Erster Überblick

Drei Tage waren wir jetzt in den Communities rund um Ol Pejeta unterwegs und haben etwa 45 Öfen von zwei unserer Ofenbauer besichtigt. Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen.

Es gibt mehrere Faktoren, die einen gut funktionierenden und wirkungsvollen Ofen ausmachen. Material und Qualität des Baus sind wichtig, aber auch das Wissen der Besitzer über Funktionsweise und Nutzen und die Bereitschaft für die Pflege spielen eine große Rolle. In allen diesen Punkten konten wir in drei Tagen die gesamte Bandbreite erleben.

Material war hier in der Gegend schon immer das größte Problem. Während es David, einem der Ofenbauer, offensichtlich gelungen ist, ordentlichen Boden zu finden und auch die Hausbewohner davon zu überzeugen, sich diesen zu holen, ist die Situation im Umfeld von Elias weniger ermutigend. Hier gibt es weite Gebiete, wo nur sandiges Erdreich vorkommt. Dass die Öfen, die damit gebaut wurden eher Sandhaufen als Kochgelegenheiten sind, ist kein Wunder.

Die Bauqualität liegt bei allen Öfen, die wir besichtigt haben, zwischen durchschnittlich und sehr gut. Das liegt sicher am Engagement von Beatrice, unserer besten Schülerin, die am Ende des Kurses von Ol Pejeta als Supervisor angeheuert wurde. Sowohl David als auch Elias haben kräftig dazu gelernt.

Die breiteste Streuung finden wir, keine Überraschung, beim Engagement der Besitzer. Einige nehmen die regelmäßige Pflege offensichtlich sehr ernst und ihr Ofen ist in hervorragendem Zustand, auch wenn er schon seit einem halben Jahr in Betrieb ist. Einige haben von sich aus den problematischen Bereich um die Feueröffnung herum modifiziert und das Gate durch eine Metallröhre ersetzt. Das bringt mehr Stabilität und ist vielleicht eine Option, die wir aufgreifen können.

Andere scheinen irgendwann die Lust an der Pflege verloren zu haben. Dann geht es steil bergab mit dem Ofen. Zwei davon waren nur noch Ruinen. Die Tatsache, dass der Verfall bei mangelnder Pflege so schnell voran schreitet, ist wiederum dem schlechten Boden geschuldet.

Wichtig für uns Ofenbauer ist die durchgängige Begeisterung der Haushalte: Selbst die Ruinenbesitzer nutzen die Reste weiterhin. Die Begründung ist immer, dass der Ofen mit viel weniger Brennholz auskommt. Gestern waren wir in einer Buschlandschaft unterwegs, wo nach Aussage aller Einheimischen vor 20 Jahren noch Wald war. Das zeigt die fortschreitende Dringlichkeit des Problems.

Ab Anfang nächster Woche wollen wir an den Bau der modifizierten Öfen gehen. Bis dann sollten Zement- und Ton-Iserts zur Verbesserung der Stabilität zur Verfügung stehen. Wir werden andauernd gefragt, wann wir mehr Öfen bauen lassen und weitere Trainings für mehr Ofenbauer veranstalten. Wir sagen immer: Wenn die Stabilität der Öfen gesichert ist, geht es richtig los …

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Wieder eingezäunt

Abu Dhabi im Sommer: 34 Grad Celsuis und 99% Luftfeuchtigkeit. Wie ein Gewicht lastet die Schwüle auf uns beim Weg über das Rollfeld. Aber die Scheichs lassen uns nicht im Stich: Das Innere des Flughafens ist auf 18 Grad heruntergekühlt – höchstens. Als Reisender brauchst du eine eiserne Gesundheit und einen Pullover im Handgepäck.

