Kwaheri

Die letzten Tage vergehen wie im Flug.

Vorletzter Tag: Noch ein Community Meeting, erstes Anfeuern des Ofens im Research Center, Schulung in richtiger Benutzung und Wartung, Plätzchen backen, Materialpreise verhandeln.

Letzter Tag: Übergabe der Aufgaben an Nancy und Moses, Vereinbarung der Abläufe, abschließendes Meeting mit Richard, Hangar aufräumen, nochmal über Materialpreise diskutieren.

Allerletzter Tag: Aufräumen (was sich in 6 Wochen so alles im Research Center ansammelt!), Packen, Aufbruch nach Nairobi

Kwaheri heißt auf Wiedersehen. So soll es sein.

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Trockenzeit

Es geht erstaunlich schnell. Wo vor kurzem noch Schlammpfützen waren, wirbelt heute Staub auf. Die grünen Ebenen werden jeden Tag brauner und die Risse im Boden größer. Die Morgen sind wieder klar und nicht neblig, mittags wird es immer heißer und abends grüßt der Mount Kenya ohne Wolkenhaube. Der Regen ist endgültig vorbei, es ist Trockenzeit.

So wie jetzt der Boden sah auch einige Zeit unser Ofen aus. Durch regelmäßiges Verschmieren der Risse haben wir das aber in den Griff bekommen. Je mehr von der Feuchtigkeit aus dem Lehm verdunstet, desto kleiner werden die Spalten, die in der Hitze des Tages nachwachsen. Man bekommt die Rissbildung auch bei diesem Boden hier in den Griff, aber es macht viel Arbeit.

Lange werden wir nicht mehr hier sein und plötzlich gibt es eine Menge Dinge, die vor unserer Abreise zu erledigen sind. Wir versuchen, möglichst oft die Ofenbauer zu sehen um ihnen noch den einen oder anderen Rat zu geben. Zwischendurch machen wir Community Meetings, manchmal ganz spontan. Parallel dazu müssen Absprachen mit Ol Pejeta getroffen werden damit nach unserer Abreise alles glatt weiterläuft: Beauftragung und Bezahlung der Ofenbauer, Versorgung mit Material, Transfer und Abrechnung der Finanzen, monatlicher Bericht zum Ofenbau usw.

Die Materialversorgung hat uns in den letzten Tagen viel Kopfzerbrechen gemacht. Geeignetes Rohmaterial und fähige Handwerker zu einem vernünftigen Preis zu bekommen, ist nicht einfach. Inzwischen haben wir zwar die ersten größeren Lieferungen, z.B. 110 Eisen-Sätze, bekommen, aber mit dem Preis sind wir noch nicht ganz zufrieden. Und bis die Lieferkette stabil steht, werden noch einige Nerven verbraucht werden.

Die Lehmforschung steht kurz vor dem vorläufigen Abschluss. Morgen werde ich die letzten Plätzchen backen, d.h. die letzten Lehmproben im Feuer testen. Dann können wir ein Resumee ziehen und, das steht jetzt schon fest, wir werden staunen, wie vielfältig die Böden in einer Gegend sind, in der es auf den ersten Blick nur Black Cotton Soil gibt.

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Bei den Ofenbauern

Von einer kurzen Pause über den Jahreswechsel abgesehen, sind Katharina und ich jeden Tag unterwegs um unsere Ofenbauer zu besuchen und sie nach Möglichkeit zu unterstützen. Unsere nepalesischen Freunde haben uns mit Ende des Jahres verlassen. Sie mussten wieder nach Hause zurück.

Lucy ist unglücklich weil sie die Rissbildung nicht in den Griff bekommt. Jeder Boden in ihrer Umgebung macht Spalten, in denen Elefanten verschwinden könnten. Sie wohnt in einer Gegend, wo die Nachbarn so weit auseinander wohnen, dass man in der Ebene gerade noch das nächste Haus sehen kann. Unser Rat, Gruppen mit Haushalten zu bilden, die nahe beieinander sind, hat für sie so viel Wert wie ein Porsche: Straßen gibt es hier auch nicht. Sie hat es wirklich nicht leicht. Was ihr hilft, ist ihre positive Einstellung.

