Von Nepal nach Afrika

Für Bel Bahadur, der noch nie eine Reise ins Ausland unternommen hat, wird es ziemlich aufregend werden, wenn es losgeht nach Kenia. Nur gut dass Khedar dabei ist, der erfahren ist mit Flugreisen, aber auch noch nie in Afrika war.

Die Tickets liegen bereit. Es geht von Kathmandu über Mumbai nach Nairobi. Bel Bd., unserer erfahrenster OfenMeister, soll das praktische Ofenbau Training für interessierte Bewohner aus den Dörfern um das Wild Reservat Ol Pejeta, durchführen. Das wird für ihn wahrscheinlich der einfachste Teil der Reise werden. Khedar ist zuständig für die Übersetzung und soll mit Bel Bd. zusammen die Trainingstage organisieren.

Mit Poker Face sitzt Bel Bd. auf den Sofa im SCN Büro und hört erstaunt zu, was Anita im zum Thema Reisevorbereitungen erzählt. Es geht um Koffer oder Tasche- er meint sein kleiner Rucksack sei doch wohl genug. Der Unterschied zwischen Handgepäck und aufgegebenem Koffer wird erklärt. Was muß man wohl einpacken für die Zeit in dem fernen Land? Anita macht mit ihm eine Liste, die alle persönlichen Dinge und auch die Trainings Unterlagen einschließt. Er braucht noch Fotos für das Einreisevisum, und die Auslandskrankenversicherung. Allein diese einfache Sache braucht drei Anläufe für Anita und jedes Mal eine gute Stunde Anreise bis in die Innenstadt mit dem Tempo-Gefährt.

Gelbfieberimpfung benötigt man um das „on Arrival-Visum“ in Nairobi zu bekommen. In Nepal wird diese Impfung im Infektionskrankenhaus Teku gemacht. Anmeldung drei Wochen vor der Reise. „Es werden 10 Impflinge gebraucht um eine Ampulle Impfstoff zu öffnen“ sagt die Dame am Telefon „und bisher sind drei Anmeldungen“ Also warten. Nächste Woche liegen zwei weitere Anmeldungen vor. Khedar und Bel Bd. werden zur Impfung bestellt aber nach Diskussion über die fehlenden Impflinge wieder weggeschickt. Die Zeit wird langsam knapp. Erneuter Termin drei Tage vor der Reise. Es sind 15 Leute bestellt, aber nur sieben sind erschienen. Was soll man machen? Es werden Impflinge angerufen die sich für einen späteren Termin angemeldet haben, von Vieren kommen nur Zwei. Immer noch nur 9 Menschen zu Impfen. Der Beamte stellt sich stur, und die Impflinge entwickeln den Plan, die Kosten für den zehnten, der fehlt, unter allen Anwesenden aufzuteilen und so die Impfung endlich zu erhalten. Bis auf einen Teilnehmer sind alle einverstanden, derjenige jedoch wird dermaßen aggressiv und greift einzelne Mitglieder der Impfgruppe mit Worten an, versucht sogar  Schläge auszuteilen.   -Da kommt jemand und will sich erkundigen wie man eine Gelbfieberimpfung bekommen kann. Erstaunt wird der Mann in das Zimmer gezogen und bekommt als Zehnter direkt seine Impfung verpasst, alle sind zufrieden und gehen auseinander.

Der Flieger geht um 14 Uhr und man trifft sich gegen zehn im SCN Büro, Bel Bd wird noch mal losgeschickt die fehlenden Passbilder machen zu lassen. Der Koffer muss noch fertig gepackt werden. Die letzten Einkäufe werden noch erledigt und ich habe für beide noch eine warme Fleece Jacke aus Boudha mitgebracht.  Nach dem Daal Bhat Essen wird es dann ernst, Anitas Mama, als älteste, gibt den roten Ticka auf die Stirn, Blumenketten und zwei Bananen als Reiseproviant. Wir verabschieden die beiden an der Hauptstraße, wo sie ein Taxi zum Flughafen besteigen. Auf dem Rückweg geht Anita noch zum Jayabageshwori Tempel, um eine Öllampe für jeden anzuzünden und um den Reisesegen zu bitten.

Suva Yatra, Gute Reise!

 

 

 

 

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In Nepal wurde gewählt

Der Wahltag verlief friedlich und in meiner Gastfamilie wurden schnell noch die letzten Mitglieder umgestimmt oder beeinflusst, und dann ging es los. Rund um die Wahllokale war überall Fahrverbot, auch für Motorräder und so musste  Jedermann zu Fuß anmarschieren.