Laikipia im letzten Drittel der Trockenzeit: Staubig und windig. Für den Wind sind wir dankbar. Er verhindert, dass die Temperaturen zu sehr in die Höhe gehen. Trotzdem ist das Wetter in Nairobi schweißtreibend. Vom Flughafen sind es knapp vier Stunden mit dem Auto zum Ol Pejeta Farm House. Der Flieger hatte Verspätung und so passieren wir erst nach Einbruch der Dunkelheit den Eingang zur Conservancy. Im Scheinwerferlicht tauchen Büffel auf, ein paar Gazellen flüchten, ein Hase hoppelt quer über die Piste, wir längs. Zahlreiche Augenpaare beobachten uns aus dem Dunkel heraus. Das wissen wir, sehen können wir sie nicht.

Der Wind ist bis zum nächsten Morgen stärker geworden. Ol Pejeta liegt wesentlich höher als Nairobi. So viel Abkühlung wäre also gar nicht nötig. Trotzdem: Wir empfinden die gut 20 Grad als angenehm, die Einheimischen tragen Pullover oder Anoraks. Nach dem Frühstück investieren wir ein paar Minuten um das Gelände rund ums Research Center abzugehen, unser Zuhause für die nächsten Wochen. Wir sind hier eingezäunt, die Tiere außenrum leben in Freiheit.

Morgen beginnt die Arbeitswoche. Moses hat ein Fahrzeug organisiert, mit dem wir die Communities rund um Ol Pejeta besuchen, die gebauten Öfen besichtigen und die Besitzer befagen werden.

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Wieder in Addis

Die Wochen in Alem Katema sind plötzlich zu Ende gegangen. Wie immer häufen sich in den letzten Tagen die unerledigten Dinge zu einem fast unüberwindlichen Berg auf. Termine mit dem Bürgermeister, den Offices, Öfen fertig machen u.s.w., alles muss noch erledigt werden, alle wollen uns „nochmal mal kurz sehen“. Obwohl wir das jedesmal erleben passiert es immer wieder.

Morgens um 5 Uhr sollte der Bus nach Addis vor dem Guesthouse halten um uns aufzunehmen. Diesmal erlebten wir eine völlig neue Variante von „ethioipian time“: Kurz nach halb 5 hupte es laut vor dem Tor. Der Bus war da. Natürlich waren wir noch nicht fertig. Während Abebaw mit allen Mitteln versuchte, den Fahrer daran zu hindern, ohne uns weiter zu fahren, warfen wir die letzten Sachen in die Rucksäcke und spurteten zur Straße. Das Wortgefecht mit dem Fahrer hörte sich für uns inzwischen so an, als wären wir kurz vor Handgreiflichkeiten.

Als der Bus dann endlich in Bewegung war, beruhigten sich aber alle schnell wieder und wir rumpelten ohne weitere Zwischenfälle nach Addis.

Hier im Yeka Guesthouse haben wir wieder einigermaßen vernünftigen Internet-Anschluss und so liefere ich ein paar Bilder nach, die bei den letzen Versuchen in der Leitung stecken geblieben sind.

Morgen werden wir wieder in Deutschland sein. Pfisterbrot und Brezen an Stelle von Injera.

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Supervision

Dieser Blog-Eintrag hätte eigentlich am Freitag veröffentlicht werden sollen. Genau seit diesem Zeitpunkt ist das Telefonnetz ausgefallen. Unser Internet-Anschluss ist ans Telefon gebunden, also gab es auch kein Web. Heute, nach 3 Tagen Funkstille, ist das Netz wieder da.

Alem Katema 3 Tage telefonisch nicht erreichbar? Kein Problem.

6:30 morgens ist, so unsere Ofenbauer, auch nicht die normale Arbeitszeit in Äthiopien. Trotzdem sind vier Tage nacheinander fast alle gekommen, die meisten auch noch pünktlich. Nach dem Business-Training fanden sich dann alle in der Werkhalle ein zum Ziegel machen. Die 6 Öfen in Privathaushalten, Secondary School, Civil Services Office, Krankenhaus und Gefängnis sind zum Wochenende nicht fertig geworden. Deshalb ging Marius immer mit jeweils einer Gruppe vor Ort um letzte Hand anzulegen. Die Situation zum Einbau des Kamin-Endstücks ist jedesmal anders. Die Schüler müssen lernen, sich darauf einzustellen.

