Wilderer wird mit allen Mitteln geführt. Heute am freien Sonntag haben uns Pat und Daryll, zwei zur Zeit für Ol Pejeta tätige Hundetrainer aus Großbritannien, mitgenommen zu den Hundezwingern der Conservancy. Derzeit werden hier etwa 15 Hunde gehalten, ein Großteil davon Jungtiere, die noch am Anfang ihrer Ausbildung stehen. Daryll spricht salopp von den Puppies.

Unsere Annäherung an die Käfige wird von den Hunden mit Gebell, Knurren und Heulen quittiert. Ein Höllenlärm, bei dem wir kaum etwas verstehen, als Daryll uns die sehr unterschiedlichen Charaktere der Tiere erläutert. Doch auch dem friedlichsten seiner „Puppies“ möchte ich nicht alleine begegnen. Es sind fast ausgewachsene kräftige Hunde. Sie werden jeden Tag mehrere Stunden bewegt und ausgebildet. Entsprechend fit und austrainiert ist der Eindruck, den sie auf uns machen. Sie haben in etwa die Größe von Schäferhunden und einige sind ihnen auch nicht ganz unähnlich. Kenner von Hunderassen mögen mir diese Beschreibung verzeihen, ich bin keiner.

Je nach Charakter schlagen die Hunde unterschiedliche berufliche Laufbahnen ein. Manche werden zu Spürhunden, andere zu Jägern, wieder andere zu Angreifern erzogen. Zwei besonders clevere haben es zu Mehrkämpfern gebracht. Sie beherrschen alle drei Aufgaben. Gemeinsames Berufsziel ist es, Wilderer zu bekämpfen. Dass die Sitten immer rauher werden, zeigt sich dadurch, dass die Spürhunde in letzter Zeit auch darauf trainiert werden, Sprengstoffe unterschiedlichster Art aufzuspüren. Die Besonderheit dabei ist: Der Hund darf die „Beute“ nicht berühren, sondern soll den Fund nur durch seine Haltung anzeigen. Wir können uns den Grund dafür denken.

Anlass der Besichtigung ist die Anwesenheit eines Filmteams, das natürlich Action haben will. So kommen wir auch noch zu Vorführungen verschiedener Übungen wie Suche nach Waffen oder Verfolgung eines Wilderers. Derjenige, der den Wilderer spielt, steckt in einem Schutzanzug von etwa 30 kg Gewicht und sieht aus wie das Michelin-Männchen, das versucht vor einem Ferrari davonzulaufen. Bei 30 Grad Celsius und brennender Äquatorsonne ist das kein Traumjob.

Wilderer tragen im Allgemeinen ja keine Schutzanzüge, also wird für sie eine Begegnung mit einem der pfeilschnellen und spitzzähnigen Jägern kein Vergnügen sein. Trotzdem lassen sie sich von den Hunden alleine nicht abschrecken. Die Tiere sind nur ein Baustein im vielfältigen Schutzwall der Tierreservate gegen das Wilderertum, das von den Insidern hier als organisiertes Verbrechen charakterisiert wird. Man sagt, dass Nashornpulver inzwischen teurer gehandelt wird als Gold. Es geht also um hohe Einsätze. Beide Seiten liefern sich ein Wettrüsten, dessen Ende nicht abzusehen ist. Hoffen wir, dass die Seite der Tierschützer die Oberhand behält.

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Ein Ofen in Uganda

Und schon sind wir wieder auf der Rückreise. Ein Café in Kampala bietet uns Rastplatz und Internet. Gelegenheit, kurz zu berichten, was wir in den letzten drei Tagen erlebt haben.

Die Lehmstampferei war ja ziemlich anstrengend weil der Lehmboden eine Konsistenz annahm wie Plastillin. Zu meiner Überraschung sind die Ziegel fast überhaupt nicht gerissen, obwohl die Mischung extrem fett geraten ist. Also trauten wir uns auch beim Bau des Ofens, mit relativ wenig Sand zu arbeiten. Vorteil ist, dass das Material sehr leicht zu formen und in sich stabil ist. Rundungen und Flächen lassen sich spielerisch leicht herstellen.

In nur wenigen Stunden hatten Manfred und Moses, sein Ziehsohn, ihren ersten Ofen fertig. Beide verdienen großes Lob für ihre Geschicklickeit und Begeisterung für den Lehmofenbau. Der 7. September 2014 wird nun in die Geschichtsbücher eingehen als der Tag, an dem der erste Lehmofen in Nepal-Bauweise in Uganda errichtet wurde.