Man befürchtete Unruhen und Angriffe, daher wurden die Sicherheitskräfte noch einmal vermehrt und Sankhu die kleine Stadt war gekennzeichnet durch Uniformierte.  Am frühen Morgen schon hörte ich eine riesige Explosion und tatsächlich erfuhr ich später dass eine Bombe entschärft wurde. Danach war es aber friedlich, wie meistens überall im Land, In den Abendnachrichten wurde dann von wenigen Übergriffen berichtet und von einer hohen Wahlbeteiligung, in Kathmandu über  80 % und  in Sankhu über 90% (Landesdurchschnitt 70 %)

Die Wahllokale in Sankhu waren gut vorbereitet, für die Warteschlangen waren Abtrennungen aufgestellt, streng nach Männer und Frauen getrennt. Zuerst werden die Leute eingeteilt und der Wahlausweis wird kontrolliert, dann kommt das Zeichen auf den Daumennagel, ein blauer Strich, dass derjenige einen Wahlschein ausfüllen darf. In den Warteschlangen quetschen sich jetzt die Männer und Frauen  den Wahlurnen  entgegen.  Die Wahlurnen sind transparente Plastik-Container, die sich rasch füllen. Die roten Wahlzettel sind für die Wahl der Partei und mit den blauen Zetteln wähle man den Direkt Kandidaten. Überall lungern Leute von der Presse, Radiosender oder Fernsehen herum, aber es gibt keine Sensationen zu berichten, nur die Stimmabgabe.

Am Abend gibt es dann kein anderes Thema als die Wahl in den Familien, auf den Straßen und im Fernsehprogramm auch. Die Wahlurnen werden versiegelt (mit Kabelbinder oder in große Tücher eingeknotet) und unter strenger Beobachtung zum Auszählungszentrum gebracht. Man hört dass am kommenden Tag die Stimmenauszählung sofort beginnen soll. Am nächsten Abend sind dann die ersten Ergebnisse aus kleineren Wahlkreisen zu erwarten. Das ganze zieht sich über Tage hin und bis zum Endergebnis rechnet man mit drei bis vier Wochen. Aber schon am zweiten Tag zeichnete sich ganz deutlich die Tendenz ab. Die großen Gewinner sind die Kongress Partei, und die traditionellen Kommunisten (Baum und Sonne) Danach folgen die Traditionalisten (Königstreue Partei) und weit abgeschlagen die Maoisten. Das Volk hat gewählt und zum ersten Mal bekommt eine Partei einen derart deutlichen Denkzettel verpasst.  Die Maoisten Führer erklärten gleich dass alles nur mit Betrug und Bestechung zuging und dass sie die ganze Wahl für ungültig erklären werden und sofort wieder Generalstreiks und Proteste über das ganze Land bringen wollen. Aber inzwischen wurden diese Herren auch unterrichtet was die Grundlagen der Demokratischen Wahl bedeuten und dass das Volk nicht einverstanden ist mit ihren Programmen und Protesten. Wohl auch durch internationalen Druck wird es inzwischen ruhiger um  die Maoisten Führer und heut kann man in der Zeitung lesen dass die Vorgespräch zur  Regierungsbildung schon begonnen haben.

Wünschen wir Nepal dass das Land zur Ruhe kommt und sie wieder eine feste Basis in ihrer Regierung bekommen, sodass auch internationale Investoren wieder Interesse finden hier zu arbeiten.

Fauenschlange vor dem Wahllokal

Wahlurnen rot und blau

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Bodenproben

Wie geplant waren wir heute mit unserem Fahrer John und einem Kollegen, der sich mit Lehmboden auskennt, unterwegs um Proben zu nehmen. Wir buddelten am Flussufer, durchlöcherten einen Acker und rückten den Termiten auf den Pelz. Ufer ist klar: der Fluss schleppt Lehm an. Der besagte Acker ist eine im Umkreis bekannte Fundstelle. Warum Termiten? Die Tierchen schleppen bei den Bemühungen, ihren Bau so fest wie möglich zu machen, Lehm aus der Tiefe herauf. Der Einheimische kommt dann mit der Schaufel und wir wissen jetzt, dass bestimmte Termiten auch nützlich sein können.

Tatsächlich stellte sich dann bei der Zubereitung der ersten Testfeldern heraus, dass sich die Termitenbrösel mit Wasser in ein total klebriges Gemisch verwandeln, das unbedingt mit Sand oder Asche vermischt werden muss, damit es verarbeitbar ist. Sand, Kuhdung und Stroh bekommen wir morgen oder übermorgen. Dann können wir uns mit den verschiedenen Mischungsverhältnissen beschäftigen. Unsere Aktion hat aber schon gezeigt, dass es Lösungen für das Lehmproblem gibt. Termiten gibt es in jedem Dorf.

Der Lehm vom Acker ist mit Sand durchsetzt. Der erste Eindruck ist, dass die Mischung recht gut passt. Vielleicht können wir sie so verwenden wie sie ist, praktisch als Fertig-Backmischung. Wenn die Testfelder trocknen, wissen wir mehr. Wir werden weiter berichten.

Unser Ausflug verlief im Übrigen nicht ohne erfreulichen Zwischenfall. Wieder mal Mal gerieten wir mitten in eine große Elefantenherde. Die Tiere sind so an die Landcruiser von Ol Pejeta gewöhnt, dass sie sich nicht im Geringsten beim Fressen stören ließen. Eine der jüngeren Kühe hätte uns fast übersehen und beinahe den Rüssel ins Fahrerhaus gestreckt. Das passiert auf dem Heimweg von BMW am mittleren Ring nicht so leicht.

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Ol Pejeta

Jetzt geht es endlich los. In wenigen Tagen startet das erste Training für Lehmofenbauer in Kenia.