Bei einigen Öfen gab es auch Probleme mit der gleichmäßigen Temperaturverteilung auf dem Met’ad und beim Anstarten des Ofens. Die Äthiopier nehmen vieles vielleicht nicht so genau, aber die waagerechte Ausrichtung der Injera-Platte und die gleichmäßige Hitzeverteilung werden mit pedantischer Sorgfalt eingefordert. Für unsere Schüler war es ein lehrreiches Stück Training on the Job, zu verfolgen, mit welchen Maßnahmen Marius den Unzulänglichkeiten zu Leibe gerückt ist. Am Freitag morgen hat er außerdem eine Theoriestunde eingefügt, um das praktisch Erlernte zu vertiefen.

Der Elan der Trainees ist nach wie vor ungebrochen. Samstag vormittag hat sich eine Gruppe von ihnen wieder am Ofen auf dem Markt verabredet, dort gekocht, Essen an die Marktbesucher verteilt und Werbung gemacht. Die Ausbeute: Viele Interessenten und einige verbindliche Aufträge. Anschließend haben sie uns zu Brot und gerösteten Erbsen (beides auf dem Ofen hergestellt) im Tukul eingeladen.

Montag morgen war eine Sitzung der Ofenbauer in Abebaws Büro zur Gründung einer Vereinigung, die man am besten mit einer Genossenschaft vergleichen kann. Die Mitglieder schließen sich zusammen um leichter an die Materialien, vor allem Lehm und Sand, zu kommen. Ein Teil der Erlöse geht in den gemeinsamen Fond, aus dem z.B. Werkzeug beschafft wird. Eine sehr sinnvolle Einrichtung, die den Start ins Berufsleben erleichtern wird. Die Bildung solcher Vereinigungen wird staatlich unterstützt. Hier in Alem Katema ist Abebaw dafür zuständig.

Montag vormittag begann auch der Bau der letzten 3 von uns gecoachten Öfen. Sie werden von Gruppen in drei Haushalten der Ofenbauer errichtet. Die Ofenbauer sind jetzt wie in richtigen Leben ganz auf sich alleine gestellt, müssen also z.B. auch den Transport alleine bewältigen. Wir ehemalige Lehrer verhalten uns wie Kunden und geben nur noch gegebenenfalls Ratschläge.

Heute oder morgen soll der Lastwagen kommen, der eine Ladung Sand und eine halbe Ladung Lehmerde ins Energy-Office bringt. Das haben wir den Schülern als Starthilfe spendiert. Die Menge müsste für die ersten 50 Öfen reichen.

Fotos gibt’s diesmal nicht. Ich bin froh, dass wenigstens der Text nach einer halben Stunde hochgeladen war.

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Rita ist da

Vor ein paar Tagen ist auch Rita zu uns gestoßen. Sie will dazu helfen, dass sich die frisch ausgebildeten Ofenbauern zu Unternehmern weiterentwickeln. Hier ist ein erster Bericht von ihr:

Ich bin nun also auch in Alem Katema angekommen, froh Addis Abebebas Smog hinter mir gelassen zu haben. Die Idee ist, dass ich ein kleines Training durchführe, damit die OfenmacherInnen ein Basiswissen zum Aufbauen ihrer Selbstständigkeit bekommen. Als ich sie bitte aus ihren selbst gemachten Ziegeln einen kleinen Turm zu bauen, bei dem jeder Ziegel eine Ihrer bereits erworbenen Fähigkeiten und Ressourcen darstellt, bauen Sie bemerkenswert hohe Türme. (unter Franks besorgten Blicken, weil die Ziegel nicht kaputt gehen sollen). Ich bin echt beindruckt, was sie alles beschreiben. Als sie sich dann aufteilen sollen, wer auf jeden Fall ProfiofenmacherIn werden will, wer vielleicht und wer eher nicht, stehen alle Frauen auf der Position“ auf jeden Fall während 80% der Männer auf „vielleicht“. Die Männer sind eher unsicher, ob sich ein Markt findet, die Frauen sagen, dass das zu schaffen ist. “Erst einmal baue ich mir einen Ofen und dann lade ich alle Nachbarinnen, Freundinnen und Verwandte ein, damit sie ihn sehen und dann wollen sie auch so einen…..“ Super Marketing Idee.