Patrick ist ein Tüftler und macht sich viele Gedanken. Weil die Outlets noch nicht fertig sind, er aber seinen Ofen zu Hause in Betrieb setzen will, hat er kurzerhand eine alte chinesische Thermoskanne zum Ofenrohr umfunktioniert. Seine beste Idee hat er entwickelt, weil auch ihn die Risse zur Verzweiflung getrieben haben. Er ist eigentlich Maurer und als solcher den Umgang mit Zement gewohnt. Also hat er etwas davon in den Lehm für die Außenhaut gemischt. Das Ergebnis sieht erfolversprechend aus: Keine Risse und sehr feste Topfsitze. Wenn das langzeitstabil ist, könnte es eine Lösung für viele Probleme sein. Es geht doch nichts über interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Regina hat für unseren Besuch die Gruppe von Nachbarn versammelt, für die sie die ersten Öfen bauen wird. Damit hatten wir gleich ein kleines Community Meeting und haben unser Programm abgespult. Wie immer aufmerksame Zuhörer und viele Fragen. Reginas Boden ist wider alle Prognosen gut zu verarbeiten und macht wenig Risse. Dabei sieht er äußerlich aus wie der schlimmste Black Cotton Soil. Manche inneren Werte erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Beatrice aus Debatas war die Klassenbeste und zeigt ihre Qualitäten jetzt auch zu Hause. Ihre Öfen sind beinahe perfekt. Außerdem hat sie das Glück, über extrem gutmütigen Boden zu verfügen. Was sie herstellt, würde ich sofort kaufen.

Fred lebt weit draußen im Massai-Land. Diese Ansiedlungen sind zwar auch verstreut, aber lange nicht so extrem wie bei Lucy. Er hat fleißig geübt und auf dem Weg zum ersten Ofen seine Zwischenprodukte immer wieder abgerissen und neu angefangen. Das hat sich gelohnt, dann was er jetzt im Hause seines Vaters stehen hat, darf den Namen Lehmofen mit vollem Recht tragen.

Wenn wir nicht unterwegs sind, gibt es auch im Research Center viel zu tun. Unsere Lehmprobensammlung ist inzwischen auf 40 Stück angewachsen. Zum Glück stört sich keiner daran, dass überall unsere „Plätzchen“ rumliegen. Der neue Ofen für die Küche ist zur Zeit noch sehr pflegeintensiv. Der von uns verwendete Termite Mound Soil wird zwar sehr hart, macht aber auch eindrucksvolle Risse. Die habe ich jetzt schon mehrfach wieder verschlossen. Danach sieht der Ofen immer ganz hübsch und harmlos aus, aber einen Tag später …

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Wieder unterwegs

Wie geplant versuchen wir nach den Feiertagen, möglichst viele Gemeinden und Ofenbauer zu besuchen. Das ist organisatorisch nicht einfach, weil nicht viele verfügbar sind. Wie bei uns ist in der Zeit „zwischen den Jahren“ nicht viel los, man besucht Verwandte oder wird besucht.

Bei einigen unserer Ofenbauer dürfen wir trotzdem mal kurz reinschauen. Sie haben zuhause die ersten Öfen gebaut und wir können ihnen einige Tipps geben. Die Öfen dienen der Übung und können außerdem Nachbarn und Freunden gezeigt werden. Der Lehm ist wie immer ein Thema. Wir tauschen die ersten Ergebnisse von unseren Proben im Research Center gegen die Erfahrungen vor Ort.

In Debatas bekommen wir sogar ein richtiges Community Meeting zusammen. Obwohl die Versammlung spontan zu Stande kommt, sind plötzlich über vierzig Leute da. Wie immer wird viel gefragt und das Interesse ist groß. Paul, der sich auf die Schnelle als Übersetzer zur Verfügung gestellt hat, entpuppt sich als Lehmexperte. Er war als Töpfer an dem Projekt der Italiener in Nanyuki beteiligt. Dort waren wir vor ein paar Wochen und hatten mit Joseph gesprochen. Außerdem engagiert sich Paul für die Gesundheitsversorgung in Debatas. Mit minimalen Mitteln versucht er, etwas auf die Beine zu stellen. Sein kleines Projekt bräuchte dringend Unterstützung. Wir werden mit ihm in Verbindung bleiben.