Katharina und ich sind gestern abend angekommen. Eigentlich wollte Zack uns am Flughafen in Nairobi abholen. Bei der Anfahrt hatte er aber einen kleinen Unfall und musste das erst mal regeln. Während er bei der Polizei war, rief er einen Freund an, der für ihn eingesprang. Der musste aber erst nach Nairobi fahren. Kurz und gut: Statt wie geplant gemütlich am Nachmittag in Ol Pejeta anzukommen, wurden wir Teilnehmer eines wilden Ritts über die nächtlichen Landstraßen Kenias (die Beleuchtung von Fahrzeugen wird hier sehr individuell gehandhabt) und trafen erst um 22 Uhr ein. Rebecca und Myriam retteten den Tag mit dem Abendessen, das sie extra für uns spät in der Nacht zubereiteten.

Heute morgen Bestandsaufnahme und Status:
Nancy und Moses vom Community Office hatten sich schon über die Ausstattungsliste für das Training hergemacht. Ein paar Fragen klären wir heute, nun kann alles besorgt werden.
Der Konferenzraum des Community Office wird als Schulungsraum bestimmt. Die Freifläche für die praktischen Teile des Trainings ist noch nicht festgelegt. Da muss man zuvor bei Richard, dem Boss von Ol Pejeta, nachfragen. Bis morgen wird das aber auch klar sein.
Brian ist der Chef der Ol Pejeta Werkstätten in Kamok. Er kommt extra vorbei, um sich mit uns abzusprechen. Kamok liegt am Rand der Conservancy, etwa 20 holprige 4Wheel-Drive-Minuten vom Zentrum entfernt, wo das Research Center beheimatet ist und das Training stattfinden soll. In Kamok werden die Ziegelformen für die Teilnehmer und die Eisenteile (Stangen und Tore) hergestellt. Brian wird uns auch mit Sand, Kuhdung und Stroh versorgen.
Die Teilnehmer wurden aus den Communities rund um Ol Pejeta rekrutiert: Sechs Frauen und vier Männer. Die aus den entfernteren Gemeinden werden am Montag etwas mehr Zeit brauchen um das Research Center zu erreichen. Deshalb verlegen wir den Beginn auf 11 Uhr.

Morgen wollen wir uns auf die Suche nach geeignetem Lehmboden machen. Geeigneten Lehm zu finden ist hier bei weitem nicht so einfach wie in Äthiopien. Vor und während des Trainings werden wir uns noch viele Gedanken über die Quellen und die optimalen Mischungsverhältnisse machen. Auf dem Weg von Nairobi haben wir gestern noch im Dunkeln in der Nähe von Karatina, etwa 50km von hier, einen Eimer voll roter Erde eingesammelt. Die ist uns schon beim letzten Mal positiv aufgefallen. Sie könnte die gewünschten Eigenschaften haben.

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Einen Tag vor der Wahl

Hier in Nepal dreht sich alles nur noch um die Parlamentswahl, und inzwischen haben die „Wahlfeiertage“ begonnen. Diese arbeitsfreien Tage (4) wurden ausgerufen, damit jeder Bürger die Möglichkeit hat in seinen Heimatort zur Stimmabgabe zu reisen. Die meisten Menschen in Kathmandu sind in ihren Herkunftsdörfern angemeldet, weil das verschiedene Vorteile hat. Also müssen sie die Reise unternehmen.

Nun haben aber ja die Wahlgegner den Transportstreik ausgerufen und sie bekräftigen das immer wieder mit Brandanschlägen und Benzinbomben, die in fahrende Busse geworfen werden. Im SKMH (Hospital für plastische Chirurgie) wird gerade ein junger Mann behandelt, der Opfer eines solchen Angriffes wurde und schwere Verbrennungen im Gesicht und an beiden Händen erlitt. Man erwartet dass weitere Verletzte aus entlegenen Gebieten hier her verlegt werden.

Die Regierung ist aufgefordert dafür zu sorgen dass Straßen sicher befahrbar sind und so werden Konvois gebildet, von überfüllten Reisebussen und LKWs die von Soldaten und bewaffneter Polizei eskortiert werden. Diese fahren in rasendem Tempo dicht hintereinander her und es ist unbedingt ratsam sofort anzuhalten wenn einem so ein Konvoi entgegen kommt.

Ein neues Problem verschärft sich mit jedem Tag an dem der Transportstreik anhält. Die Knappheit an Lebensmitteln und besonders an Frischgemüse nimmt zu. Im Kathmandutal selbst wird davon nicht ausreichend produziert, und so hängt der Gemüsegroßmarkt an einer einzigen Fernstraße, die ins Tal hineinführt, wie an einer Nabenschnur. Deshalb ist der Pass bei Thankot die meist überwachte und gesicherte Stelle, denn ein Angriff an diesem Punkt mit Straßenblockade wäre ein Desaster für das Kathmandutal. Die Menschen merken die Lebensmittelverknappung ganz einfach an der rasanten Preisentwicklung: 1 Kg Blumenkohl kostete vor einer Woche noch 75 Rs und jetzt muß man 130 Rs zahlen, bei Mandarinen stieg der Preis von 80 auf 140 Rs.

Vermutlich von Unruhestiftern, zusammenhängend mit der Wahl, wurde die Falschmeldung an die Presse gegeben, dass eine massive Salzverknappung aufkommt. Salz muß aus entlegenen Gebieten Nepals und Indiens eingeführt werden. Es kam zu Paniken bei Hamsterkäufen und nun sind die Regale in allen Läden tatsächlich leer. – Was hilft es da dass die Fernsehsender über ausreichende Salzvorräte und Abfüllaktivitäten berichten?

