Wir hatten mit Jane und Dieter vereinbart, auf dem Rückweg vorbeizuschauen und den unvollendeten Ofen in der Schule von Kihoto fertig zu stellen. Heute ist es soweit. Drei große Eimer voll Lehm, der über Nacht eingeweicht wurde, werden in die Schule geschafft, Ziegel werden besorgt. Dann bekommt der Eisenofen zwei gemauerte Brennräume. Mit drei Hilfskräften geht das recht flott, am Nachmittag sind wir fertig. Nun muss der Ofen noch ein paar Tag trocknen und dann soll er vorsichtig in Betrieb genommen werden, jeden Tag ein wenig mehr Feuer, bis er nach etwa 2 Wochen voll einsatzfähig ist. Jane und Dieter haben versprochen, vom weiteren Verlauf zu berichten.
Der Lake Naivasha ist über öffentliches Gelände nicht zugänglich. Die Ufer werden von den großen Blumenfarmen oder von Ressorts und Lodges belegt. Frei zugängliche Stellen gibt es nur noch am westlich davon gelegenen Lake Oloiden. Dazu fährt man um den Lake Naivasha herum und passiert dabei einen Korridor, der den Wildtieren den Zugang zum See freihät. Plötzlich steht eine Gruppe Giraffen auf der Straße.
Danach kann man den nahe dem Lake Oloiden gelegenen Crater Lake besuchen. Er ist eingebettet in ein Naturreservat. Der Führer spricht von einem winzigen jadegrünen See, umgeben von Kraterwänden. Klein ist er tatsächlich, aber der Autor des Führes muss farbenblind sein. Kackbraun wäre eher eine zutreffende Beschreibung. Trotzdem lässt der See nichts an Romantik vermissen. Vom Kraterrand steigen wir durch ein in den Wald gebettetes Camp mit kleinen Hütten zu einem verschlafenen Restaurant am Seeufer ab. Tische auf einem im See schwimmenden Ponton laden zu einem Glas Tusker Bier ein. Die Massai, die ursprünglich die Gegend um Naivasha bevölkert haben, glaubten, dass der See heilend Kräfte für ihre Herden habe.
Wir beschließen, nach dem kühlen Bier den höchsten Punkt des Kraterrands zu erklimmen, von dem wir wie erhofft den Ausblick auf die umliegende Landschaft und die beiden Seen Naivasha und Oloiden genießen können. Von hier oben sieht manches noch so aus, wie man sich Kenia vorstellt. Weite Savannen, von lichten Schirmakazien-Wäldern unterbrochen breiten sich zwischen den Seen aus.
Elspeth Huxley, die in dem Buch „In der Hitze des Mittags“ über ihr Leben in Kenia zwischen den Weltkriegen berichtet, erzählt von riesigen Herden von Elefanten, Giraffen, Antilopen und Büffeln, die über die Ebenen zum Lake Naivasha zogen. Die Blumenplantagen haben ihnen die Wege abgeschnitten. Heute sind nur noch klägliche Reste der großen Herden übrig. Damals gab es nur ein paar Millionen Menschen in Kenia, heute sind es 40. Auch die zunehmende Industrialisierung, so z.B. die Blumenfarmen, fordert ihren Platz, so dass für die Tiere immer weniger übrig bleibt.
Wer die Auswirkungen europäischen Konsumverhaltens auf Länder in Afrika studieren will, bekommt hier einen guten Eindruck. Die großen Blumenfarmen, deren Gewächshäuser die Ufer des Lake Naivasha beherrschen, liefern täglich Tonnen von Schnittblumen, die binnen 24 Stunden nach der Ernte in Europa auf dem Markt sind. Für den Anbau ist das Wasser des Sees erforderlich, der durch die Einspülung der Düngemittel überdüngt wird. Die Farmen leben gut davon, die Natur zieht den Kürzeren. Für uns sind die Blumen relativ günstig. Der Preis wird hier vor Ort gezahlt. Brauchen wir das wirklich?