Weiße Minderheit

Wir sind wieder zurück aus dem Funkloch, gerade wieder in Addis Abeba angekommen. Es hat sich einiges an Neuigkeiten angestaut. Ich hoffe, das in den nächsten Tagen in kurzer Folge nachholen zu können. Fangen wir also an:

Bei Muka Turi verlassen wir den gut ausgebauten Highway, der von Addis Ababa nach Bahir Dar führt. Auf einer staubigen Schotterpiste rattern wir jetzt über die sanft gewellte Hochebene, vorbei an kleinen Tukul-Ansiedlungen und weidenden Rinder-Schaf-Ziege-Esel-Herden. Nach etwa 50 km bricht die Hochebene unvermittelt ab und bietet uns eine atemberaubenden Blick in ein 1200m tiefes, mächtiges Flusstal, in das sich die Piste hinuntermüht. So großartig haben wir uns die Landschaft rund um Alem Katema nicht vorgestellt.

Aus der brütenden Hitze des Tals klettern wir auf der anderen Seite wieder auf die Hochebene. Hier oben liegt Alem Katema, unser Ziel. Im Vergleich zu den vielen kleinen Dörfern, die wir auf dem Weg hierher passiert haben, wirkt der Ort fast städtisch. Allerdings ist keine der Straßen hier befestigt, staubig ist daher alles was am Straßenrand zu sehen ist.

Das Zentrum wird durch einen Kreisverkehr markiert – mehr Kreis als Verkehr. Hier haben die Fußgänger die Überhand. In der Mitte des Kreisels steht Karl-Heinz Böhm. Man hat ihm hier ein Denkmal gesetzt, nicht das einzige in der Stadt.

Wir kommen im Guesthouse von Menschen für Menschen unter. Das ist eine großzügige Anlage mit 4 Bungalows für jeweils bis zu 4 Personen mit Wohnzimmer, Küche, Bad, 2 Schlafzimmer, Terrasse. Die Ausstattung, insbesondere das Bad, ist europäisch, die Möbel sind von IKEA.

Im Ort sind wir die einzigen Weißen. Anscheinend verirren sich in letzter Zeit nicht viele von dieser Sorte hierher. Wenn wir über die Straße gehen, haben wir alle offene und verborgene Aufmerksamkeit. Männer begrüßen uns freundlich, junge Mädchen beobachten uns verstohlen und kichernd und bald hat sich eine Traube von Kindern um uns geschart, die sich sich an der Hand anhängen, staunen und plappern. Die Schulkinder erproben ihre Fremdsprachenkenntnisse, benennen alle Körperteile und zählen mit den Fingern auf Englisch. Alle sind freundlich und lachen. Die Erwachsenen beobachten das Treiben amüsiert. Am Watchman vor dem Guesthouse dürfen sie aber nicht vorbei. Das ist das Refugium der weißen Minderheit.

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