Und zwischendurch bleibt immer wieder mal Zeit zum Ausschnaufen und für andere Freizeitbeschäftigungen z.B. Zebras im Abendlicht fotografieren.

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Weihnachtspause

Die Ziegel, die Bel Bahadur für den neuen Ofen im Research Center gemacht hat, durften zwei Tage lang trocknen. Auch für uns war zwei Tage lang Pause. Hier ist der 25. Dezember der Tag, an dem Weihnachten gefeiert wird. Richard hatte mit uns versprengten Insassen des Research Center ein Einsehen und hat uns zum Weihnachts-Lunch in Morani’s Restaurant eigeladen. Morani ist die eingezäunte Insel innerhalb Ol Pejeta, auf der Baraka, das blinde Nashorn wohnt, und wo es ein kleines Museum und das Restaurant gibt. Man sitzt auf der Terrasse, nimmt einen Drink, schaut in den Busch und genießt die Athmosphäre.

Ab und zu sieht man Baraka durch die Büsche laufen. Er hat heute viel zu tun, denn eine Menge Leute besuchen die Conservancy. Auf den Pisten im Park ist reger Autoverkehr und der Parkplatz von Morani ist voll belegt. Für die Angestellten von Ol Pejeta ist Weihnachten eine der arbeitsreichsten Zeiten des Jahres, da gibt es für Baraka keine Ausnahme. Aber er ist ein Dickhäuter und nimmt es gelassen. Das Lunch dauert bis weit in den Nachmittag und weil unser Fahrer und seine Freunde auf dem Weg nach Hause noch Lust auf einen spontanen Game Drive haben, kommen wir erst kurz vor dem Abendessen ins Research Center.

Die Küchenmannschaft war dort inzwischen fleißig und hat ihren Ehrgeiz in das Abendessen mit mehreren Gängen gelegt. Jetzt heißt es, an die Leistungsgrenze gehen. Es wäre auch zu schade, alle diese Köstlichkeiten nicht zu würdigen. Später wird unter einem glasklaren Sternenhimmel das Lagerfeuer angezündet.

Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist dann Schluss mit dem Müßiggang. Wir schleppen Ziegel und Lehm aus dem Hangar herbei und Bel Bahadur baut den neuen Lehmofen. Er ist wesentlich größer als der alte, hat drei Kochstellen und einen Rost unter der Feuerstelle, so dass sie von unten belüftet ist. Ein echtes Prachtstück, das allen Vorbeikommenden ein Wow entlockt.

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Geht doch – oder nicht

Gestern war ein schöner und erfolgreicher Tag. Nach langer Zeit wieder mal ein klarer Morgen, an dem wir zum mehrfach verschobenen Bushwalk aufbrachen. Zum zweiten Mal seit wir diesmal hier sind steht der Mount Kenya klar über dem Horizont. Tau liegt auf Büschen und Gras. Einige Büffel beobachten uns argwöhnisch aus sicherer Entfernung – sicher für uns. Unsere beiden Fürer halten einige Buschlektionen bereit: Von welchem Tier stammt dieser Sch…haufen? Wer hat diesen Busch kaputt gemacht? Wer hinterlässt solche Fußstapfen? Warum sollen wir immer auf die Oxpecker achten?

Etwa drei Stunden sind wir unterwegs. Giraffen beobachten uns aus luftiger Höhe. Ein Grevy Zebra lässt uns nahe herankommen. Es ist bekannt, dass diese Unterart viel weniger scheu ist als die grobgestreiften Kollegen. Ein Schnauben warnt uns, dass wir am Rande seiner Komfortzone angekommen sind. Die Führer raten zum Rückzug. Grevys sind größer und kräftiger als die „normalen“ Zebras. Selbst Löwen trauen sich nicht an sie heran. Dann wollen wir auch lieber vorsichtig sein.