Am Samstag dann sind alle schon früh aufgestanden um auf dem Markt einen Demoofen zu bauen, haben Vorträge parallel zum Aufbau gehalten und ein Super Straßentheater gemacht. Selbst entwickelt und eingeprobt. Der Erfolg: 9 eingeschriebene Kunden. Danach gab es eine Zeremonie zur Übergabe der Zertifikate, denn das offizielle Training war abgeschlossen. Der Bürgermeister mit Team und VertreterInnen des Vaterstettenkommitees waren dazu eingeladen und gekommen. Der Bürgermeister findet das Projekt sehr wichtig und……. Mal schaun, wie sein Unterstützungsangebot sich im konkreten Tun zeigt. Nachdem es Buna (Kaffeezeremonie), Softgetränke, köstliches Brot, eine Art Schmalzgebäck und Popcorn gab wurden die Urkunden überreicht und als alle offiziellen Personen weg waren tanzten und sangen die Trainees. U.a. einen sehr kraftvollen Männertanz.

Ab jetzt also werden Öfen in den Privathäusern gebaut und mein Angebot noch 4 Tage lang 2 Stunden „business training „zu machen wurde gerne angenommen. Einziger Haken: Sie wollen es morgens um 6.30 Uhr machen, um am Tag Ziegel herzustellen und Öfen zu bauen. So viel Einsatz ihrerseits, da konnte ich nicht kneifen. Also morgen 6.30 Uhr……echt nicht meine Zeit!

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Steine klopfen, Strippen ziehen

Die Schüler sitzen in der Werkhalle und lernen die Herstellung der Lehmziegel. Nach mehreren Tagen intensiven Trainings im Ofenbau mit steiler Lernkurve stehen heute die eher einfachen aber nicht minder wichtigen Tätigkeiten auf dem Lehrplan: Arbeitsplatz säubern, Lehm mischen und treten, Ziegel klopfen.

Der Lehm wird in einem großen Batzen mit Schwung in die Form geworfen, mit einer Druckplatte und Klopfen mit einem Stein verdichtet und dann als hoffentlich wohlgeformter Quader ausgeworfen. Hört sich einfach an, will aber auch gelernt sein.

Die erste Trainingswoche ist inzwischen erfolgreich absolviert. Die Vierer/Fünfergruppen haben schrittweise den Umgang mit den Schablonen, das Zuschlagen der Steine, Aufmörteln des Ofens, Einpassen der Töpfe und Hochziehen des Kamins erlernt. Fast alle haben sich dabei sehr geschickt angestellt und unsere Erwartungen immer wieder übertroffen. Auch die Stimmung innerhalb der Gruppe könnte nicht besser sein.

Am Donnerstag ist Marius zu uns gestoßen. Jetzt haben wir zwei Ofenbau-Experten an Bord. Christoph ist dadurch etwas entlastet und auch Katharina und ich profitieren davon, dass eine Person mehr da ist, die sich um die tausend Kleinigkeiten kümmert, die am Rande des Trainings organisiert und erledigt werden müssen damit alles reibungslos abläuft.

Ein tägliches wiederkehrendes Problem ist die Verfügbarkeit eines Schulungsraums für die allmorgendlichen Theoriestunden. Mal ist kein Schlüssel da, mal fehlt der Beamer und manchmal ist überhaupt keiner da – außer uns und den Schülern, die inzwischen fast schon beängstigend pünktlich sind. Wir haben gelernt, damit umzugehen. Im Notfall finden die Theorie einfach im Freien statt.

