Kisumu

Wieder sitze ich im Milimani Guesthouse in Nakuru unter einem Sonnenschirm im Garten und stelle mir den hinter den Bäumen verborgenen See vor – das hatten wir ja schon. Kisumu war sehr heiß. Man merkt den Höhenunterschied von etwa 500m gegenüber dem höher liegenden Nakuru. Hier ist es erträglicher. Wir sind auf dem Rückweg nach Naivasha und ich berichte von unsereren Erfahrungen in Kisumu am Ufer des Viktoriasees.

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Kisumu sind wir mit Rina zu ihren Eltern „aufs Land“ gefahren. Sie wohnen in Ahero, einem Dorf etwa 15 km östlich von Kisumu. der Vater ist Offizier im Ruhestand und hat 30 Jahre in Nanyuki (am Fuß des Mount Kenya, nahe Ol Pejeta Conservancy) gewohnt. Der Onkel ist Bauunternehmer. Beide haben uns sehr intensiv über das Projekt ausgefragt. Später kamen noch die Regierungsbeauftragte für die Gemeinde und ein Mitglied des Ältestenrats dazu.

Das Interesse an den Öfen ist enorm. Nach Aussage unserer Gesprächspartner kocht fast jeder Haushalt hier noch traditionell. Die Vegetation ist tropisch üppig und nach unserem Augenschein scheint kein Problem mit Abholzung der Wälder zu bestehen. Aber offensichtlich täuschen wir uns: auch hier macht man sich Gedanken um den Bestand und das Argument der Holzeinsparung hat Gewicht.

Natürlich kommt auch die Situation der Schulen zur Sprache. Wir werden eindringlich nach Öfen für größere Kochmengen befragt und versprechen, beim anschließenden Rundgang auch eine Schule zu besichtigen.

Wie eine kleine Expedition mit Rina, Vater, Mutter, Freundin, Onkel und Offiziellen ziehen wir dann von Haus zu Haus. Was wir dort zu sehen bekommen ist nicht neu: Die üblichen neben dem Haus stehenden schwarz verräucherten Verschläge mit der Kochstelle aus 3 Steinen. Nebenbei nehmen wir auch Bodenproben. Das verläuft anfangs ziemlich erfolglos. Auch hier findet man häufig Black Cotton Soil, den wir zur Genüge kennnen und gar nicht erst einsammeln. Aber dann treffen wir an zwei Stellen tonhaltigen Boden an. Bei einer davon ist sofort klar, dass dieses Material geeignet ist. Wir haben jetzt Proben von beiden Orten im Gepäck.

Auf dem Weg zur Schule erfahren wir mehr über deren Geschichte: Das Land wurde von Rinas Urgroßvater zur Verfügung gestellt unter der Bedingung, dass dort eine Grund- und eine weiterführende Schule errichtet werden. Nach alter Tradition, die auch durch die strenge christliche Ausrichtung nicht gebrochen wurde, hatte der alte Patriarch 14 Frauen und daher vermutlich großes eigenes Interesse an der Errichtung einer Bildungsanstalt.

Die Schulküche, die etwa 200 Schüler versorgt, bietet einen ernüchternden Anblick. In einem halb verfallenen oder halb fertigen (?) „Gebäude“ finden wir 3 traditionelle Kochstellen, also in Summe 9 Steine. Damit ist die Einrichtung vollständig beschrieben. Zu sehen, dass hier Bedarf ist, braucht es keine weiteren Worte. Der Schulleiter erzählt uns, dass monatlich 2 Tonnen Holz verfeuert werden, die die Schule 14000 Kenia Schillinge (ca. 130 Euro) kosten. Wir versprechen, uns Gedanken zu machen, wie wir hier mit einer Sonderaktion helfen können. Ein erfahrener Experte würde hier mit Freuden aufgenommen und versorgt und es gibt mehr als eine Schule …

Kurzes Fazit: Bedarf und Bereitschaft für Engagement bei den Einheimischen sind vorhanden. Die Honoratioren beteuern, dass sie uns nach Kräften unterstützen wollen. Lehm ist auffindbar. Einen Hersteller von Töpferwaren gibt es in Kisumu. Wichtige Voraussetzungen für ein Projekt sind gegeben.

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Expedition in Ahero

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Traditionelle Kochstelle

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Schulküche

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Kochstelle in der Schulküche

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Die Beteiligten beim Ahero Field Visit

 

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