Der gestrige Tag verging dann mit Beobachtung der Rissbildung am Ofen und einem Besuch auf dem Wochenmarkt von Luwero. Im Vergleich beider Ereignisse ist festzustellen, dass der Markt wesentlich lebhafter und aufregender zu verfolgen ist als die feinen Spalten in der Oberfläche des Ofen – glücklicherweise. Natürlich bilden sie sich aus, aber in einem überraschend geringem Maß. Am Nachmittag kam Patrick vorbei und machte aus dem verbliebenen Rest an Lehm Ziegel für einen eigenen Ofen. Er kann es kaum erwarten.

Wenn es also ein Paradies für Lehmofenbauer gibt, dann liegt es mit Sicherheit in Uganda. Wir haben mit Manfred vereinbart, dass er als nächstes zusammen mit Patrick einige Öfen in ausgewählten Haushalten aufstellt, um herauszufinden, wie die Leute damit zurecht kommen. Dann werden wir sehen.

Wir Ofenmacher sind mit den Projekten in Nepal, Kenia und Äthiopien derzeit ausgelastet und werden derzeit kein weiteres in Uganda starten. Manfred hat aber in der kurzen Zeit so viel von unseren Erfahrungen aufgenommen, dass er auf eigene Faust loslegen kann. Selbstverständlich bleiben wir in Verbindung und stehen immer mit Rat zur Seite. Vielleicht ergibt sich auch wieder mal ein Ausflug nach Luwero. Es hat uns beim ersten Mal so gut gefallen, wir kämen gerne wieder.

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Grün

Die Hochebene von Laikipia ist windig, staubig und braun zu dieser Jahreszeit. Wir reisen, immer am Äquator entlang, nach Westen. Schon vor dem Rift Valley zeigen sich die ersten grünen Flecken. Danach fällt das Land allmählich von über 2000m auf etwa 1400m ab. Mit jedem Kilometer wird die Vegetation üppiger. Spätestens an der Grenze sind wir in den Tropen angekommen. Grün in Grün. Jeder Quadratzentimeter Boden ist bewachsen – zumindest dort, wo die Menschen nicht eingegriffen haben.
Grüne Bananenstauden, hellgrünes Zuckerrohr, gelbgrüne Reissetzlinge, dunkelgrüne Mangobäume. Orangen, Maniok, Matoke, tausend verschiedene Schattierungen von Grün. In der Nähe von Mbale verlassen wir die Teerstraße und rumpeln auf einer rotbraunen Piste durch die grünen Dörfer.

Manfred hat uns an der Grenze abgeholt. Unsere erste Station ist ein kleines Dorf bei Mbale, in dem Monika gerade einen Backkurs gibt. Das ist zur Zeit der große Renner. Alle Frauen wollen Backen lernen. Backwaren sind nicht nur etwas Neues für den Gaumen, sondern auch eine mögliche Einnahmequelle. Mit etwas Unternehmergeist kann man durch Straßenverkauf oder bei Festen etwas dazu verdienen. Monika und Manfred arbeiten seit etwa vier Jahren als Entwicklungshelfer in Uganda.

Von Mbale ist es noch eine knappe Tagesreise nach Luwero, das etwa 80km ördlich von Kampala liegt. Dort haben die beiden ihr ugandisches Heim in dem auch wir für die nächsten Tage unterkommen werden. Sie haben uns eingeladen, unser Wissen über den Ofenbau an sie weiterzugeben und wollen die Verbreitung von Lehmöfen in ihr Programm aufnehmen. So bald wie möglich beginnen wir mit der Produktion der Ziegel.

Die Suche nach Lehm ist schnell erledigt. Überall stehen rote Termitenbauten, die wir nur angraben müssen um fette tonhaltige Erde zu erhalten. Mit etwas Wasser vermischt ergibt sich ein schweres, kompaktes und sehr klebriges Material. Sand ist Mangelware, so dass wir die Ziegel aus der Masse mit diesen Eigenschaften formen müssen. Nur widerwillig lösen sich die Rohlinge aus der Form. Harte Arbeit! Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit werden die Ziegel nur langsam trocknen und wir hoffen, dass wir deshalb trotz des fetten Material wenig Risse bekommen werden.

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Die Radlmacher e.V.

In den vergangenen zwei Wochen haben wir uns immer gefreut, wenn es mal zu Fuß durch die Gegend ging und die Strecken konnten uns gar nicht weit genug sein. Unsere Ofenbauer sehen das natürlich ganz anders. Sie sind oft einen großen Teil des Tages unterwegs von Haus zu Haus. Da sie nach Öfen und nicht nach Kilometern bezahlt werden, bedeutet das für sie auch geringeren Verdienst. Für uns als „Arbeitgeber“ ergibt sich daraus eine geringere Arbeitsleistung, gemessen in Öfen pro Woche.