Am Sonntag haben wir vier uns mit einem Ausflug nach Soma belohnt. Es liegt etwa 300m über dem Ort Alem Katema am Rand der Hochebene. Der Aufstieg ist zwar sehr schweißtreibend – es ist um diese Zeit sehr sommerlich hier – aber auch äußerst lohnend. Der Ausblick vom Plateau in die tief eingeschnittenen Flusstäler ist atemberaubend.

Gestern haben die Trainees in Zweiergruppen selbständig ihren ersten Ofen fertig gestellt. Die Ergebnisse waren durchwegs sehr gut bis befriedigend. Die Kandidaten haben uns alle mit ihren Fertigkeiten überrascht.

Soeben hatten wir ein sehr gutes Gespräch mit dem Leiter der lokalen Behörde für Energie und Wasserwirtschaft. Tewodros, der das Training als Organisator und Übersetzer begleitet, ist dort als Verantwortlicher für die Verbreitung von Öfen als Ersatz für die offenen Feuerstellen tätig. Keine der bisher angebotenen Varianten verfügt jedoch über einen Kamin und kann gleichzeitig als Injera-Platte und Herd für Töpfe benutzt werden. Wir haben vereinbart, dass auch unser Ofen mit Hilfe der Behörde vertrieben wird. Wir Ofenmacher denken, dass unser Modell die anderen aus dem Feld schlagen wird. Somit haben die Ofenmacher jetzt die lokale Organisation gefunden, die als Ankerpunkt für das Projekt im Land erforderlich ist.

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Fortschritte

Der Trainingsbetrieb hat sich eingespielt. Morgens gibt es immer eine oder zwei Stunden theoretischen Unterricht. Wir beginnen mit dem Rückblick auf den vergangenen Tag. Dafür sind zwei Schüler verantwortlich, die einen kleinen Bericht abgeben. Zwei andere machen „Evaluation“, d.h. sie haben sich überlegt, was man besser machen kann. Dann folgt die Einlage der beiden Verantwortlichen für Entertainment. Zum Schluss werden noch die beiden Manager bestimmt, die heute für Pünktlichkeit und Ordnung sorgen sollen. Die Verantwortlichkeiten wechseln jeden Tag durch.

In den theoretischen Einheiten geht es um Gesundheit, Umwelt, Ofenkunde und so weiter. Anschließend wechseln wir dann in die Werkhalle des Agriculture and Energy Office. Jeder Arbeitsschritt wird von Christoph am Demonstrationsofen vorgeführt und dann von den vier Gruppen mit je vier oder fünf Teilnehmern praktisch nachvollzogen. Inzwischen hat jede Gruppe ihren ersten Ofen fast fertig.

Auch ein paar Einheiten Lehmmischen und Treten haben sie jetzt schon hinter sich gebracht. Das ist relativ eintönig und anstrengend, kann aber der guten Laune unserer Ofenschüler nichts anhaben. Da wird aus einer Runde Lehmstampfen gleich mal ein kleines Tänzchen. Und das ist vielleicht das Bemerkenswerteste an diesem Training: Motivation und Stimmung sind durchwegs auf höchstem Niveau. Das gibt auch uns Organisatoren und Trainern jeden Tag neuen Schwung.

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Schablonen für Christos 3.0

Freitag 21.3.

Christoph ist Freitag mittag angekommen. Er hat Schablonen und einen Satz Lehren mitgebracht. Die Schablonen sind eingeritze Plasitkfolien, die den Grundriss des Ofens festlegen. Mit den Lehren kann man die Schnitte an den Ziegeln anreißen. Mit Schablonen und Lehren wird es den Schülern möglich sein, ohne Meterstab und Berechnungen zu arbeiten. Das macht den Produktionsprozess weniger fehleranfällig und schneller. Die Schablonen definieren die neueste Version des Äthiopienofens. Wir geben ihr den Namen Christos 3.0.

Die Ziegelproduktion läuft weiterhin auf Hochtouren. Jeden Tag kommen jetzt 150 – 200 Ziegel dazu.

Christoph war in der Vocational School um 20 Sätze Lehren zu bestellen.

