Hundesache

Der Krieg – so muss man den Konflikt bezeichnen – gegen die Wilderer wird mit allen Mitteln geführt. Heute am freien Sonntag haben uns Pat und Daryll, zwei zur Zeit für Ol Pejeta tätige Hundetrainer aus Großbritannien, mitgenommen zu den Hundezwingern der Conservancy. Derzeit werden hier etwa 15 Hunde gehalten, ein Großteil davon Jungtiere, die noch am Anfang ihrer Ausbildung stehen. Daryll spricht salopp von den Puppies.

Unsere Annäherung an die Käfige wird von den Hunden mit Gebell, Knurren und Heulen quittiert. Ein Höllenlärm, bei dem wir kaum etwas verstehen, als Daryll uns die sehr unterschiedlichen Charaktere der Tiere erläutert. Doch auch dem friedlichsten seiner „Puppies“ möchte ich nicht alleine begegnen. Es sind fast ausgewachsene kräftige Hunde. Sie werden jeden Tag mehrere Stunden bewegt und ausgebildet. Entsprechend fit und austrainiert ist der Eindruck, den sie auf uns machen. Sie haben in etwa die Größe von Schäferhunden und einige sind ihnen auch nicht ganz unähnlich. Kenner von Hunderassen mögen mir diese Beschreibung verzeihen, ich bin keiner.

Je nach Charakter schlagen die Hunde unterschiedliche berufliche Laufbahnen ein. Manche werden zu Spürhunden, andere zu Jägern, wieder andere zu Angreifern erzogen. Zwei besonders clevere haben es zu Mehrkämpfern gebracht. Sie beherrschen alle drei Aufgaben. Gemeinsames Berufsziel ist es, Wilderer zu bekämpfen. Dass die Sitten immer rauher werden, zeigt sich dadurch, dass die Spürhunde in letzter Zeit auch darauf trainiert werden, Sprengstoffe unterschiedlichster Art aufzuspüren. Die Besonderheit dabei ist: Der Hund darf die „Beute“ nicht berühren, sondern soll den Fund nur durch seine Haltung anzeigen. Wir können uns den Grund dafür denken.

Anlass der Besichtigung ist die Anwesenheit eines Filmteams, das natürlich Action haben will. So kommen wir auch noch zu Vorführungen verschiedener Übungen wie Suche nach Waffen oder Verfolgung eines Wilderers. Derjenige, der den Wilderer spielt, steckt in einem Schutzanzug von etwa 30 kg Gewicht und sieht aus wie das Michelin-Männchen, das versucht vor einem Ferrari davonzulaufen. Bei 30 Grad Celsius und brennender Äquatorsonne ist das kein Traumjob.

Wilderer tragen im Allgemeinen ja keine Schutzanzüge, also wird für sie eine Begegnung mit einem der pfeilschnellen und spitzzähnigen Jägern kein Vergnügen sein. Trotzdem lassen sie sich von den Hunden alleine nicht abschrecken. Die Tiere sind nur ein Baustein im vielfältigen Schutzwall der Tierreservate gegen das Wilderertum, das von den Insidern hier als organisiertes Verbrechen charakterisiert wird. Man sagt, dass Nashornpulver inzwischen teurer gehandelt wird als Gold. Es geht also um hohe Einsätze. Beide Seiten liefern sich ein Wettrüsten, dessen Ende nicht abzusehen ist. Hoffen wir, dass die Seite der Tierschützer die Oberhand behält.

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