„Small island, internet slow and expensive“. Das war die Antwort, die ich vom Hotelmanager bekam, als ich ihn verwundert fragte, warum es hier auf der Insel kein free WiFi gebe wie sonst in jeder Bretterbude auf dem indischen Festland. Wenn also dieser Blogeintrag sein Ziel zeitgerecht erreicht, ist das besonders glücklichen Umständen zu verdanken. Ich werde in den nächsten Tagen daran arbeiten, kann aber für nichts garantieren.
Gestern noch im sonnigen Kathmandu, kalte Nächte, warme Tage, Mönche, Stupa. Heute tropische Insel, Wolken, Wärme, Wind, Regen, aufgewühltes Meer. Ja tatsächlich, das Paradies zeigt sich von seiner stürmischen Seite, aber dazu später mehr.
Was haben wir in der gut einen Woche Kathmandu nach der Rückkehr aus Pyuthan getan? Es gab vel Büroarbeit. Der Vertrag zum Monitoring ist jetzt nach mehreren Iterationen unter Dach und Fach, zumindest sah es eine Stunde vor unserer Abreise noch so aus. Tobi und ich werden unterschreiben, wenn wir wieder zurück sind. Tobi kann aber inzwischen schon mal das erste Quartal planen.
Zwischendurch rief mich Domi an: Die neue Version der Datenbank hat einen Fehler, der die Eingabe der Öfen verhindert. Das zwischen Deutschland und Nepal zu verhandeln, wäre ziemlich zeitaufwendig gewesen. So aber ist sie in einer Viertelstunde bei mir im Hotel und wir können das recht schnell regeln. Die Ursache ist übrigens die Unverträglichkeit von englischen und deutschen Datumsformaten, die eigentlich ein international agierendes Unternehmen wie Microsoft im Griff haben sollte. Oder gilt jetzt auch dort „America first“?
Wir haben vom Social Welfare Center (SWC) für das Projekt in Gulmi eine neue Prüferin bekommen. Sie kennt es bisher noch gar nicht und hegt offensichtlich eine Menge Misstrauen gegen das, was die Deutschen und die nepalesische Organisation hier treiben. In einer stundenlangen Sitzung in Anitas Büro ist es dann KP, Anita und mir gelungen, ihre Bedenken weitghend zu zerstreuen und eine noch schmale aber doch spürbare Vertrauensbasis zu schaffen. Vielen Dank auch an KP, den Vorsitzenden von Swastha Chulo Nepal, dass er sich fast einen ganzen Tag Zeit genommen hat und mit Engelsgeduld auf alle Fragen eingegangen ist. Ohne Prüfung und Genehmigung durch das SWC dürfen in Nepal kein Projekte durchgeführt werden.
Einen Tag vor unserer Abreise konnten wir einen Termin mit der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) vereinbaren. Die GIZ berät mit einem Programm von 4 Millionen Euro die nepalesische Regierung zur Energieeffizienz. Wir haben uns von Jens Deutsch, dem Programmleiter die vielfältigen Bereiche des Programms erklären lassen und sind auch auf Möglichkeiten zur Zusammenarbeit eingegangen. Diese liegen aus heutiger Sicht am ehesten im Bereich der technischen (Weiter-)Entwicklung von Öfen, insbesondere solche, die auch zum Heizen taugen. Hier werden wir in Kontakt bleiben. So ein einzelner Termin von 1,5 Stunden netto verschlingt übrigens locker einen halben Arbeitstag, weil für An- und Abreise im Katastrophenverkehr von Kathmandu mindesten je eine Stunde gerechnet werden muss.
Nun wie versprochen wieder zurück auf die Inselgruppe indischen Meer vor der Küste von Birma. Per Internet Flüge buchen, ein Hotel für die ersten Übernachtungen reservieren: Alles kein Problem. Mal in die Zeitung schauen, wie derzeit das Wetter dort ist: Vergessen. Ist doch schließlich ein friedliches Tropenparadies, oder? Eigentlich sollten wir es besser wissen. Im Flieger von Kalkutta nach Port Blair auf den Andamanen lese ich den Kolkata Statesman und erfahre, dass hier in den letzen Tagen ein heftiger Sturm mit Regen gewütet hat – man sagt auch Taifun dazu. Derzeit sitzen 600 bis 1400 (Meldungsunschärfe der verschiedenen Agenturen) bengalische Touristen auf Havelock, einer der Inseln fest, weil die Fähre nicht mehr fährt. Der Ministerpräsident von Westbengalen ist „concerned“. Die indische Marine hat zwei Schiffe zur Evakuierung der Touristen entsandt, die jedoch wegen des Seegangs die insel nicht anlaufen können.
Ich lege ebenfalls leicht concerned die Zeitung zur Seite und in diesem Moment beginnt der Flieger zu wackeln. Wir nähern uns den Andamanen. Im Landeanflug hat der Pilot meine ganze Hochachtung, wie souverän er die Maschine zwischen den Turbulenzen auf die Landebahn setzt.
So ist die Situation: Der Taifun ist eigentlich vorbei, das Lüftchen, das er zurück gelassen hat, ist aber immer noch recht heftig. Der Himmel ist dicht bewölkt, das Meer peitscht gegen die Uferbefestigungen und macht die Leute dahinter nass, etwa stündlich geht ein heftiger Tropenschauer runter, Palmen biegen sich im Wind. Bei 25 Grad ist es aber trotzdem ein angenhmes Klima mit eigenem Reiz. Auf Havelock und Neill Island sitzen Touristen fest, die nach Port Blair und nach hause wollen. In Port Blair sitzen Touristen, die nicht nach Havelock und Neill Island können. Wir sitzen hier auch. Alles etwas unübersichtlich.
Dies ist der Anfang unseres ersten „ofenfreien“ Urlaubs seit längerer Zeit. Es wird sich zeigen, wie lange es dauert, bis wir auch hier wieder auf das Thema gestoßen werden. Wenn die Andamanen rauchen, werdet Ihr es über diesen Kanal erfahren.
Ich werde ncht versuchen, über diese fragile Leitung ein Foto zu schicken. Vielleicht beim nächsten Mal.