Die Ofenmacher haben jetzt ein Motorrad. Genauer gesagt: Swastha Chulo Nepal hat als Organisation in Nepal ein Motorrad angeschafft. Es soll für die Field Visits und das Monitoring eingesetzt werden. Die öffentlichen Verkehrsmittel auf dem Lande, sprich die Busse, sind in Sachen Bequemlichkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit der Deutschen Bahn deutlich unterlegen. Was die Pünktlichkeit anbetrifft, kann man keine Aussage treffen, denn Fahrpläne gibt es in Nepal nicht. Da ist ein Moped in jeder Hinsicht die bessere Lösung, vor allem, weil es auch dorthin fährt, wo kein Bus mehr hinfindet.
Nach erfolgreicher Beschaffung machten Tobi, Domi und ich uns also auf den Weg, das Gefährt ordentlich anzumelden und zu versichern. Das kann doch nicht schwierig sein, dachten wir, in einem Land, wo es wahrscheinlich mehr motorisierte Zweiräder als Einwohner gibt. Mal sehen.
Nach einer langen Fahrt quer durch die ganze Stadt mussten wir feststellen, dass wir bei der falschen Behörde waren. Motorräder werden jetzt an anderer Stelle zugelassen. Dort angekommen, bekamen wir beim Pförtner eine Nummer ausgehändigt und wurden zum „Warteraum“, einem Wellblechdach auf Stützen im Freien, geschickt. Drei Fensteröffnungen waren mit Leuchtanzeigen dekoriert, die die aufgerufenen Nummern anzeigten. Tatsächlich waren wir schon nach wenigen Minuten dran, wurden zu einer weiteren Fensteröffnung geschickt, mussten dort 40 Rupien bezahlen und dachten tatsächlich, wir wären jetzt fertig.
Falsch: Das war die Verkehrssteuer. Die Zulassung bekommt man in einem anderen Büro. Der dort anwesende Beamte – das Verb „tätig“ möchte ich an dieser Stelle nicht verwenden – rückte Topi und Bauch zurecht und dikiterte uns dann eine lange Liste von Dingen, die wir zu erledigen hätten, bevor er in Betracht ziehen würde, eine Zulassung zu erwägen. Unter den Forderungen war auch die nach einer schriftlichen Erklärung des Vorbesitzers, zu deren Inhalt er uns aber keine näheren Angaben machte. Besser wäre noch das persönliche Erscheinen dieses Mannes. Wir kennen ihn natürlich nicht. Einigermaßen ratlos standen wir nun vor der Behörde als Domi die an das Amt angrenzende Reihe von Wellblechhütten bemerkte, in denen reges Treiben mit Zulassungspapieren herrschte.
Erwartungsvoll wandten wir uns einer dieser Hütten zu. Ein freundlicher junger Mann nahm 500 Rupien entgegen und gab ein paar Anweisungen an seine Gehilfen. Wie durch ein Wunder war plötzlich der Akt unseres Motorrads auf dem Tisch und dann begann ein emsiges Eintragen, Stempeln und Unterschreiben. Eine Komplikation stellte noch die Tatsache dar, dass das Moped auf eine Oganisation, nicht auf eine Privatperson zugelassen wurde. Im blauen Büchlein, das unserem Fahrzeugschein entspricht, prangt immer ein Foto des Besitzers. Wie sieht nun das Gesicht von Swastha Chulo aus? Wir einigten uns schließlich darauf, dass an dieser Stelle der Stempel der Organisation zu platzieren wäre. Stempel ist in Nepal immer gut!
Nächster Schritt im Ablauf: Prüfung der Fahrgestell- und Motornummer im schlammigen, teilweise überschwemmten, von einer Horde eifrig drängelnder Mopedbesitzeraspiranten besetzten Hinterhof. Lösung des Problems für die, die 500 Rupien bezahlt haben: Der freundliche junge Mann winkte mich mit meinem Moped an Schlamm, See und Horde vorbei nach vorne. Ein bisschen peinlich aber doch sehr angenehm.
Dann gings zurück ins Amt. Derselbe Beamte, der uns noch vor einer Stunde die Forderungsliste vorgebetet hatte, beobachtete nun trägen Auges wie unser freundlicher Helfer mit den Akten in seinem Büro hantierte, noch einige Eintragungen machte und ihm dann das blaue Büchlein zur finalen Unterschrift vorlegte. Der Forderungskatalog war nun irgendwie in Vergessenheit geraten. Immerhin raffte sich der Topimann aber auf, uns noch ein paar Hürden in den Weg zu stellen, weil wir ja den komplizierten Fall einer Anmeldung für eine Organisation auf seine überlasteten Schultern geladen hätten. Wir bekamen das blaue Büchlein, Tobi und Domi mussten aber am nächsten Tag nochmal antreten um die Originaldokumente von Swastha Chulo vorzuzeigen.
Auch das ist inzwischen erledigt und so ist jetzt Swastha Chulo Besitzer eines Motorrades, mit dem die Mobilität unserer Field Worker sprunghaft ansteigt und kein Ofen mehr dem wachsamen Augen unserer Mitarbeiter entgeht.