Seit Anfang des Jahres werden die existierenden Öfen rund um Ol Pejeta (ca. 150 Stück) umgerüstet auf Einsätze aus gebranntem Ton. Das sind zylinderförmige Gebilde, die den Brennraum bilden und den Topf darüber abstützen. Zwei Effekte machen uns hier in Kenia zu schaffen: Die schlechte Qualität des Bodens und das heftige Rühren beim Ugali-Kochen. Der Boden enthält sehr wenig Ton, entsprechend fragil ist das damit angemischte Baumaterial. Wenn nun die Hausfrau vehement den Maisbrei umrührt, fängt der Ofen an, unter dem Topf zu zerbröseln. Der Einsatz verstärkt den Ofen an dieser kritischen Stelle.
Katharina und ich waren inzwischen zwei Tage unterwegs, um uns die mit dem Einsatz umgerüsteten Öfen zeigen zu lassen. Davor, am ersten Tag hatten wir Bernard kennengelernt, der Anfang des Jahres unser Koordinator geworden ist. Obwohl wir schon Monate virtuell zusammenarbeiten und zahllose E-mails ausgetauscht haben, war dies die erste Gelegenheit, sich von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
Sofort war klar: das passt. Bernard hatte keinen leichten Start. Eine Übergabe der Geschäfte hatte praktisch nicht stattgefunden. Bernard musste sich irgendwie selbst zurechtfinden und wir konnten ihn über die Entfernung aus München nur unzureichend unterstützen. Jetzt ist Zeit, alles in Ruhe durchzusprechen und im Detail zu erklären. Wir finden in Bernard einen hochmotivierten und fähigen Organisator. Bernard ist glücklich, endlich viele Fragen beantwortet zu bekommen und die Hintergründe für die verschiedenen Regelungen und Abläufe verstehen zu können.
Einen ganzen langen Mittwoch hatten wir für die erste Serie von Fragen und Erklärungen reserviert und auch gebraucht, weitere Tage werden folgen. Donnerstag und Freitag standen dann endlich die ersten Field Visits an und schnell stellte sich heraus: Die Einsätze sind ein durchschlagender Erfolg. All die traurigen Ruinen aus sich auflösenden Feuerungsöffnungen und einstürzenden Brennräumen sind nun wieder aufgerichtet und trotzen standhaft den Angriffen Ugali-stampfender Kikuyu-Mummies. Da einige der Einsätze schon seit Monaten in Gebrauch sind, ist auch abzusehen, dass die neue Stabilität von Dauer sein wird.
Je mehr sich die Standhaftigkeit der Öfen herumspricht, umso dringender werden nun auch die Anfragen. Ein Dorf hat versucht, unseren Ofenbauer Elias abzuwerben, indem sie ihm für die Dauer seiner Tätigkeit bei ihnen ein eigenes Haus versprochen haben. Bevor die ersten Ablösesummen ins Gespräch gebracht werden, müssen wir die Kapazität der Ofenbauermannschaft erhöhen. Ein Training steht deshalb jetzt auch auf der Agenda unseres Aufenthalts.
Inzwischen wurde als Hersteller der Tonzylider ein Töpfer in Matanya gefunden, das in direkter Nachbarschaft von Ol Pejeta liegt. Deshalb war es auch ein Leichtes, zwischen den Hausbesuchen unseren Einsatz-Lieferanten zu besuchen. Bisher hat er nebenberuflich ein vielfältiges Sortiment unterschiedlicher Gebrauchsgegenstände aus Ton hergestellt, einige davon durchaus künstlerisch gestaltet. Die Herstellung der vergleichsweise massiven Ofenteile stellt ihn vor neue Herausforderungen bezüglich Ausstattung und Kapazität. Rohmaterial steht ihm ausreichend zur Verfügung. Er sagt er hätte jahrelang herumprobiert bis er die richtige Mischung aus verschiedenen Erden und Sand aus der Umgebung gefunden hat. Genaueres wollte er uns nicht erzählen. Nicht nur Coca Cola hat eine Geheimrezeptur.
Die einfache Drehscheibe und die Form für die Zylinder hat er sich selbst gebaut, auch der Brennofen ist eine Eigenkonstruktion. Als wir anfingen, über mögliche Verbesserungen am Einsatz zu diskutieren, stieg er freudig ein und steuerte einige gute Vorschläge bei. Somit haben wir wohl in ihm auch den guten Entwicklungspartner, den wir brauchen werden. Die Optimierung der Einsätze ist erst am Anfang. Wir haben ihn zum Training eingeladen, damit er ein vollständigeres Bild vom Ofenbau bekommt. Beim Ausbau seiner Werkstatt werden wir ihm möglicherweise etwas unter die Arme greifen müssen. Das liegt aber, denke ich, vollständig auf der Linie unserer Vorgehensweise, Eigeninitiative und Unternehmertum zu fördern.