Am frühen Nachmittag, nach dem Kirchgang, ist ein Community Meeting in Ereri angesetzt. Etwa 40 Massai lauschen aufmerksam unseren Ausführungen. Der Hit ist jedoch das Video vom Ofenbau in Nepal, das Katharina auf ihrem Laptop vorführt. Alle rücken ganz eng zusammen und staunen.

Das Problem hier in den nördlichen Gemeinden ist der Boden. Das ist den Leuten auch bewusst. Etwa 30km weiter im Norden gibt es angeblich guten Lehm. Man bietet uns an, mindestens 10 kräftige junge Männer zum Schaufeln aufzubieten, wenn wir einen Lastwagen beschaffen. Wir nehmen das mit und werden nach den Feiertagen mit Richard darüber reden.

Heute gibt es mal wieder nicht so viel zu tun. Morgens kam ein Anruf aus Debatas, dass das geplante Meeting leider nicht stattfinden könne weil Markttag sei. Nancy findet, es sei schon ein Fortschritt, dass wir vorher angerufen wurden. Ich finde es erstaunlich, wie plötzlich hier Markttage aus dem Nichts auftauchen und unsere Pläne durcheinander bringen. Nancy findet dafür auch keine Erklärung. Wir alle finden das ärgerlich.

Somit hat Bel Bahadur Gelegenheit, Ziegel für den neuen größeren Ofen herzustellen, den wir über die Feiertage im Research Center bauen wollen. Schon vorgestern sind hier drei kräftige junge Männer angerückt und haben vier Stunden lang Lehm gemischt und getreten. Der durfte dann 2 Tage luftdicht verpackt ruhen und hat jetzt eine sehr gute Konsistenz zur Weiterverarbeitung. Die Erfahrungen, die wir auf diese Weise mit den Lehmmischungen machen, werden an die Ofenbauer weitergegeben.

Nachmittags machen wir einen Shopping-Ausflug nach Nanyuki. In der Bank müssen wir eine Stunde anstehen. Das ist normal. Im Nakumatt Shopping Center ist viel los, Weihnachtseinkäufe wie bei uns.

Die Feiertage kündigen sich deutlich an. Man wünscht sich frohe Weihnachten. Im Community Office kehrt allmählich Ruhe ein, alle fahren nach Hause. Die Paviane streifen durchs Research Center. Das hat nichts mit Weihnachten zu tun. Sie tragen keine roten Zipfelmützen, machen dafür aber Fingerabdrücke in unsere frischen Ziegel. Das tut der Weihnachtsmann nicht.

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Wieder auf der Insel

Die letzten Tage in Nepal sind immer vollgestopft mit Abschieden und deshalb schon nicht mehr wirklich Nepal.

Bis zum allerletzten Moment haben wir im SCN Büro darauf gewartet dass wir doch noch zum AEPC Office fahren können um die Unterschrift unter das MOU für Gulmi zu setzen – der Anruf kam genau als ich in den Flieger einstieg.

Und der war schon ziemlich verspätet. Air India hatte gar keine Flugzeug in Kathmandu stehen und in Delhi war es nebelig, also saßen wir wie auf Kohlen, denn die Umsteigezeit in Neu Delhi war knapp bemessen und die Wege sind weit dort. Es klappte dann doch noch irgendwie und alle rannten wie wild los und erreichten das Gate mit hängender Zunge. Alle ? Nein ein Passagier fehlte und wurde ausgerufen und ausgerufen und noch Mal. Als der eine Stunde nicht zu finden war hob der Flieger ab in Richtung Deutschland. Ich dachte mit Sorge an meinen Zugfahrplan und fürchtete schon dass ich gar keinen Zug mehr finden wuerde der bis nach Twistringen (dem Zentrum der Provinz)fahren würde. Aber weit gefehlt, der Flugkapitän holte die Verspätung rein und war noch eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunftszeit in Frankfurt.