Morgen wird nun also gewählt, inzwischen gibt es kaum noch Fahrzeuge auf den Straßen. Motorräder scheinen vom Streik weniger berührt, und so kann man interessante Varianten von Moped Besatzungen und –Ladungen beobachten.

Bis gestern war es den Parteien erlaubt Werbeveranstaltungen durchzuführen, und große Massenversammlungen zu organisieren. Für die Teilnehmer, die mit Motorrädern anreisen gab es von den jeweiligen Parteien einen Tankgutschein für 5 Ltr Treibstoff, Busfahrten wurden von den Parteien organisiert und kostenlos angeboten. Natürlich wird niemand angelockt von langweiligen Reden, weshalb immer ein Programm mit Tanzvorführungen und beliebten Sängern die auftreten, dazu gehört. Selbstverständlich muß es auch etwas zu essen geben, mindestens Tee und Kekse, bessere einen Teller Reis und Gemüse.

Wahlprognosen gibt es so gut wie keine und fragt man die Menschen, was sie denn über den Ausgang der Wahl denken, oder welche Partei sie bevorzugen werden, kommt meist ein Schulter-Zucken und die Bemerkung dass alle Parteien gleich (schlecht) seien. In meiner Gastfamilie gab es eine spannenden Vorschlag zum Thema Stimmabgabe. Es kam die Idee auf, dass man sich in der Familie aufteilen sollte, und jedes Familienmitglied sollte doch eine andere Partei wählen, damit es gerecht verteilt sei.

Warten wie es ab.

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Tulasi`s Hochzeit

Trotz aller Aktivitäten um die Wahl werden die religiösen Feste und Opferungen unbehindert durchgeführt.

In meiner Gastfamilie wurde vergangene Woche, wie überall, Tulasi s Hochzeit gefeiert. Deutliches Zeichen für dieses Fest sind die mit Blumengirlanden geschmückten Tulasi Pflanzen vor jedem Haus.

Der Tulasi Strauch, (Ocimum tenaiflorum) heiliges Basilikum, wird überall als eine Form von Gott Vishnu verehrt und darf in keinem Haus fehlen. Man sagt den Bättern ungewöhnlich starke Reinigungskraft nach die sogar Sünden wegwaschen kann.

In den Göttergeschichten des Sostani Buches wird erzählt dass Gott Vishnu von der Witwe eines seiner Gegner beschuldigt wurde mit unfairen Mitteln gekämpft und gesiegt zu haben. Gott Vishnu erkannte seine Schuld an und als Strafe entschied er  für eine bestimmte Zeit als Pflanze zu leben. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich darauf das jährliche Fest der Pflanzenhochzeit.

Die Gläubigen Hindus pflegen die Tulasi Pflanze über viel Monate lang besonders und vollziehen  tägliche Poojas (Gottesdienste) die einem Lebenslauf ähnlich sind, bis hin zur Hochzeit als Höhepunkt. Hochzeit ist auch im wirklichen Leben der Zeitpunkt an dem die Verantwortung der Eltern für die Kinder abgegeben wird.

Ein Höhepunkt war diese Pflanzenhochzeit dann auch wirklich. Ich erwachte etwa 4 Uhr in der Frühe und hörte schon Stimmen und Aktivitäten im Haus. Schnell wurde klar der Hauspriester war schon in Aktion getreten und hatte den Platz vor der Pflanze vorbereitet und mit einem schönen Ornament aus Reismehl dekoriert. Zahlreiche Opfergaben wie Reis, Korn, Obst, kleine Geldscheine, Öllampen und verschiedene Dinge wie Feuerholz, Joghurt und Blumen waren bereitgelegt. Aus dem Tempelraum unterm Dach des Hauses wurden die Götterfiguren und die heiligen Wassergefäße gebracht. Dann begannen der Priester und der Hausherr die Zeremonie. Die Hausfrau reichte entsprechend die gewünschten Gegenstände in den „heiligen Bereich“. Mich erinnerte alles an eine wirkliche Hochzeit. Der Priester entzündete ein Feuer in der Mitte des Platzes und begann im Heiligen Buch zu lesen, wobei er Anweisungen an den Hausherren gab und durch das gesamte Ritual leitete. Da gab es „Anbetungen“ und Opfergaben, es wurde das Feuer mit Öl angefacht und wieder mit Kräutern abgelöscht. Der Hausherr hat viele kleine Dinge, immer unter der Anleitung des Priesters, zu tun. Im Laufe der Feier wurde es langsam hell und das heraufkommende Licht brachte eine besondere Stimmung. Tulasi, die Pflanze wurde mit einem orangefarbenem Stoff „eingekleidet“ und mit Öl-Lämpchen umstellt, immer wieder mit heiligem Wasser bespritzt und mit Reis beworfen, wie auch bei richtigen Hochzeiten.

Insgesamt dauerte die ganze Zeremonie 2,5 Stunden und ich bin sehr dankbar dass ich dabei sein konnte. Als äußeres Zeichen bekam am Schluss jeder Teilnehmer einen Tikka (roten Punkt) auf der Stirn und eine heilige Schnur (Baumwollfaden) um das Handgelenk gewickelt. Der Priester packte schnell seine Sachen zusammen, bekam als Lohn den Reis, das Getreide und das Obst, welches benutzt wurde und natürlich auch ein Entgelt für seinen Dienst. Schon verabschiedet er sich und eilt zum nächsten Tulasi Hochzeitstermin. Bis zu 6 Hochzeiten schafft ein Priester an diesem Tag.

