Unser letzter Tag in Nepal. Zeit, ein wenig zurück zu blicken, was sich in den vergangenen Wochen getan hat. Man hat ja immer den Eindruck, dass sich nichts bewegt und alles sehr zäh von Statten geht, vor allem hier, wo das Leben niederfrequenter pulsiert und auch die einfachen Dinge kompliziert sein können. Da tut es auch mal ganz gut zurück zu schauen und erfreut festzustellen: Es hat sich doch etwas verändert.
Vor allem organisatorisch haben wir wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Tobias ist jetzt verantwortlich für das Monitoring der Öfen, d.h. er plant die Einsätze, organisiert die Durchführung und sorgt für ordentliche Auswertung und Dokumentation. Damit ist das Feedback aus dem Feld gesichert, wir haben einen wirksamen Schutz gegen etwaige Schummeleien und sind gewappnet für die Anforderungen die von Gold Standard kommen.
Alle seit Anfang 2012 gebauten Öfen sind jetzt in einer richtigen Datenbank zu finden, ebenso die Informationen über unsere Ofenbauer und die Monitoring-Aktivitäten. Tobias hat viel Zeit investiert, um alle Fehler und Ungereimtheiten zu eliminieren, die sich in der Vergangenheit in unsere Ablage eingeschlichen haben. Jetzt ist unser Datenbestand astrein und wir können auf Knopfdruck die erforderlichen Berichte an das AEPC und Gold Standard erzeugen.
Die Beziehung zum AEPC, der für uns zuständigen Behörde, haben sich sehr positiv entwickelt. Wir werden das Angebot, mit Gulmi einen ganzen Distrikt komplett mit Öfen zu versorgen, mit nach Hause nehmen und gewissenhaft prüfen. Wenn wir uns das zutrauen, ist es eine große Herausforderung für unseren jungen Verein.
Wir würden dann sicher wieder mehr Aufwand für das Spendensammeln treiben müssen. Da trifft es sich gut, das wir eine lange offene Lücke in unserer Öffentlichkeitsarbeit wieder schließen konnten. Andrea, hier in Kathmandu ansässige Leiterin von Stret Dog Care und Fachfrau auf dem Gebiet Marketing, hat sich bereit erklärt, die Redaktion für den wieder aufgenommenen Newsletter zu übernehmen, der ab Juni dreimal im Jahr erscheinen soll. Zum Einstand hat sie uns eine Diashow aus dem Foto-Fundus zusammen gestellt, die in Facebook und bei Youtube sehr gute Verbreitung gefunden hat. Der erste Newsletter hat Euch hoffentlich gefallen.
Im Mai haben wir wieder ein Training veranstaltet, bei dem 12 angehende Ofenbauer eingewiesen wurden. Alle haben danach sofort die Arbeit aufgenommen. Die 9 im Klimaschutz-Projektgebiet eingesetzten Promotoren – so lautet der Fachbegriff – haben gerade vor ein paar Tagen zum Monatsende ihre ersten Öfen fertig gemeldet. Drei Ofenbauer kamen aus dem neuen Distrikt Gulmi, der ja ein wenig weiter entfernt liegt. Bishnu, der sie dort betreut, hat uns gestern berichtet, dass alle drei trotz Behinderung durch den Regen fleißig tätig sind und bereits 55 Öfen fertig haben.
Gulmi: Katharina und ich waren ja im Mai für einige Tage dort und wurden sowohl von den Behörden als auch von den Einwohnern mit offenen Armen empfangen. Das staatlich verordnete Projekt, das Nepal bis 2017 „rauchfrei“ machen soll erzeugt doch einigen Druck auf die dezentralen Verwaltungen. Diese sind froh um jede Hilfe zur Erreichung der, vorsichtg ausgedrückt, sehr ambitionierten Ziele. Das öffnet uns alle Türen. Bei der Bevölkerung ist der Bedarf ohnehin riesengroß. Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein …
Katharina hat den Aufenthalt in Gulmi genutzt, sich wieder ärztlich zu betätigen. In Bishnu hat sie einen engagierten und fähigen Paramedic auf dem Health Post von Banjhakatheri gefunden. Wenn der soeben gestartete Ausbau zu einem kleinen Krankenhaus wie geplant voranschreitet, wird dort ein interessanter Arbeitsplatz für Drittweltmediziner entstehen. Katharina hat ihr Konzept für Vorsorgeuntersuchungen für Kinder in Entwicklungslandern, das eigentlich für ein nicht realisiertes Projekt in Indien begonnen wurde, wieder aufgenommen und an Bishnu weitergegeben. Die beiden brennen auf eine Umsetzung.
Die Zeit in Nepal bringt auch immer neue Ideen und Ansätze, die uns Aufgaben für die Zukunft geben. Als Beispiel sei hier das Thema der Pre-Visits erwähnt, das sind die Erst- und Folgekontakte mit den Dörfern und Veranstaltungen dort, bei denen, bevor der erste Ofen gebaut wurde, das Verständnis für den Nutzen der Öfen und für unsere Arbeitsweise geweckt wird. Sie sind für die Akzeptanz unserer Ofenbauer und den richtigen Umgang mit den Öfen von großer Bedeutung. Deshalb haben wir beschlossen, das Konzept für die Pre-Visits auszubauen und sie systematischer und umfangreicher durchzuführen. Während der Regenzeit können wir Termine planen, Inhalte aufbereiten und Material bereit stellen. Sobald es wieder trocken wird, geht es an die Umsetzung.
So hinterlassen wir bei unserer Abreise neben den „abgehakten“ Dingen auch wieder viel Angefangenes und offene Baustellen. Eine davon ist an der Stelle, wo bisher das Swastha Chulo Büro war. Anitas Eltern haben beschlossen, neu zu bauen. Obwohl alles Handarbeit ist – es gibt nicht einmal einen Betonmischer – soll hier bis zu unserer Rückkehr das neue Haus stehen. Wir wünschen Anita und ihrer Familie viel Erfolg und hoffen, das nächste Mal schon in den neuen vier Wänden Pläne schmieden zu können.