Super ich finde eine gute Verbindung und rufe meine Freundin an dass sie mich um halb zwölf in der Nacht vom Bahnhof abholen kann. Müde aber zufrieden, merke ich erst gar nicht dass der Zug langsamer wird und schließlich zum Stehen kommt. Die Durchsage „betriebsfremde Person auf dem Gleiskörper“ lässt nichts Gutes ahnen. Es dauerte dann auch fast zwei Stunden bis die herbeigerufene Bundespolizei die Strecke wieder freigeben konnte. Es war eigentlich nichts passiert aber die gesichtete Person war flüchtig und da muss man natürlich sicherstellen dass es sich nicht um einen Anschlag auf die Bahn handelt. (sind wir denn in Afghanistan?) Hannover, alle Anschlüsse weg, dann kommt noch einer dieser „Bummelzüge“ – soll man ja nicht mehr sagen, war aber so. Bis Bremen dauerte es dann bis weit nach 1 Uhr und es gibt keinen Anschluss mehr nach Twistringen, obwohl Zentrum der Provinz. Nach einer kleinen Diskussion mit der netten Zugbegleiterin hatte ich einen Taxischein in der Tasche und fuhr sehr bequem bis vor die Haustür von Beate in Twistringen. Halb drei in der Nacht, das Fahrgastrechte Formular in der Tasche, damit man einen Teil seines Fahrgeldes rückerstattet bekommt. Willkommen in Deutschland!

Ausgeschlafen und gefrühstückt mache ich mich an die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt. Einen größeren Kulturschock gibt es kaum. Aber was tut man nicht alles für die Öfen in Nepal. Mein Stand beim Weihnachtsmarkt Wochenende auf dem Tannenhof in Steinsvorde war dann auch wunderschön mit Gebetsfahnen geschmückt, das Pappmodell des Ofens stand unter dem größten Tannenbaum und rundherum gab es Glühwein und Kaffee und Torten. (Landfrauen lassen sich da nichts vormachen) Ein kleiner Junge fand den Ofen so toll dass er spontan anfing in den Töpfen zu rühren und „Suppe zu kochen“. Es gab viele interessante Gespräche und ich durfte über die letzten Erlebnisse in Nepal erzählen. Mein Nepalschmuck, die Filzweihnachtskrippen und viele andere Dinge wurden gut verkauft. Ein Renner waren die Handtaschen aus Autoreifen. Manch einer gab auch einfach eine Spende und freute sich über Hilfe die direkt ankommt. Familie Buschmann, die Besitzer des Tannenhofes habe auch in diesem Jahr wieder alle Standmieten des gesamten Weihnachtsmarktes für das Ofenprojekt gespendet und die Summe sogar noch aufgestockt. Klar dass ich gerne der Bitte nachkam noch zwei kleine Vorträge zu halten für die Angestellten des Tannenhofes und die Gäste der Familie. Dabei habe ich mich richtig wohl gefühlt und konnte, glaube ich, das Publikum begeistern.

Nach einem Ruhetag in Twistringen ging es dann auf die letzte Etappe der Reise. Durchgehender Zug von Bremen nach Husum, Klasse da kann ja nicht viel schief gehen. Pustekuchen, gleich hinter Hamburg, die berühmte Verlangsamung bis der Zug stand. Technische Schaden an einem Wagen, hieß es durch den Lautsprecher, und wir müssen im nächsten Bahnhof den Wagen loswerden, also abkoppelt. Das dauert so ca. 20 Minuten, wenn alles klappt. Bei einer aktuellen Verspätung von bereits 20 Minuten, wird sofort klar dass wir die Fähre nach Pellworm nicht mehr erwischen, nur gut dass am Abend noch ein geht. Mit Fahrgastrechte Formular in der Tasche auf der Wartebank in Husum vergeht die Zeit beim Blog schreiben. 18:30 geht die Fähre, eine Stunde vorher der Bus ab Bahnhof. Also werde ich dann so halb Acht wieder zu Hause sein.

auf dem weihnachtsmarkt

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Wie die Scherenschleifer

Die Arbeit auf den Dörfern ist nicht einfach. Wir lernen, dass alleine die Tatsache, dass ein paar Mzungos (Weiße) auftauchen und etwas erzählen wollen, noch lange nicht volle Versammlungen garantiert. Seit Tagen tingeln wir über die Dörfer wie die Scherenschleifer und machen unsere Show. Manchmal haben wir eine Wiese voll Leute, manchmal auch nur eine Hand voll.

