Die Schüler sitzen in der Werkhalle und lernen die Herstellung der Lehmziegel. Nach mehreren Tagen intensiven Trainings im Ofenbau mit steiler Lernkurve stehen heute die eher einfachen aber nicht minder wichtigen Tätigkeiten auf dem Lehrplan: Arbeitsplatz säubern, Lehm mischen und treten, Ziegel klopfen.
Der Lehm wird in einem großen Batzen mit Schwung in die Form geworfen, mit einer Druckplatte und Klopfen mit einem Stein verdichtet und dann als hoffentlich wohlgeformter Quader ausgeworfen. Hört sich einfach an, will aber auch gelernt sein.
Die erste Trainingswoche ist inzwischen erfolgreich absolviert. Die Vierer/Fünfergruppen haben schrittweise den Umgang mit den Schablonen, das Zuschlagen der Steine, Aufmörteln des Ofens, Einpassen der Töpfe und Hochziehen des Kamins erlernt. Fast alle haben sich dabei sehr geschickt angestellt und unsere Erwartungen immer wieder übertroffen. Auch die Stimmung innerhalb der Gruppe könnte nicht besser sein.
Am Donnerstag ist Marius zu uns gestoßen. Jetzt haben wir zwei Ofenbau-Experten an Bord. Christoph ist dadurch etwas entlastet und auch Katharina und ich profitieren davon, dass eine Person mehr da ist, die sich um die tausend Kleinigkeiten kümmert, die am Rande des Trainings organisiert und erledigt werden müssen damit alles reibungslos abläuft.
Ein tägliches wiederkehrendes Problem ist die Verfügbarkeit eines Schulungsraums für die allmorgendlichen Theoriestunden. Mal ist kein Schlüssel da, mal fehlt der Beamer und manchmal ist überhaupt keiner da – außer uns und den Schülern, die inzwischen fast schon beängstigend pünktlich sind. Wir haben gelernt, damit umzugehen. Im Notfall finden die Theorie einfach im Freien statt.
Am Sonntag haben wir vier uns mit einem Ausflug nach Soma belohnt. Es liegt etwa 300m über dem Ort Alem Katema am Rand der Hochebene. Der Aufstieg ist zwar sehr schweißtreibend – es ist um diese Zeit sehr sommerlich hier – aber auch äußerst lohnend. Der Ausblick vom Plateau in die tief eingeschnittenen Flusstäler ist atemberaubend.
Gestern haben die Trainees in Zweiergruppen selbständig ihren ersten Ofen fertig gestellt. Die Ergebnisse waren durchwegs sehr gut bis befriedigend. Die Kandidaten haben uns alle mit ihren Fertigkeiten überrascht.
Soeben hatten wir ein sehr gutes Gespräch mit dem Leiter der lokalen Behörde für Energie und Wasserwirtschaft. Tewodros, der das Training als Organisator und Übersetzer begleitet, ist dort als Verantwortlicher für die Verbreitung von Öfen als Ersatz für die offenen Feuerstellen tätig. Keine der bisher angebotenen Varianten verfügt jedoch über einen Kamin und kann gleichzeitig als Injera-Platte und Herd für Töpfe benutzt werden. Wir haben vereinbart, dass auch unser Ofen mit Hilfe der Behörde vertrieben wird. Wir Ofenmacher denken, dass unser Modell die anderen aus dem Feld schlagen wird. Somit haben die Ofenmacher jetzt die lokale Organisation gefunden, die als Ankerpunkt für das Projekt im Land erforderlich ist.