Unser erster Tag. Morgens treffen wir uns mit Desalegn, dem Manager der Partnerschaft Alem Katem – Vaterstetten, um zur Weberei und Töpferei, die Menschen für Menschen (MfM) oberhalb des Ortes eingerichtet hat, hinaufzugehen. Noch ist es relativ kühl, das wird sich in den nächsten Stunden ändern.
Zwei schmucklose Betonbauten beherbergen die Einrichtungen. In einem sind die Weber tätig, die die hier üblichen großen weißen Tücher weben, die Allzweckwaffe der Äthopier gegen Kälte, Hitze, Sonne und Staub. Im anderen Gebäude finden wir die Töpferinnen, die Injera-Platten und Kaffee-Öfchen herstellen. Sie erzählen uns, dass sie Lehm aus einer Grube in der Nähe verwenden. Den gibt es also hier!
Nachmittags treffen wir uns mit Etenesh. Sie ist Managerin der beiden Kindergärten, von denen wir gleich einen besichtigen. Zusammen gut 600 Kinder im Alter zwischen 4 und 7 Jahren kommen täglich in die beiden Einrichtungen, die die Namen „Vaterstetten“ und „Baldham“ tragen. Es ist, so Etenesh, ausreichend Platz da um alle Kinder Alem Katemas aufzunehmen.
Das Krankenhaus wurde von MfM gestiftet und 2003 eingeweiht. Es hat 58 Betten, Innere, Pädiatrie, Geburtstation, Gynäkologie, Chirurgie und natürliche eine Ambulanz. Die Ausstattung ist, auf dem Stand von 2003, ausgezeichnet. Das Hospital wurde in äthiopische Hände übergeben, MfM unterstützt aber weiterhin noch beim Erhalt, d.h. Ersatz und Reparaturen.
Mit der Dauer unseres Besuches wird uns deutlich, wie herausragend diese Einrichtung ist. Die nächsten vergleichbaren Krankenhäuser sind jeweils über 200km entfernt in Addis Abeba bzw. Dejen. Etwa 0,5 – 1 Million Menschen leben im Einzugsbereich der Klinik. Es gibt hier übrigens auch einen Verantwortlichen für Gesundheitserziehung, der sehr interessiert ist an einer Zusammenarbeit mit uns.
Zwei Krankenwagen sorgen für die Anbindung an die umliegenden Dörfer. Einiges gibt es aber nicht, so z.B. Fachärzte für Augen und HNO. Und in ganz Alem Katema gibt es keinen Zahnarzt!
Der letzte Besuch dieses langen Tages führt uns in eine Art Berufsschule, die ebenfalls von MfM eingerichtet wurde. Seit der Gründung im Jahr 2006 ist das Almaz Böhm Technical and Vocational Training and Education Centre stetig gewachsen und betreut zur Zeit etwa 1000 Studenten in 26 verschiedenen Ausbildungsrichtungen wie z.B. Automotive, Construction, Road Building, IT, Manufacturing, Electricity. Die Ausstattung mit Lehrmaterial, Maschinen u.s.w. ist sehr gut. Der Principal, Ayele Fiseha Habisa, gibt allerdings zu, dass es schwierig ist, alles auf Stand zu halten. Die Gelder sind halt knapp. Das Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns ist auch hier sehr groß.
MfM hat aus dieser kleinen Stadt mit etwa 20.000 Einwohneren ein bedeutendes Zentrum in der Region gemacht, das Einrichtungen bietet, die man sonst in Äthiopien lange suchen muss. Alle Achtung vor dieser Leistung. Alles ist inzwischen in äthiopische Hand übergegangen. Mit den Aufbauarbeiten ist MfM weitergezogen an andere Plätze. Hier leistet MfM nur noch in geringerem Umfang Hilfe beim Unterhalt.
Wir finden hier eine sehr gut entwickelte Umgebung vor, in der die Schwelle zu einem funktionierenden Ofenprojekt schon deutlich erniedrigt wäre.
Respekt, gut gemacht MfM. Aber es sind wenig Damen in der Werkstatt, IT-Raum und Töpferei zu sehen? Täuscht der Eindruck von den Fotos?
in der Töpferein waren nur Frauen, Weben ist in Äthiopien traditionell Männerarbeit. Das sind halt die letzten Bastionen der Männlichkeit.