Das anschließende Hochzeitsessen ist „Dhai-Chaamal“, Joghurt mit verschiedenen Gewürzen und Früchten und mit rohen Reiskörnern. In jedem Haushalt gibt es an diesem Tag Joghurt und so nennt man den Tag auch „Dhai-Chaamal kane din“ (der Tag an dem man Joghurt und Reis ißt)

Tulasi wird noch ein paar Tage weiter mit Lichtern und Opfergaben bedacht, dann ,nach dem Vollmond, ist die Verantwortung der „Eltern“ abgelaufen und es tritt wieder der Alltag ein, wie im wirklichen Leben.

 

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„Nach der Wahl“

Die nationale Parlamentswahl findet in Nepal am 19. Nov statt. Das klingt zunächst wie eine ganz normale Nachricht. Aber in Nepal ist eben vieles nicht normal. Die noch junge Demokratie kämpft mit vielen Stolpersteinen und kann sich irgendwie noch nicht so ganz richtig demokratisch präsentieren.

Nun hat die jetzige Regierung erst mal vier offizielle Feiertage erklärt, damit jeder Bürger die Möglichkeit hat in seinen Heimatort zu reisen, um seine Stimme abzugeben. Es wird Wahlkampf gemacht auf allen Fronten. Die Lautsprecherautos die durch die Straßen rasen um die Einladung zu Wahlveranstaltungen rauszuschreien werden nach zwei Tagen Gewohnheit und niemand schaut sich mehr groß um wenn wieder so eine plärrende Kiste verbeikommt. Die Fähnchen die viele LKWs Busse und auch Privatautos schmücken zeigen die jeweilige Gesinnung der Fahrer.

Im Fernsehen gibt es ganz interessante Wahlwerbung, nicht für einzelne Parteien, sondern für den Ablauf und die Erklärung, wie man alles machen muß. Da stehen ordentliche Schlangen von Menschen (gekleidet wie in den Dörfern) vor den Ausgabetischen der Wahlzettel, und eine wunderschöne Frau, gekleidet in einem glitzernden Sari schwebt singend durch die Reihen und führt, besonders die Männer, wie eine Fee, in die Wahlkabine und zeigt dass man Kreuze machen muß. Wenn das nicht einladend wirkt….  (die werden wahrscheinlich enttäuscht werden)

Die einzelnen Parteien haben sich Symbole ausgedacht als Zeichen , weil ja immer noch ein hoher Prozentsatz der Erwachsenen Analphabeten sind, und die sich deshalb an den einfachen Zeichen wie Sonne oder Hammer und Sichel, orientieren müssen. Es gibt also die Kuh Partei, die Trommel Partei die Partei mit dem Pflug und viele mehr.

Insgesamt sind über 120 Parteien zugelassen zur Wahl und aus diesen sind 33 Parteien gegen die Wahl, oder besser gesagt gegen die Wahl zum jetzigen Zeitpunkt. Angeführt werden sie von einer abgespaltenen Gruppe der Kommunisten-Maoisten.  Und diese Gruppe macht nun das Leben in Nepal besonders schwer. Seit Montag (11.11.) haben die einen 10 tägigen Generalstreik ausgerufen. Am ersten Tag wurden auch die Streikaufrufe weitgehend befolgt, Geschäfte wurden nicht geöffnet und Fahrzeuge wurden nicht bewegt, Ausnahmen waren Krankenwagen , Trinkwassertanker und Touristenbusse.  Am Nachmittag aber schon lockerte sich die Situation und einige mutige Taxen fuhren wieder und auch die kleinen Tuktuks nahmen ihre Arbeit wieder auf. Das ärgerte die Streik -Organisierer natürlich und es wurden mehrere Busse und Taxen aufgebrannt. Aber es wurde klar die Menschen machen irgendwie nicht mit, so wurde der Streik teilweise zurückgenommen und auf einen Bestreikung des Öffentlichen Verkehrs reduziert. Das hat aber besonders in Kathmandu große Auswirkung weil die Busse, Minibusse, Tuktuk usw, besonders zu Arbeitszeiten rappelvoll sind und die Menschen auf diese Transportmittel angewiesen sind. Wieder gab es mutige Fahrer die den Streik durchbrechen wollten, aber nun wurden auch die Antworten aggressiver, so wurden an mehreren Stellen in Kathmandu Benzinbomben in voll besetzte fahrende Busse geworfen und es gab viele Verletzte z.T. mit schweren Verbrennungen.