Wir haben jetzt festgelegt, dass der theoretische Unterricht in der Vocational School stattfinden wird. Das ist nur ein paar schritte entfernt von der Werkhalle, in der der praktische Unterricht sein wird.

Samstag 22.3.

Abebaw hat eine einstündige Versammlung zur Orientierung der Schüler für 8:30 einberufen.

Alles war „vorbereitet“: Um 8:40 (!) begannen wir, in der Vocational School einen Raum zu suchen. Ayele, der Leiter der Schule schickte seinen Techniker auf die Suche nach einem Beamer. Eine Projektionswand entdeckten wir in der IT-Abteilung und transportierten sie in den Schulungraum. Dort ist die Steckdose offensichtlich schon seit langem abmontiert. Eine Verteilerleiste musste daher an die aus der Wand hängenden Drähte angeklemmt werden – ohne den Strom abzustellen, versteht sich. Den Rest der Komplikationen schenke ich mir jetzt. Schließlich war um 9:30 alles fertig.

Das passte aber ganz gut, denn die letzten Schüler trudelten gerade ein. Es ist also verständlich, dass wir einen wesentlichen Teil der Einführung darauf verwendeten, den Begriff Pünktlichkeit und die Anwendung derselben zu erläutern. Ich bin gespannt, wie das am Montag läuft.

Am Samstag ist Markttag und damit Gelegenheit, neben dem normalen Wocheneinkauf alles zu besorgen was noch für das Training zu nötig ist: Schüsseln, Töpfe, Äxte, Schreibutensilien und noch vieles mehr. Es ist ziemlich heiß und auf dem Markt gibt es nirgendwo Schatten.

Eine Tante von Ababaw in einem 400 km entfernten Ort ist gestorben. Da gibt es für ihn keine Wahl. Er muss auf der Stelle dorthin fahren. Allein die Reise dauert zwei Tage – einfach. Er wird erst Mitte nächster Woche wieder zurück sein. Plötzlich haben wir keinen Übersetzer und Organisator mehr. Zum Glück springt kurzfristig Tewodros vom Energy Office ein. It’s Africa, be flexible!

Sonntag 23.3.

Christoph, Katharina und ich gehen den Schulungsplan für morgen im Detail durch. Charts werden vorbereitet, Präsentationen feingeschliffen, Material sortiert und so weiter. Zwischendurch fällt uns ein, dass der Schmied, der uns geschworen hatte, gestern Abend 17 Äxte vorbei zu bringen, nicht erschienen ist. Unser Ablauf sieht vor, dass wir sie ab Montag Mittag brauchen. Außerdem: nachdem sie geliefert werden, müssen sie noch mit Stielen versehen werden.

Nur Abebaw weiß, wie der Händler heißt und wo er wohnt. Ihn telefonisch zu erreichen, ist heute fast unmöglich. Nicht nur weil er unterwegs ist, sondern auch weil am Sonntag der Telefontarif niedriger und daher das Netz chronisch überlastet ist. It’s Africa …

Nachmittags sind wir bei Dessalegn zum Bunna (Kaffee) eingeladen. Der Ofen ist in sehr gutem Zustand. Die Koch-Seite wird täglich benutzt, die Injera-Seite seltener. Das liegt daran, dass Dessalegn einen Stromanschluss und einen elektrischen Injera-Ofen hat, der bevorzugt genutzt wird, wenn Strom da ist. Wir bestärken Dessalegn und seine Frau: Strom ist noch besser als Holzofen. Der Strom wird in Äthiopien zu fast 100% aus Wasserkraft gewonnen.

Am Abend schließlich gelingt es Tewodros, Abebaw zu erreichen. Christoph und er machen sich auf den Weg, die Äxte abzuholen. Das klappt tatsächlich. Der Watchman von Guesthouse erklärt sich bereit, bis morgen Mittag 17 Stiele zu liefern. It’s good to be flexible.

Eigentlich wollte ich heute einen Beitrag in den Blog einstellen. Ich hätte auch Zeit gehabt, aber unser mobile WiFi arbeitet über das Telefonnetz und das ist ja, wie wir alle jetzt wissen, am Sonntag am Boden.