Aber egal: Wenn es erst mal los geht, sind alle aufmerksam dabei. Es wird gefragt, diskutiert und gelacht. Jede Versammlung für sich ist lebhaft und unterhaltsam. Unsere Choreographie funktioniert wie geschmiert. Moses, der als Übersetzer fungiert, kann seinen Part auch schon fast auswendig. Hier draußen spricht nur noch die Hälfte der Leute Englisch. Trotzdem verstehen alle, was wir ihnen vermitteln wollen und am Ende der Veranstaltung bekommt der jeweils anwesende Ofenbauer von ringsum Aufträge.

Eine Pause zwischen den Fahrten Pause gibt Gelegenheit, die Natur vor unserer Nase zu beobachten. Vor dem Research Center steht eine Akazie, die von Webervögeln (Link auf Video!) besiedelt ist. Sie leben in großen Gruppen zusammen und bauen ihre Nester, die den Eingang von unten haben, dicht nebeneinender. Wie in allen größeren Gesellschaften gibt es immer was zu zwitschern, jeder versucht den anderen zu übertönen und am Ende ist der Lärmpegel am oberen Anschlag. Wie auf Kommando fliegt zwischendurch die ganze Gesellschaft zum Halme holen. Bei uns unter dem Baum kehrt Ruhe ein. Dann kommen alle zurück, bauen weiter am Nest und nehmen die Unterhaltung wieder auf. Wenn die Halme sitzen und alles ausdiskutiert ist, wird zusammen die nächste Ladung geholt. Man könnte stundenlang zuschauen.

 

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How to meet a community

Dass die Dinge in Afrika nicht immer genau so ablaufen wie in Deutschland und auf keinen Fall wie geplant, ist uns inzwischen hinlänglich bekannt. Jetzt haben wir eine weitere Bestätigung erhalten.

Gestern hat unsere Serie von Community Meetings, auf Deutsch Dorfversammlungen, begonnen. Innerhalb von 5 Tagen wollen wir 10 Veranstaltungen abhalten. Mit Ablauf des heutigen Tages hätten wir drei Versammlungen hinter uns bringen sollen. Tatsächlich geschafft haben wir eine halbe. Wie kann das sein?

Tag 1: Geplant ist eine Versammlung in Ngobit, etwa 1,5 Stunden Fahrt vom Research Center entfernt. Das Wetter ist gut, die Straße fest, wir kommen also mit nur einer halben Stunde Verspätung an, das heißt hier: pünktlich. Am Platz sind der Dorfchef, sein Vertreter und 3 Frauen. Man hat erst gestern von dem angesetzten Termin erfahren. Jetzt wird eifrig herumtelefoniert, was dazu führt, dass nach einer guten halben Stunde etwa 15 Personen zusammengekommen sind. Katharina hat die Wartezeit genutzt und dem stellvertretenden Chef einen Privatvortrag auf dem Laptop gehalten.

Dann beginnt die Versammlung. Ich blicke in aufmerksame Augen, es wird eifrig zugestimmt, alle sind bei der Sache. Einige Zwischenfragen runden den Eindruck regen Interesses ab. Zum Schluss gibt es die üblichen sehr freundlichen Bedankungen von allen Seiten. In Summe war das eine sehr gut gelaufene Veranstaltung. Auch wenn sie nicht viele erlebt haben, können wir davon ausgehen, dass die Anwesenden ihren Nachbarn davon erzählen werden. Wir vereinbaren, das Ganze anlässlich unseres nächsten Besuches zum Coaching des lokalen Ofenbauers zu wiederholen, diesmal mit langer Ankündigung und ganz vielen Teilnehmern. Dann holpern wir wieder ins Research Center zurück.

