Freitag 21.3.
Christoph ist Freitag mittag angekommen. Er hat Schablonen und einen Satz Lehren mitgebracht. Die Schablonen sind eingeritze Plasitkfolien, die den Grundriss des Ofens festlegen. Mit den Lehren kann man die Schnitte an den Ziegeln anreißen. Mit Schablonen und Lehren wird es den Schülern möglich sein, ohne Meterstab und Berechnungen zu arbeiten. Das macht den Produktionsprozess weniger fehleranfällig und schneller. Die Schablonen definieren die neueste Version des Äthiopienofens. Wir geben ihr den Namen Christos 3.0.
Die Ziegelproduktion läuft weiterhin auf Hochtouren. Jeden Tag kommen jetzt 150 – 200 Ziegel dazu.
Christoph war in der Vocational School um 20 Sätze Lehren zu bestellen.
Wir haben jetzt festgelegt, dass der theoretische Unterricht in der Vocational School stattfinden wird. Das ist nur ein paar schritte entfernt von der Werkhalle, in der der praktische Unterricht sein wird.
Samstag 22.3.
Abebaw hat eine einstündige Versammlung zur Orientierung der Schüler für 8:30 einberufen.
Alles war „vorbereitet“: Um 8:40 (!) begannen wir, in der Vocational School einen Raum zu suchen. Ayele, der Leiter der Schule schickte seinen Techniker auf die Suche nach einem Beamer. Eine Projektionswand entdeckten wir in der IT-Abteilung und transportierten sie in den Schulungraum. Dort ist die Steckdose offensichtlich schon seit langem abmontiert. Eine Verteilerleiste musste daher an die aus der Wand hängenden Drähte angeklemmt werden – ohne den Strom abzustellen, versteht sich. Den Rest der Komplikationen schenke ich mir jetzt. Schließlich war um 9:30 alles fertig.
Das passte aber ganz gut, denn die letzten Schüler trudelten gerade ein. Es ist also verständlich, dass wir einen wesentlichen Teil der Einführung darauf verwendeten, den Begriff Pünktlichkeit und die Anwendung derselben zu erläutern. Ich bin gespannt, wie das am Montag läuft.
Am Samstag ist Markttag und damit Gelegenheit, neben dem normalen Wocheneinkauf alles zu besorgen was noch für das Training zu nötig ist: Schüsseln, Töpfe, Äxte, Schreibutensilien und noch vieles mehr. Es ist ziemlich heiß und auf dem Markt gibt es nirgendwo Schatten.
Eine Tante von Ababaw in einem 400 km entfernten Ort ist gestorben. Da gibt es für ihn keine Wahl. Er muss auf der Stelle dorthin fahren. Allein die Reise dauert zwei Tage – einfach. Er wird erst Mitte nächster Woche wieder zurück sein. Plötzlich haben wir keinen Übersetzer und Organisator mehr. Zum Glück springt kurzfristig Tewodros vom Energy Office ein. It’s Africa, be flexible!
Sonntag 23.3.
Christoph, Katharina und ich gehen den Schulungsplan für morgen im Detail durch. Charts werden vorbereitet, Präsentationen feingeschliffen, Material sortiert und so weiter. Zwischendurch fällt uns ein, dass der Schmied, der uns geschworen hatte, gestern Abend 17 Äxte vorbei zu bringen, nicht erschienen ist. Unser Ablauf sieht vor, dass wir sie ab Montag Mittag brauchen. Außerdem: nachdem sie geliefert werden, müssen sie noch mit Stielen versehen werden.
Nur Abebaw weiß, wie der Händler heißt und wo er wohnt. Ihn telefonisch zu erreichen, ist heute fast unmöglich. Nicht nur weil er unterwegs ist, sondern auch weil am Sonntag der Telefontarif niedriger und daher das Netz chronisch überlastet ist. It’s Africa …
Nachmittags sind wir bei Dessalegn zum Bunna (Kaffee) eingeladen. Der Ofen ist in sehr gutem Zustand. Die Koch-Seite wird täglich benutzt, die Injera-Seite seltener. Das liegt daran, dass Dessalegn einen Stromanschluss und einen elektrischen Injera-Ofen hat, der bevorzugt genutzt wird, wenn Strom da ist. Wir bestärken Dessalegn und seine Frau: Strom ist noch besser als Holzofen. Der Strom wird in Äthiopien zu fast 100% aus Wasserkraft gewonnen.
Am Abend schließlich gelingt es Tewodros, Abebaw zu erreichen. Christoph und er machen sich auf den Weg, die Äxte abzuholen. Das klappt tatsächlich. Der Watchman von Guesthouse erklärt sich bereit, bis morgen Mittag 17 Stiele zu liefern. It’s good to be flexible.
Eigentlich wollte ich heute einen Beitrag in den Blog einstellen. Ich hätte auch Zeit gehabt, aber unser mobile WiFi arbeitet über das Telefonnetz und das ist ja, wie wir alle jetzt wissen, am Sonntag am Boden.
Montag 24.5.
Erster Trainingstag. Eine detaillierte Schilderung des Dramas bei der Vorbereitung des Raums am Morgen vor dem Training erspare ich Euch und mir. Ayele hatte entgegen aller Versicherungen vom Samstag nichts vorbereitet und war auch nur mühsam morgens um halb acht Uhr aus dem Bett zu klingeln. Aber wir sind ja flexibel und deswegen haben wir gerade noch bis acht Uhr die Kurve gekratzt und den Raum einsatzbereit bekommen. Unsere Schüler allerdings waren Punkt acht alle da. Der Vortrag am Samstag hat gewirkt. Wir haben jetzt 19 erwartungsvolle Teilnehmer.
Einigermaßen pünktlich begann also das übliche Vorspiel: Begrüßung, Vorstellung, Ansprache vom Vertreter des Bürgermeisters, Einführung, Abfrage der Erwartungen, Teepause. Nach der Teepause betraten wir eine Minute vor der vereinbarten Zeit den Raum: 19 fröhliche Trainees saßen auf ihren Stühlen und warteten…
Praktische Arbeit ist der Schwerpunkt unserer Trainings, also wechselten wir schon vor dem Mittagessen in die Werkhallen. Mit Spannung hatten wir die Reaktion der Schüler auf die Schablonen und Lehren erwartet. Sie erwiesen sich als Knaller. Noch schneller als erwartet hatten die meisten den Umgang mit den großen Plastiklappen begriffen und bald hatte jede Gruppe den ersten Grundriss auf den Boden kopiert. Die Handhabung der Lehren erfordert etwas räumliches Vorstellungsvermögen, das bekanntlich nicht bei allen Menschen gleichermaßen ausgeprägt ist. Aber auch hier war im Laufe des Nachmittags ein deutlicher Lerneffekt feststellbar.
Am Ende des ersten Tagen hatten alle Gruppen die Steine für die unterste der drei Lagen des Ofens richtig zugeschnitten und wie ein Puzzle korrekt aufgestellt. Damit war das Ziel erreicht, das wir uns für den ersten Tag gesetzt hatten. Auch am Ende dieses langen Tages waren die Schüler noch fröhlich und hoch motiviert. So kann es weitergehen.