Die Stimmung ist inzwischen sehr angespannt, Die Regierung will alles daran setzten die Wahl stattfinden zu lassen, und die 33 Parteien Allianz versucht alles um den Termin platzen zu lassen. Ein hohes Aufkommen von Sicherheitskräften ist in der Stadt zu verzeichnen. Sie haben sogar die Verkehrspolizisten in Sicherheits- Uniformen gestreckt und lassen den Verkehr von motivierten Volunteeren regeln. Es mehren sich die Meldungen von aufgefundenen Sprengkörpern. Manchmal sind es Attrappen aber das weiß man ja nicht immer gleich. Der Wagen des Bombenentschärfungs Team der Armee gehört inzwischen zum Stadtbild dazu und die Nachrichten verbreiten sich in Windeseile wenn wieder irgendwo eine Bombe aufgetaucht ist. Meist sind das selbst gebastelte Bomben, Druckkochtopfe mit Nägeln oder Scherben gefüllt die mit einem Zünder versehen werden. Diese Bomben haben natürlich keine große Reichweite aber da sie immer an belebten Plätzen hinterlegt werden sind doch immer viele Verletzte zu beklagen wenn es zu einer Explosion kommt. Dem Team der Spengmeister kann man im gebührenden Abstand zuschauen, da wird nicht etwa ein Stadtvirtel abgesperrt oder evakuiert, sondern man geht einfach etwas zurück und beobachtet die Arbeit . Meist wird die „Bombe“ kontrolliert gesprengt.

Ich kenne das alles aus der Zeit des Bürgerkrieges in Nepal, und doch bin ich jetzt da ich mehr in der Stadt unterwegs bin, viel näher dran als damals. Die Gelassenheit der Menschen ist unglaublich, jeder geht seinem normalen Tagesgeschäft nach und ergibt sich der Situation mit hinduistischem Gleichmut. Aber was können sie auch anderes machen. Ich kann zum Glück die meisten Sachen zu Fuß erledigen, aber wenn ich mit Bus oder Tuktuk fahren muß, steige ich schon mit einem komischen Gefühl ein.

Für die Arbeit im Chulo Büro bedeutet das bei vielen Dingen „wird nach der Wahl erledigt“  „machen wir nach der Wahl“ usw. Deshalb habe ich auch meine Reise nach Gulmi auf „nach der Wahl“ verlegt, und hoffe dass dann alle wieder schnell zur Normalität zurück finden werden. Man kann jetzt nur die Büroarbeiten machen und die theoretischen Dinge erledigen. Aber viele Menschen machen einfach frei und freuen sich über die zusätzlichen Feiertage.

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Im Swasta Chulo Office

Unsere nepalische Partner Organisation  Swasta Chulo, das heißt „Gesunder Ofen“ übertragen gesundes Kochen, wird geleitet von Anita Badal.  Anitas Arbeitsplatz ist das Swasta Chulo Office.

Man findet das Büro in der Nähe des Pashupatinath Tempel , eines der heiligsten Plätzte in Kathmandu. Solch eine Beschreibung ist wichtig, denn es gibt wohl Stadtteilbezeichnungen aber nicht wirklich Straßennamen. Und wenn welche vorhanden sind kann unsereins als Ausländer die Devanagi Schrift ja sowieso nicht lesen. Also aus dem Bus oder Tempo aussteigen am Jaya Bageshwori Tempel gegenüber des Pashupatinath Geländes, in die kleine Seitenstraße rein und gleich wieder rechts, das dritte Haus!  Aber oh je, alles sieht hier ganz anders aus als im vergangenen Jahr, wo ist denn das schwarze Tor welches ich mir immer als Orientierung gemerkt hatte? Das Haus von Anitas Eltern ist ja auch gar nicht mehr da. Stattdessen steht da nun eine Großbaustelle für ein mind. drei – bis vierstöckiges Wohnhaus. Da hilft nur Rufen und lautes Klopfen an irgend ein Tor. Es klappt Anitas Mutter steckt den Kopf heraus und auch Anita ist sofort da.

Die Familie ist in das Nebenhaus umgezogen und auch das Swasta Chulo Büro. Eine kleine Kammer, die noch unterteilt ist mit einer einfachen Bretterwand, muss für die Übergangszeit reichen.  Wenn man es weiß findet man sogar unser Hinweisschild „Swasta Chulo Office“. Es gibt einen Schreibtisch, einen Schrank und den Tisch für Drucker und Laminier Gerät. Zwei Bambusstühle für Besucher passen auch noch gerade rein. Direkt vor der Tür ist die Großbaustelle mit Materiallager und emsigen Bauhelferinnen.

Anita braucht entsprechende Geduld und Nerven um in Krach, Unruhe und Staub zu arbeiten. Wir treffen uns jeden Morgen zwischen 9 und 10 Uhr (nepalische Bürozeit) Es geht los mit dem checken der Mails.  Bange Frage: haben wir Strom oder nicht?