Tag 2: Heute sind zwei Veranstaltungen im Norden der Conservancy, bei den Massai, geplant. Wir treffen mit nur einer Stunde Verspätung im ersten Dorf ein. Hier warten schon einge Frauen in ihren farbenfrohen traditionellen Gewändern. Dann erfahren wir, dass sie nicht unseretwegen hier sind, sondern an einer politischen Veranstaltung teilnehmen wollen, die parallel zu unserem Treffen angesetzt wurde. Davon hat uns aber keiner etwas gesagt.

Also fahren wir ins zweite Dorf. Hier ist niemand. Alle sind auf einer Beerdigung. Auch das hat uns keiner erzählt. Nancy vom Ol Pejeta Community Office, die das alles organisieren soll, ist kurz vor dem Herzinfarkt. Hilft aber alles nichts. Wir verlegen die Treffen in den beiden Dörfern auf Sonntag und Montag und fahren wieder nach Hause. Dabei geraten wir in eine Elefantenherde mit vielen Jungtieren, sehen einige Giraffen, viele Büffel und ein paar Nashörner. Das Leben ist schön.

Von den bunten Massais gibt es diesmal noch keine Fotos. Ich habe mir angewöhnt, erst nach der Veranstaltung zu fotografieren. Das kommt besser an. Also: freut euch auf den Bericht nach dem Wochenende!

Stattdessen seht ihr zwei Beispiele unseres Busch-Powerpoint-Vortrags, der technisch so ausgelegt ist, dass er mit einem Baum als „Projektionsfläche“ auskommt, Er hat sich gleich beim ersten Einsatz gut bewährt.

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Die Lehmsucher

In diesen Tagen reisen wir von Dorf zu Dorf und treffen dort unsere Ofenbauer. Gemeinsam klappern wir Orte ab, an denen lehmhaltiger und gut zu verarbeitender Boden zu finden ist. Das ist hier nicht selbstverständlich. Fast überall trifft man auf Black Cotton Soil, der zum Anbau von Baumwolle gut geeignet sein soll, aber offensichtlich nicht für Ofenmacher gedacht ist. Beim Trocknen schrumpft er stark. Also bilden sich am Ofen große Risse. Außerdem ist der Lehmgehalt zu gering, so dass die Festigkeit des Ofens zu wünschen lässt. Mit anderen Worten: Den besten Boden und die optimale Mischung mit Kuhdung, Heu und Sand zu finden, ist unsere größte Herausforderung.

So machen wir uns also morgens, versehen mit Lunchpaketen und einem Allrad-Fahrzeug auf den Weg. Zur Zeit geht ohne 4WD gar nichts mehr. In den letzen Tagen ist es sehr regnerisch. Gestern hat ein anschwellender Bach Teile eines benachbarten Camps weggespült. Auf dem Weg durch die Conservancy sind wir heute zweimal so tief im Schlamm versackt, dass ich daran dachte, einen Elefanten zu engagieren, der uns wieder rausschiebt. Alle versichern uns, dass die Regenzeit „eigentlich“ vorbei sei.

An jedem Ort müssen wir zusammen mit unseren Schülern je nach den Gegebenheiten individuelle Lösungen finden. In unserer Truppe wird mit der Zeit spezielles Know How entstehen, das bisher hier noch nicht vorhanden ist. Pionier zu sein ist manchmal eben auch etwas anstrengender.

In Nanyuki gibt es tatsächlich einen Töpfer, ein Tipp von Sarah. Eigentlich nicht zu erwarten, weil es weit und breit keinen tonhaltigen Boden gibt.  Joseph beschafft sich den Ton aus dem etwa 100 km entfernten Nyeri. Er verwendet auch einiges Material aus der Umgebung und ist sehr erfahren in Bezug auf die Eigenschaften der lokalen Böden. Er will uns mit seinem Wissen helfen und wir werden prüfen, ob wir mit von ihm hergestellten getöpferten Outlets arbeiten können.

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