Gründe genug also, etwas zu unternehmen: Hier in Kenia sind Fahrräder aus chinesicher Herstellung üblich. Im Hardware Shop in Nanyuki gibt es das Standard-Modell für 7500 Shilling, umgegerechnet etwa 70 Euro. Das Qualitätsniveau ist wie wir es von chinesischen Herstellern gewohnt sind. Besonders aufregend – für den Fahrer – ist die Bremsenkonstruktion. Über einen Stangenmechanismus mit vielen Gelenken und Umlenkpunkten wird die Bremskraft vom Handhebel zu den Bremsklötzen übertragen, die auf die Felge gepresst werden sollen. Leider kommt nach den Wegverlusten in den Gelenken nicht mehr viel Anpressdruck an der Felge an. Zum Glück gibt es hier wenig Berge und viel Auslaufplatz neben der Straße.

Die Fahrräder kommen vormontiert an, d.h. irgendwie ist alles so zusammengesteckt, dass es gerade nicht auseinanderfällt. Also habe ich erst mal einen Vormittag damit verbracht, an unseren 3 Fahrrädern Schrauben anzuziehen, Felgen auszurichten und Fett und Öl and die passenden Stellen zu bringen. Zum Glück ist im Research Center Werkzeug aufzutreiben. Mit dem „Bordwerkzeug“ wäre ich nicht weit gekommen. Aus zwei Luftpumpen konnte ich eine funktionierende zusammenbauen. Die dritte Pumpe soll nächste Woche kommen. An einem Fahrrad fehlte eine Speiche, es harrt also noch der Vollendung. Moses muss die Speiche in den nächsten Tagen besorgen. So geht das hier.

Noch ein paar Schmankerln über chinesische Wertarbeit? Gerne: Die Schrauben sind so weich, dass es die Sensitivität eines Schraubenflüsterers braucht, um nicht gleich bei der ersten Berührung den Kopf zu zerstören. Die Schlitze sind oft so eng, dass allenfalls eine Rasierklinge reinpasst. Die Größe der Muttern variiert kontinuierlich. Welchen Schlüssel nimmt man für eine Mutter der Größe 10,2? Ich möchte hier keinen Fahrradladen aufmachen.

Aber es gibt auch Positives zu vermerken: Der Gepäckträger ist darauf ausgelegt, den Hausrat einer Familie zu transportieren. Die extrem stabile Konstruktion wird vermutlich das letzte sein, was am Ende der Lebensdauer übrig bleibt. Die Nutzlast bringt viel Gewicht auf die Hinterachse. Vorsichtshalber ist daher auf den Reifen eine präzise Anweisung zum Luftdruck angebracht: „Inflate hard“

Morgen früh machen wir uns auf nach Uganda. Manfred in Luwero hat zwar Internet (er ist gelegentlich in Facebook präsent), wir wissen aber nicht, wie viel wir daran partizipieren können. Wenn es geht, wollen wir uns natürlich von dort melden.

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Schimpansenalarm

Zahlreich sind die Gefahren der Wildnis, denen wir uns unerschrocken stellen. Am Montag ist eine neue dazu gekommen, mit der wir vorher nicht gerechnet hätten. Am morgen gab es einen Stromausfall für die gesamte Conservancy. Alle sonst unter Spannung stehenden Zäune waren damit entschärft. Am schnellsten bekommen in so einem Fall offensichtlich die Schimpansen die neue Situation mit – echte Schnellspanner eben. Es gibt auf Ol Pejeta eine Station, in der Tiere untergebracht sind, die früher meist unter affenunwürdigen Umständen in Gefangenschaft gehalten wurden und jetzt hier ein artgerechtes Leben führen können. Derzeit leben 45 Schimpansen auf dem großen Freigeläde. Sie sind ohnehin als Ausbrecherkönige bekannt und haben in so einem Fall leichtes Spiel.

Tatsächlich waren innerhalb kürzester Zeit ein paar von ihnen ausgebüchst. Klingt harmlos, ist es aber nicht wirlich. Die haarigen Freunde sind neugierig und viel kräftiger als Menschen. Eine verschlossene Türe ist für sie kein echtes Hindernis. Gerne schauen sie mal nach, was die Menschen da drinnen machen und ein leichtes Fehlverhalten von einer Seite kann dann schnell zur Eskalation führen. Die Sicherheitsmaßnahme ist deshalb, alle auf dem Gelände tätigen Menschen zu definerten Stellen im Freien zu bringen und sie von Rangern bewachen zu lassen bis die Schimpansen wieder eingefangen sind. So kamen wir also alle zu einem morgendlichen Ausflug in die Wildnis. Unsere Hoffnung auf Besuch von anderen Bewohnern Ol Pejetas erfüllte sich leider nicht. Die Schimpansen waren schnell wieder eingefangen (vermutlich waren ihnen die menschenleeren Häuser zu langweilig) und der Betriebsausflug war beendet.

