Heute ist der große Tag. Es ist das Fest der Wiederkehr Buddhas auf die Erde (ich bitte alle Buddhisten um Verzeihung für die verkürzte Wiedergabe), das in diesem Jahr besondere Bedeutung durch die astronomische Konstellation von Mond und Erde erhält und damit ein Jahrhundertereignis wird. Die Einweihung der Stupa musste natürlich genau auf diesen besonderen Tag gelegt werden. Alles was wir heute machen, positiv oder negativ, hat millionenfache Auswirkung auf das Karma. Also: Aufpassen!
Die Mönche tun fürs Karma was sie können und beten rund um die Uhr aus allen vier Himmelsrichtungen zur Stupa gewandt. Sie belegen damit die erste Ebene des Podests und ihre Mantras bilden den akustischen Hintergrund der Feier. Der Rundgang im Paterre ist in zwei Fahrbahnen geteilt. Auf der äußeren bewegen sich die „normalen“ Gläubigen zur Kora, die innere ist für Gruppen – Volksgruppen oder buddhistische Schulen – reserviert, die in traditoneller Kleidung, teils mit Trommeln, Flöten oder anderen Musikinstrumenten, manchmal tanzend, um die Stupa ziehen.
Zwischen dem Haupttempel und dem Eingang zum inneren Bereich, der selbst von einem Tempelchen gebildet wird, ist das Gedränge am größten. Die Gläubigen legen hier ihre Gaben ab. Auf der anderen Seite sind einige Offizielle damit beschäftigt, die Gaben umgehend wieder zu entfernen, damit der Haufen nicht zu groß wird und den Durchgang versperrt. Trotz der enormen Menschenmengen läuft alles sehr friedlich ab. Nur die kleinen alten Tibeterinnen drängen sich überall resolut durch. Abscheinend wagt es keiner, sich ihnen in den Weg zu stellen. Das Selbstbewusstsein der Tibeterinnnen ist schon beeindruckend.
Vorerst ist das unser letzter Tag in Boudha. Morgen in aller Frühe machen wir uns auf den Weg nach Gulmi. Wir haben eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Zwei Techniker von Brepal fahren das Vereinsauto nach Bajhkateri, wo das Krankenhaus der Organisation steht, und wir dürfen mit. Dort werden wir sehen, wie wir weiterkommen. Nächstes Ziel ist die Distrikthauptstadt Tamghas, von dort soll es weitergehen nach Pyuthan. Es ist unklar, wie unterwegs der Zugang zum Internet ist, ich melde mich also vorsichtshalber mal für die nächsten acht Tage ab.