Heute haben wir zwei erfahrene Ofenbauer zum Gespräch bestellt.  Sie kommen auch , mit zwei Stunden Verspätung, total ausgehungert an. Unterwegs war ein schwerer Verkehrsunfall und die Straße mußte lange gesperrt werden.  Nach kurzem Bericht über das erlebte, geht das Gespräch um die Öfen im CO2 Gebiet. Die Ofenbauer werden bis zum Jahresende noch einmal richtig konzentriert arbeiten , um eine möglichst große Zahl von Haushalten mit einem rauchfreien Küchenofen zu versorgen. Die Ofensteine sind zu Tausenden bereits geformt und trocknen gerade. Ein erfahrener Ofenbauer kann, wenn alles Materien bereit liegt und er einen Helfer zur Seite hat, bis zu fünf Öfen täglich aufstellen. ( Die weniger erfahrenen schaffen 2-3 Öfen pro Tag.)   Das Gespräch dreht sich weiter um die Behinderungen der Arbeit durch den Wahlkampf in Nepal. Besonders auf dem Lande werden die Menschen zu Wahlkampfveranstaltungen gelockt mit Geld und auch mit der Ausgabe von einer Reismahlzeit. Es wird Transport angeboten und alle möglichen verlockenden (?) Geschenken wie Fähnchen, T Shirts und Mützen, natürlich jeweils mit dem entsprechenden Emblem der Partei.  Wie man sich ausmalen kann entstehen da sehr merkwürdige Kombinationen, wenn jemand, wie es häufig vorkommt, zu mehreren Veranstaltungen geht.  ( T-Shirt von den Kommunisten ,Hut von den Demokraten und Fähnchen von der örtlichen Bauernpartei, Auswahl gibt es genug) Wir motivieren die Ofenbauer doch nicht ihren Tagesverdienst für ein Fähnchen aufs Spiel zu setzen.

Nun muß Anita zwischendurch noch schnell die Flüge für Afrika bestätigen und die Buchung fest machen, das geht per Telefon und ist eine lange Diskussion. Man redet erst mal viel und am Ende sollte dann alles klar sein, oder doch nicht, besser noch Mal wiederholen lassen die Abmachung – ja die Tickets sind bestätigt!

Jetzt folgt die Abrechnung der Reise nach Gulmi, mit dem abgebrochenen Trainingsprogramm. Der  Trainer muß alle Rechnungen/Quittungen zusammenheften und abgeben, nur dann werden sie ihm erstattet. Obwohl das eingeübte Praxis ist mss Anita wieder und wieder ausführlich erklären, wie diese Arbeit gemacht werden soll. Es dauert und nach zwei Stunden ist alles geklärt.

Der Holz-Mann, wie Anita ihn nennt, kommt. Dieser Tischler stellt die Holzformen für die Lehmsteine her und er hat wieder einen großen Auftrag von Anita bekommen für die nächsten Trainings werden jeweils 20 Sets  Formen gebraucht, das geht nicht ohne Vorschuss, weil der Mann kein Kapital hat das Material vorzufinanzieren. Also wird ein Cheque geschrieben, der einfach Handwerker ist nicht glücklich, erklärt sich aber doch bereit selbst zur Bank zu gehen um den „Zettel“ in Bargeld zu tauschen.

Anruf bei AEPC (Alternativ Energie Promotion Center) um nach unserem Vertrag für das Projekt in Gulmi zu fragen. Der zuständige Beamte ist gerade im Meeting, versuchen wir es später noch Mal.

Die e mails werden nun endlich angeguckt, einiges ist schnell erledigt für andere Anfragen müssen ein paar Akten gewälzt werden, um die Antwort  schreiben zu können.

Pieep, pieep – in Deutschland ist die Zeit fast 5 Stunden zurück, und nun sind Frank und Katharina online, wir sprechen über Skype. Mitten in der Baustelle mit Head Set auf gibt es eine Verbindung nach München.

Jetzt ist Tea time. Anitas Mutter versorgt und mit dem berühmten nepal.  Masala Tea. Süß und gewürzig  muss er sein, mit Milch als Grundlage und richtig durchgekocht, das kann gar nichts passieren.

Telefon klingelt schon wieder, aha der Vertreter der Nepalhilfe Aachen ist am Tempel ausgestiegen und muß von der Hauptstraße abgeholt werden. Das kann ich machen, denn so viele Weißnasen laufen ja nicht herum. Wir finden uns gleich und sitzen vor dem Büro im Baumaterial weil es dort noch ein paar Sonnenstrahlen gibt.  Ralf Pütz berichtet über seine Reise nach Doti und die Aktivitäten der Nepalhilfe dort. Der Groß Ofen der dort gebaut wurde fand bei den Benutzern keinen Anklang und wir vermitteln örtliche Ofenbauer, nach dem Rechten zu sehen.

Die Sonne sinkt tiefer, es wird schattig und richtig kalt im Büro. Der Arbeitstag ist vorbei und Anita und ich fahren in verschiedene Richtungen mit den kleinen Tuktuks nach Hause.

 

 

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Laxmi Pooja – Lichterfest

Die Menschen sprechen von Nichts anderem als von der Göttin Laxmi, die Reichtum und Glück verspricht. Natürlich muß man dafür etwas tun und in jedem Haushalt ist man heute beschäftigt die Laxmi einzuladen und ihr den Weg zu bereiten. Viel Licht braucht sie und so hat die Technik in Nepal sich auch dazu einige Sachen überlegt. Es gibt LED Lichterketten, die ganze Häuser überziehen und mit wildem Geblinke die Aufmerksamkeit der Göttin erregen wollen…ob das klappt?