Diese Woche haben wir begonnen, die Fragebögen für das Monitoring zu testen und zu verbessern, waren also wieder in den Gemeinden unterwegs von Haus zu Haus. Außerdem haben wir die Datenbank aus Nepal für Kenia angepasst und angefangen, die Öfen einzutragen. Die Monitoring-Ergebnisse werden danach auch eingegeben.

Die Inserts aus gebrantem Ton sind leider noch nicht eingetroffen. Wir bekommen sie von Jasper, der einen Laden in Nanyuki führt, in dem man verschiedene Arten von Öfen kaufen kann. Es sind überwiegend Rocket Stoves, die zwar die Effizienz beim Kochen verbessern aber weiterhin den Rauch in die Küche blasen. Die einfachsten davon kosten umgerechnet etwa 15 Euro. Er ist der einzige Lieferant für den Distrikt Laikipia und setzt ewa 50 Stück pro Monat ab. Die Inserts werden in Nairobi gefertigt. Dort ist angeblich das Wetter so schlecht, dass die Rohlinge nur sehr langsam trocknen.

Wahrscheinlich werden wir die ersten Inserts verbauen wenn wir aus Uganda zurück kommen. Dann werden wir auch weitere Exemplare ordern und einen Testplan aufstellen, den Moses hier durchziehen muss.

Organisatorisches: Als Nächstes werden wir das Lager prüfen. Mal schauen, wie gut der tatsächliche Bestand an Eisen und Outlets mit der Inventarliste übereinstimmt. Noch bin ich guter Dinge.

Die Abreise nach Uganda ist auf den nächsten Dienstag festgelegt. Zack wird uns zur Grenze nach Malaba fahren, wo wir von Manfred abgeholt und nach Luwero gebracht werden.

Noch eine organisatorische Anmerkung: Gerhard wird in den nächsten Tagen einen Upgrade von WordPress durchführen. Deshalb wird der Blog 1-2 Tage vom Netz gehen. Lasst Euch nicht entmutigen und versucht es weiter.

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… und abends ein Löwe

Unsere erste Arbeitswoche in Ol Pejeta ist zu Ende. Wir haben weitere Haushalte besucht, Öfen inspiziert und Besitzerinnen befragt. Das Bild der ersten Tage hat sich bestätigt und gefestigt. Deshalb will ich Euch diesmal nicht mit weiteren Ofenphotos belästigen sondern lieber einen Eindruck vom Ablauf und der Umgebung vermitteln.

Gerade in den letzen beiden Tagen waren wir vorwiegend zu Fuß unterwegs, teilweise auch etwas weitere Strecken, was unserem Bedürfnis nach Bewegung sehr entgegen kommt. In einigen Gegenden liegen die einzelnen Häuser weit auseinander. Wir überlegen deshalb, ob wir den betroffenen Ofenbauern Fahrräder spendieren sollen. Nächste Woche werden wir uns in Nanyuki mal umsehen.

Wenn wir so von Haus zu Haus wandern, sammeln wir nach und nach die Bewohnerinnen ein, die uns den Rest des Tages begleiten. Alle sind für etwas Abwechslung dankbar. Die Gruppe, die mit uns durch die Gegend streift, wird immer größer. Eine Ansammlung von Kikuyu-Frauen ist keine Trauerprozession, fröhlich lachend und plappernd bewegen wir uns durch den Busch. So viel gute Laune ist ansteckend.

Wir haben festgestellt, dass die Leute ihre neuen Öfen schätzen und sie meistens mit Hingabe pflegen, auch wenn das oft nicht leicht ist. Am konsequentesten ist eine Nachbarin unserer Ofenbauerin Josephine. Sie ist so besorgt um ihren Ofen, dass nur sie alleine darauf kocht. Kein anderer, insbesondere nicht ihre Kinder, darf dem Jiko zu nahe kommen. Sie ist oft längere Zeit nicht zu Hause. Dann müssen die Kinder auf der alten offenen Feuerstelle kochen während der wertvolle neuen Ofen gut gepflegt und unbenutzt in der Ecke glänzt. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt, aber wie sollen wir das der guten Frau nahe bringen?

Der Heimweg führt uns dann bei einbrechender Dämmerung durch die Conservancy zum Research Center. Es ist die Zeit, zu der die Raubtiere ihre Tätigkeit aufnehmen und gelegentlich kreuzen sich unsere Wege von und zur Arbeit. Aufregender Abschluss eines ereignisreichen Tages.

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