Montag 24.5.

Erster Trainingstag. Eine detaillierte Schilderung des Dramas bei der Vorbereitung des Raums am Morgen vor dem Training erspare ich Euch und mir. Ayele hatte entgegen aller Versicherungen vom Samstag nichts vorbereitet und war auch nur mühsam morgens um halb acht Uhr aus dem Bett zu klingeln. Aber wir sind ja flexibel und deswegen haben wir gerade noch bis acht Uhr die Kurve gekratzt und den Raum einsatzbereit bekommen. Unsere Schüler allerdings waren Punkt acht alle da. Der Vortrag am Samstag hat gewirkt. Wir haben jetzt 19 erwartungsvolle Teilnehmer.

Einigermaßen pünktlich begann also das übliche Vorspiel: Begrüßung, Vorstellung, Ansprache vom Vertreter des Bürgermeisters, Einführung, Abfrage der Erwartungen, Teepause. Nach der Teepause betraten wir eine Minute vor der vereinbarten Zeit den Raum: 19 fröhliche Trainees saßen auf ihren Stühlen und warteten…

Praktische Arbeit ist der Schwerpunkt unserer Trainings, also wechselten wir schon vor dem Mittagessen in die Werkhallen. Mit Spannung hatten wir die Reaktion der Schüler auf die Schablonen und Lehren erwartet. Sie erwiesen sich als Knaller. Noch schneller als erwartet hatten die meisten den Umgang mit den großen Plastiklappen begriffen und bald hatte jede Gruppe den ersten Grundriss auf den Boden kopiert. Die Handhabung der Lehren erfordert etwas räumliches Vorstellungsvermögen, das bekanntlich nicht bei allen Menschen gleichermaßen ausgeprägt ist. Aber auch hier war im Laufe des Nachmittags ein deutlicher Lerneffekt feststellbar.

Am Ende des ersten Tagen hatten alle Gruppen die Steine für die unterste der drei Lagen des Ofens richtig zugeschnitten und wie ein Puzzle korrekt aufgestellt. Damit war das Ziel erreicht, das wir uns  für den ersten Tag gesetzt hatten. Auch am Ende dieses langen Tages waren die Schüler noch fröhlich und hoch motiviert. So kann es weitergehen.

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Angekommen

Wie ihr seht, sehr ihr was. Es ist uns tatsächlich gelungen, das mobile WiFi hier in Betrieb zu nehmen. Für die Technik-Interessierten und alle, die in nächster Zeit nach Äthiopien reisen: Die Internet-Geräte, die man bei uns im Laden kaufen kann und die nicht „gebrandet“ sind, funktionieren hier mit einer gewöhnlichen Telefonkarte der Telefongesellschaft Ethiotel, die das Monopol hat. Nachteil: es ist relativ langsam (in der Realität ein paar kBit/s) und teuer (0,46 Birr/MB d.h. ca. 2 Eurocent/MB). Seit kurzem gibt es auch spezielle Karten für den Internet-Zugang, mit denen man wesentlich schneller und billiger surft. Die funktionieren aber nur in den Geräten von Ethiotel und die gibt es nur in Addis Ababa. Trotz dieser Einschränkung ist es uns möglich, wenigstens eine dünne Verbindung zu Außenwelt aufrecht zu erhalten und so lassen wir ab und zu ein paar Bit zu euch rübertröpfeln. Wir freuen uns auch über Nachrichten von euch, vor allem wenn sie klein sind.

Girma wäre nicht Girma, wenn er uns nicht schon während der Anreise nach Alem Katema ein Mittagessen mit dem neuen Bürgermeister, seinem Manager und seinem Berater arrangiert hätte. Philemon, Dessalegn und Abebaw vervollständigten das Begrüßungskommittee.