Bei meinem Gastgeber wird die Laxmi Pooja ganz traditionell gefeiert und das heißt viel „Handarbeit“. Zunächst wird der Hof vor dem kleinen Haustempel gereinigt und mit einer Mischung aus roter Erde und Kuhdung „gestrichen“, gleichzeitig wird mit der gleichen Mischung ein schmaler Weg vom Tempel ins Haus hinein, die Treppe hinauf bis unters Dach zum Hausaltar, gemalt. Draußen auf dem Hof zeichnen die Frauen ein Mandala Ornament mit gefärbtem Mehl und Blütenblättern der Tagetis auf den Boden, je größer und schöner, desto besser für Laxmi.  Auf dem Weg ins Haus werden dann weiße kleine Fußabdrücke mit Roten Zehen gedruckt (mit dem Handballen)

Schon am Nachmittag wurden die kleinen Tonschälchen mit getränkten Baumwolldochten bestückt und mit Öl gefüllt. Jetzt brennen diese Öllampen auf dem Weg nach oben zum Altar in kurzen Abständen und weisen Laxmi den Weg.

Am Hausaltar wird in dieser Nacht möglichst viel Geld aufgestapelt und der Goldschmuck der Familie bereit gelegt. Alles soll sich vermehren und Reichtum und Wohlstand für die Familie bringen.

All das dauert seine Zeit und der interessierte Besucher hat unterdessen ungläubig , staunend und hungrig zuzusehen, bis es dann kurz vor Mitternacht Laxmis Lieblingsspeise (Milchreis) für alle gibt.

Aber wer glaubt dann wird’s gemütlich, hat sich geirrt. Denn draußen vor dem Haus wandern singende und tanzende Gruppen herum, die vor den Haustüren ihre Ständchen und Aufführungen zum Besten geben und um Gaben bitten.  Man gibt Reis und Früchte und kleine Geldscheine. Mit Gesang wird geantwortet ob das wohl ausreichend erscheint oder ob man sich den Gesang weiter anhören muß bis man sich mit einem weiteren Geldschein freikauft.  Und dann kommt schon die nächste Gruppe….. (bis die Stimmen versagen)

 

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Stürmische Anreise

Orkantief Christian hat meine Reisepläne ganz schön durcheinander gewirbelt. Als klar wurde dass es sich dabei nicht nur um einen starken Wind handelt, habe ich die Insel fluchtartig verlassen, weil evtl. die Fähre ihren Betrieb einstellen würde.

Und wie richtig war diese Entscheidung. Übernachtung in Husum bei auf flauendem Sturm mit Orkanböen am Morgen, Zugverspätung von Anfang an. Mein Zug kommt von Westerland und auf dem Hindenburgdamm bläst es schon ordentlich. Bis Frankfurt gab es dann mehrere Stopps wegen Sturmschäden, aber irgendwie hatte ich noch Glück, wenn man die Nachrichten aus ganz Europa betrachtet. Jedenfalls kam ich rechtzeitig am Air India Schalter an.

Der Flug nach New Delhi durchquerte dann noch mehrere Sturmausläufer, aber alles ging gut. 30 Grad C. in Delhi und diesig ohne Ende – die werden doch wohl nicht in der Stadt alle auf Lagerfeuern kochen???

Weiterflug nach Kathmandu. Für mich ist es ja wie nach Hause kommen, und doch erschlägt mich der Verkehr mit einer Wucht die man nicht beschreiben kann. Die dreispurige Straße vor dem Airport wird wie immer mit sechs Autos nebeneinander befahren. Zusätzlich springen die Fußgänger dazwischen herum. Ein Wassertanker hat einen defekten Tankverschluss und versprüht das kostbare Trinkwasser auf die Straße. 22 Motorräder quetschen sich zwischen LKW, Bus und PKWs und drängeln sich durch. In der Mitte von allem steht eine Politesse mit tadelloser Uniform und Frisur, schiebt die Pfeife unter den Mundschutz und pfeift immer wieder laut aber nutzlos in das Chaos hinein.

Alle Sinne sind angesprochen und überreizt, das kann man nur mit hinduistischer Gelassenheit aushalten.

Neu und zusätzlich sind die Aktivitäten des Wahlkampfes. Am 19. November ist die nationale Wahl und damit kommt der Wahlkampf genau jetzt in die heiße Phase. Wie in Deutschland gibt es Plakatwände in jeder Größe und Ausprägung, aber hier zeigt man zusätzlich am Auto oder Moped seine Gesinnung durch die entsprechenden Fähnchen. Dann kommt dazu das wenige der 101 zugelassenen Parteien die Wahl verhindern oder wenigstens verschieben möchten (weil sie gerade nicht so sehr in der Gunst der Menschen stehen, und Stimmenverluste drohen) Solche Gruppierungen stören und behindern die großen und kleinen Veranstaltungen der gegnerischen Parteien. Diese Veranstaltungen wiederum werden lautstark angekündigt. Dazu baut man einen überdimensionierten Lautsprecher auf ein kleines Auto, setzt möglichst viele, und ich meine wirklich viele, Personen rein und lässt sie abwechseln in das Mikrophon schreien.

Leider geht es im Zuge des Wahlkampfes auch an vielen Orten kämpferisch zu. Bombendrohungen und Schlägereien sind an der Tagesordnung, die Polizei ist massiv verstärkt unterwegs . Im Fernsehen wird stolz berichtet über die Ausbildung einer Art Bürgerwehr zu Unterstützung der Polizei.  Hohe Politiker werden gehindert an Veranstaltungen teilzunehmen durch Straßensperren und Blockaden , was dann natürlich den gesamten Verkehr stillstehen lässt . Eigentlich ist es unbeschreiblich wie eine Wahl das ganze Land behindern kann.

 

 

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