Tihar und Dasain sind die wichtigsten hindustischen Feste im Jahresablauf, sie finden im Zeitraum September/Oktober statt. Unsere Ankunft hier fiel zwischen die beiden Feste und heute befinden wir uns mitten in den Tihar-Feiern. Sie dauern fünf Tage. Es beginnt mit Kag Tihar, dem Tag an dem die Krähen (Kag) geehrt werden. Wenn man sie kriegen würde, bekämen sie wahrscheinlich einen Tika, d.h. einen roten Punkt, auf die Stirn und eine Blumenkette umgehängt.
Dieses Schicksal ereilt dafür heute, am zweiten Tag, die Hunde, die nicht wegfliegen können. Zum Ausgleich bekommen sie aber gleichzeitig etwas Feines zum Fressen, was sie mit viel größerer Begeisterung annehmen als den Blumenschmuck und die rote Farbe. Dieser Tag heißt Kukur (Hund) Tihar.
Selbstredend, dass Kukur Tihar ein ganz wichtiger Feiertag in Andreas Hundezentrum ist. Vormittags wird im Zentrum gefeiert. Alle vierbeinigen Insassen werden bedacht. Am Nachmittag geht es dann hinüber zur Boudha Stupa, die dort ansässigen Straßenhunde zu versorgen. Nicht nur die Mannschaft des Hundezentrums ist aktiv. Auch die Einheimischen machen mit und verzieren die Hunde, derer sie habhaft werden können. So kommt es, dass zum Schluss fast alle Hunde im Viertel eine Blumenkette, eine rote Stirn und einen vollen Bauch haben. Letzteres macht es auch für sie zu einem Festtag, an dessen Ende sie zufrieden und satt in der Nachmittagssonne dösen.
Morgen geht es weiter mit der Ehrung der Kühe, die allerdings inzwischen weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden sind. Am Abend ist dann das Lichterfest zu Ehren von Laxmi, der Göttin des Wohlstands, die mit den Lichterketten ins Haus und zum Geldschrank geführt werden soll um dort ihrer Bestimmung nachzukommen. Für uns Gäste ist das der beeindruckendste Teil. Dann sind alle Häuser und Straßen von tausenden kleinen Lichtern erhellt.
Der vierte Tag wird in den unterschiedlichen Volksgruppen verschieden gefeiert. Gemeinsam ist für alle am fünften Tag Bhai (kleiner Bruder) Tika, an dem die Schwestern ihre Brüder ehren und für ihr langes Leben beten.
Während der Feiertage bauen sich die Kinder und Jugendlichen große Schaukeln, die man überall im Tal bewundern kann. Sie haben im Vergleich zu unseren Spielplatzschaukeln erstaunliche Ausmaße und sind deshalb auch für die Größeren interessant.