Das Essen fand im Restaurant statt, in dem Christoph im Oktober einen Ofen gebaut hat. Der wird seither täglich fast rund um die Uhr benutzt und sieht immer noch hervorragend aus. Die Besitzer sind total glücklich damit und betonen, dass sie schon viel Geld mit dem Ofen gespart haben. Er verbraucht deutlich weniger Holz als die alte offene Feuerstelle. Die Wand hinter dem Ofen haben sie frisch gestrichen und freuen sich nun, dass sie nicht wieder schwarz wird vom Ruß.

Das Gebäude der alten Bibliothek direkt neben der neuen soll als Heimatmuseum genutzt werden. Wir begleiteten Girma bei der Inspektion der Fortschritte. Der Umbau ist in vollem Gange, einige Ausstellungsstücke sind schon da.

Die Hauptstraße von Alem Katema ähnelt derzeit einer Großbaustelle. Häuser werden abgerissen, Gräben ausgehoben, Erde bewegt. Demnächst – wann auch immer das sein wird – soll eine vierspurige geteerte Straße durch den Ort führen. Der Fortschritt ist auch hier nicht aufzuhalten. Wozu auch, sagen die Einwohner.

In der Werkhalle im Energy Office sind vier Arbeiter beschäftigt, Lehmziegel für das Training zu produzieren. Heute Abend werden sie bei 1000 Stück angekommen sein. Auch alle anderen Vorbereitungen machen Fortschritte. Abebaw hat gute Arbeit geleistet. Es besteht kein Zweifel, dass zum Start am Montag alles perfekt sein wird.

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Zwischenstopp Addis Ababa

Wir wollten eigentlich drei Tage in Addis verbringen. Man weiß ja nie, wie lange die Erledigungen hier dauern. Das wichtigste Vorhaben war, eine Druckerei zu finden, die die Handbücher für die Benutzer der Öfen herstellt. Nachdem die Kontaktaufnahme von Deutschland aus per Internet fast erfolglos war, hatten wir wenig Hoffnung, das hier zügig zum Erfolg zu führen, ganz davon abgesehen, eine vernünftigen Preis zu bekommen.

Mit Girmas Hilfe ging heute alles ganz schnell. Er führte uns in einen Hinterhof, wo ein buntes Schild über dem Eingang einer kleinen Hütte auf einen Printshop hinwies – dachten wir. Selbst Harry Potter hätte gestaunt: Das Innere der Hütte war so groß wie eine Turnhalle und beherbegte eine Druckerei, die ausgestattet ist, Presseartikel und sogar Bücher zu produzieren. In diesem Fall allerdings war es keine Hexerei. Wir hatten von außen nur nicht das Rückgebäude wahrgenommen, das um ein Vielfaches größer ist als die Hütte vorne.

Dass wir in dieser professionellen Umgebung keine Probleme hatten, unsere Wünsche erfüllt zu bekommen, war dann schon keine Magie mehr. Der Manager zauberte geschwind einige Varianten bezüglich Papierqualität und Stückzahl auf seinen Notizblock und da auch der Preis stimmte, kamen wir schnell ins Geschäft. Katharina, Girma und ich belohnten uns anschließend mit einem Bunna, dem ersten nach unserer Ankunft. Der Kaffee alleine ist Grund, eine Reise nach Äthiopien zu unternehmen.

Das Yeka Guesthouse hat kein Zimmer mehr frei für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch und das Wichtigste ist erledigt, also hält uns hier nichts mehr. Morgen früh machen wir uns auf den Weg nach Alem Katema. Girma wird uns begleiten. Er hat die Aufgabe übernommen, in der alten Bücherei ein Heimatmuseum einzurichten und will dort den Fortschritt begutachten. Schneller als geplant verlassen wir also die Region einigermaßen gesicherten Internet-Zugangs.

Ob wir aus der Kommunikationswüste gelegentlich eine Flaschenpost in die Zivilisation entsenden können wird man sehen. Wir sind diesmal mit einem „mobile WiFi“ unterwegs. Das gibt ein wenig Hoffnung, aber vor Überraschungen ist man hier nie sicher. Schaumamal.

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