Katharina hat gemeint, ich soll auch mal was über den Stand der Projekte schreiben. Ihr sollt nicht denken, dass wir hier im Urlaub wären!
Ziemlich zu Anfang unseres Aufenthalts waren wir beim AEPC. Wir wollten die Einschätzung der Energiebehörde zur Situation in Gulmi kennenlernen. Die Distriktverwaltung wollte uns in den letzten Monaten dazu drängen, den Ofenbau beträchtlich zu beschleunigen. Offensichtlich will man sich durch vorzeitige Erfüllung der Ziele der Zentralregierung profilieren.
Der Aktionismus in Gulmi wird vom AEPC eher skeptisch beobachtet. Man rät uns, uns nicht darauf zu verlassen, dass die Verantwortlichen wie angekündigt für große Teile des Distrikts andere Organisationen und Sponsoren finden, so dass Gulmi Mitte nächsten Jahres „rauchfrei“ ist und wir die Arbeit in andere Gebiete verlagern können. Wir werden nächste Woche selbst dorthin fahren um uns ein eigenes Bild zu machen.
Die Befüllung der Datenbank ist in den letzten Monaten vor allem wegen des überraschend starken Ofenbau-Anstiegs im Sommer etwas in Rückstand geraten. Wir haben mit Tobias und Domi Maßnahmen vereinbart um wieder auf Stand zu kommen und zu verhindern, dass Ähnliches wieder passiert, wenn unsere Ofenbauer den nächsten Anfall von Arbeitswut erleiden. Bei dieser Gelegenheit: gerade durfte ich nach Abschluss der Oktober-Abrechnung im Internet verkünden, dass wir die Zahl von 10.000 Öfen in diesem Jahr übertroffen haben.
Die Zeit bis Weihnachten ist nur noch kurz und das alljährliche Anschreiben steht an. Wir werden wieder Lichttüten als kleines Präsent in die Umschläge legen. Letze Woche ist die Produktion in Nimtus Papierfabrik angelaufen. Am Freitag sollen sie fertig sein. Sie werden dann umgehend im Koffer des nächsten erreichbaren Rückkehrers nach Deutschland reisen. Dann kann Weihnachten kommen.
Katharina ist nicht nur wegen der Öfen hier. Sie ist auch für das Straßenhunde-Projekt tätig. Mein Eindruck ist, dass derzeit das Hundezentrum voll besetzt ist, aber auch viele fleißige Freiwillige aus aller Herren Länder dafür sorgen, dass alles rund läuft. Jasmine, die seit ein paar Monaten als Managerin tätig ist, hat alles im Griff. Katharina kümmert sich um die Anmeldung und Einplanung der Freiwilligen. Es ist erfreulich, dass es in letzter Zeit viele neue Meldungen gab, daraus ergibt sich aber auch viel Arbeit.
Ich versuche, in jeder freien Minute Smog und Lärm der Stadt zu entfliehen und treibe mich gerne in den Hügeln im Norden der Stadt herum, die von Boudha aus zu Fuß erreichbar sind. Katharina ist wegen ihres lädierten Fußes noch nicht dabei. Wir sehen aber Besserung und hoffen, dass sich das bald ändert.
Bilder von der Arbeit sind nicht so malerisch, daher stelle ich ein paar von den Ausflügen dazu. Sie bringen jedesmal kleine Erlebnisse. Zum Abschluss eine kleine Kostprobe:
Ein bis an den Rand mit Zement- und Sandsäcken gefüllter 20-Tonner, einer von den bunt bemalten, aus denen immer kreischender Hindi-Pop schallt, soll seine Ladung in einem eingezäunten Neubaugrundstück abliefern. Die Straße ist eng, das Tor nur etwa 2cm breiter als der LKW. Zunächst muss mit Hupen und Geschrei (vom Beifahrer) minutenlang rangiert werden. Die Straße ist in dieser Zeit vollständig blockiert, das stört aber keinen.
Nun ist alles bereit, um das Tor zum Grundstück zu passieren. Der Boden ist extrem uneben, so dass der Aufbau des LKW schwankt wie eine Pappel im Herbststurm. Der Zentimeter Spielraum auf jeder Seite ist so gesehen eher knapp bemessen. Schlagloch links, der Lastwagen pendelt, der linke Torpfosten liegt flach. Rille rechts, Pendeln, der andere Torpfosten ist auch nur noch Geschichte. Wo doch eigentlich so viel Platz war!
Egal, der Auftrag war, Zement abzuliefern. Der wurde mit Beharrlichkeit und Gelassenheit erledigt. Kollateralschäden waren unvermeidbar, Schicksal eben. Das Tor kann man ja später auch wieder reparieren – oder auch nicht.