Der Health Post in Banjhakateri ist sehr einfach ausgestattet: Ein Zimmer mit Tisch und Stühlen für die Sprechstunde, ein Behandlungsraum und eine Kreißkammer. Die beiden letzteren sind so klein, dass es nicht möglich ist, mit einer Brennweite von 18mm ein vernünftiges Photo zu machen. Der Warteraum ist der Platz vor dem Health Post im Freien. Die Apotheke ist übersichtlich und enthält das Nötigste. Hier sorgt Vishnu, der Paramedic oder „kleine Doktor“ der für den Health Post verantwortlich ist, für Ordnung. Alles ist aufgeräumt und leicht zu finden. Zum Personal gehört weiterhin Laxmi, die Hebamme, die neben den Geburten auch für die Beratung und Betreuung der Schwangeren sorgt.
Neben dem Health Post steht das Gästehaus, in dem wir eine kleine Küche und einen nicht viel größeren Schlafraum finden. Mit Krishna, dem Manager von Brepal, dem Ingenieur und dem Fahrer ist dieser Raum bereits reichlich belegt. Deshalb bekommen Katharina und ich vor dem Haus ein Zelt. Dies hat für mich weiterhin den Vorteil, dass ich mich beim Schlafen vollständig ausstrecken kann. Die Betten im Schlafraum sind etwa 1,8m lang. Das reicht gerade mal für Nepali.
Am Morgen werden wir von der aufgehenden Sonne und den ihre Aktivitäten aufnehmenden Dorfbewohnern geweckt. Wenn kein Strom da ist, bestimmt der Laufe der Sonne den Tagesablauf. Als wir den Kopf aus dem Zelt stecken, stellen wir fest, dass unsere Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben ist und die Neugierde der Kinder aus den umliegenden Häusern geweckt hat. Keine unserer Bewegungen bleibt unbeobachtet. Da trifft es sich gut, dass Krishna für uns auch ein Toilettenzelt aufgestellt hat, in dem wir wenigstens die dringensten Angelegenheiten ungestört erledigen können. Als Europäer sind wir hier eine ganz selten gesehene Attraktion. Das hat aber auch den Vorteil, dass anders als in den Touristengebieten die Kinder nicht „gimmee rupee“ oder „chocklet“ schreiend hinter uns herlaufen. Das haben wir hier kein einziges Mal erlebt.
Nach der Besichtigung des Health Post machen wir uns auf eine erste Erkundungstour durch die umliegenden Wards (Dorfteile). Im nepalischen Hügelland ist das immer eine sportliche Angelegenheit mit Auf- und Abstiegen, was aber nach zwei Tagen Sitzen im Auto eine willkommenen Abwechslung darstellt. In Begleitung von Krishna, Vishnu und Laxmi besuchen wir einige Bauernhäuser, nehmen die traditionellen Kochstellen zur Kenntnis, erzählen, was wir vorhaben und weisen auf das große Community Meeting hin, das morgen stattfinden wird.
Das nachmittägliche Dal Bhat, nehmen wir vor unserem Zelt im Freien zu uns – ein weiteres Highlight angesichts des Ausblicks auf das endlose Hügelland rund um uns. Dal Bhat wird der Hauptbestandteil unserer Nahrung in diesen Tagen sein. Für die Menschen, die hier leben, ist es praktisch die einzige Nahrungsquelle über die sie verfügen.
Das Community Meeting ist für 11 Uhr angesetzt. Zu diesem Zeitpunkt ist kein Mensch anwesend. Vishnu und Krishna sagen aber, dass sie damit auch nicht gerechnet hätten. Sie vermuten, dass wir etwa um 1 Uhr anfangen werden. Tatsächlich erscheinen die ersten Teilnehmer gegen 12.30 Uhr und lassen sich fröhlich schwatzend auf dem Platz vor dem Gästehaus nieder. Gegen 1 Uhr werden ein paar Matten und Stühle und ein Tisch geholt, die inzwischen gößer gewordene schwatzende Menge geht daz über, sich im Kreis anzuordnen.
Etwa um 1.30 Uhr ist es dann soweit und die Versammlung beginnt mit der Begrüßung der reichlich vorhandenen „wichtigen“ Personen und den Ansprachen einiger Großkopferten. Der erste TOP gehört den Öfen. Ich erzähle. Während Krishna übersetzt habe ich Gelegenheit, interessierte und zustimend nickende Gesichter zu beobachten. Bei der Aufforderung, zwei Kandidaten für die Ofenbauer-Schulung in Kathmandu zu benennen, wird es richtig lebhaft. Krishna und Vishnu können die Menge der Beiträge nicht mehr übersetzen. Ich habe den Eindruck, dass man sich nicht leicht tut.
Schließlich wird die Frage vorgebracht, ob man auch 3 Kandidaten benennen darf. Natürlich, um so besser! Bei 3 Trainees kann die Gemeinschaft – und das war das Problem – die Ausgewogenheit halten und eine Frau, einen Brahmanen/Chhetri und einen aus der „marginalized“ Volkgruppe (früher hieß das mal „niedere Kasten“, aber das darf man heute nicht mehr sagen, das Kastensystem gibt es in Nepal offiziell nicht mehr) benennen. Damit scheinen alle zufrieden zu sein. Die Ofenmacher sind jetzt aus der Versammlung entlassen. Bei den nächsten TOPs geht es um den zu erweiterten Health Post, der hier ab Herbst gebaut werden soll.