Ein paar Tage Pause zwischen dem Training und den Besuchen in den Communities. Wir nutzen die Zeit um die Community Meetings vorzubereiten. Die Information der Gemeinden über die Abläufe und die Regeln der Zusammenarbeit ist enorm wichtig und sollte geschehen bevor der erste Ofen gebaut wird. Das ist die Erfahrung aus Nepal. Also machen wir Konzepte und bereiten Material vor.
Ol Pejeta, in Person von Richard, dem Chef, sorgt dafür, dass das Vergnügen nicht zu kurz kommt. Die Zauberworte heißen Game Drive und Lion Tracking. Beim ersten geht es einfach darum, auf den Pisten in der Conservancy herumzufahren und zu sehen, was so vor dem Objektiv herumspaziert. Zum Lion Tracking werden Peilgeräte verwendet, mit denen die Löwen lokalisiert werden, die ein Senderhalsband tragen. Ziel ist die Erfassung der Bewegungen der Löwenrudel. Dabei geht es mit dem 4WD über Stock und Stein. Die Löwen sind in der Regel nicht auf der Straße zu finden.
Unterwegs trafen wir zuächst auf ein paar Nashörner, dann auf eine Gruppe von Büffeln, auf ihnen auffallend viele Oxpecker, kleine Vögel, die den Büffeln das Ungeziefer von der Haut picken. Erste Vögel-Lektion heute: die Büffel schätzen sie nicht nur als Kosmetiker sondern auch als Wachtruppe, die bei anrückender Gefahr lautstark Meldung geben. Wobei ich mich frage, was für eine Herde von kraftstrotzenden Schergewichten denn eine Gefahr darstellen könnte.
Was wir als nächstes zu sehen bekamen, brachte sogar den erfahrenen Ranger, der fürs Lion Tracking zuständig ist, ins Schwärmen. Wir fanden nicht die Löwin, die wir anpeilen wollten, dafür aber eine Gruppe von vier weiblichen Tieren mit sechs Jungen, die in bester Spiellaune waren. Die Raubtiere sind normalerweise eher darauf aus, Energie zu sparen und bewegen sich nur, wenn ein dringender Grund vorliegt. Die Kleinen ließen ihrer Mutter und den Tanten aber keine Sekunde Ruhe und sorgten dafür, dass wir uns bestens unterhalten fühlten. Das wäre eigentlich genug gewesen, aber unsere Glückssträhne war noch nicht zu Ende.
Der König selbst hatte Lust auf ein Schäferstündchen und kam zu Besuch, um sich mit einer der Damen aus der Gruppe seitwärts in die Büsche zu verdrücken. Dies blieb uns nicht verborgen und wir dem Paar auf den Fersen. Die Demonstration, wie kleine Löwen gemacht werden, war gerade in vollem Gange, als die trauliche Zweisamkeit von einer riesigen Herde von Büffeln unterbrochen wurde. Wenn soviele Muskelpakete anrücken, ziehen sich auch Löwen lieber zurück. Die Produktion von putzigen Kleinlöwen wurde ganz schnell abgebrochen und die beiden waren im Nu verschwunden. Wir waren dafür von einer Herde schwarzer, argwöhnisch dreinblickender Fleischberge umzingelt. In der fortgeschrittenen Dämmerung eine durchaus beeindruckende Situation, in der wir versuchten, uns so unauffällig wie möglich aus dem Staub zu machen.
Dass wir dann auf dem Heimweg noch ein paar Elefanten fast über die Zehen gefahren wären, erwähne ich nur am Rande.