Eine Dienstreise

Von Kathmandu (Abzweigung in Kalanki) nach Tamghas, der Hauptstadt des Distrikts Gulmi sind 372 km zurückzulegen. Sollte doch in ein paar Stunden zu machen sein, oder?

Wir hatten geplant, um 6 Uhr morgens in Boudha abzufahren. Tatsächlich kam der Fahrer kurz vor halb sieben. Dann wurde Anita in Jayabageshwori abgeholt. Alle Utensilien im Auto zu verstauen und den Kindersitz für Anitas Töchterchen (10 Monate) zu montieren, nahm einige Zeit in Anspruch. Die Uhr zeigte schon weit nach sieben, als wir uns endlich in Bewegung setzten.

Wenn man das Kathmandu-Tal Richtung Westen verlässt, muss man den Pass von Thankot passieren, ein berüchtigtes Nadelöhr, durch das sich der gesamte Verkehr von und nach Indien quälen muss. Auch heute war wieder Stop and Go angesagt, der uns bestimmt eine Stunde Zeit kostete.

Dann schlossen sich anderthalb relativ entspannte Stunden an, bis der Fahrer uns, etwa in der Gegend von Benighat, eröffnete, dass er seit gestern unter Verdauungsbeschwerden leidet und sich eigentlich nicht in der Lage sieht, uns bis nach Gulmi zu fahren. Dann verschwand er einige Zeit an einem stillen Ort, muss von dort aber auch telefoniert haben, denn anschließend teilte er uns mit, dass er einen Freund organisiert habe, den wir in Mugling treffen würden und der für ihn die Fahrt übernähme.

Mugling, wo die Straße ins Terai von der nach Pokhara abzweigt, ist ein lebhafter Verkehrsknotenpunkt, dessen Treiben wir eine Dreiviertelstunde beobachten durften, bevor der Freund eintraf, sich ohne Umschweife ans Steuer setzte und wieder Schwung in die Reise brachte. Inzwischen war es Mittag.

Noch vor Narayanghat stellte unser neuer Fahrer klar, dass er heute noch nichts gegessen habe. Allerdings deckte sich das auch mit unseren Bedürfnissen. Kurz vor Butwal kreuzt die Straße einen Ausläufer der Berge und steigt nochmal kurz aus der Tiefebene auf. Hier oben, im Ort Daunne, gibt es eine Reihe von Straßenrestaurants, wo man mit Blick auf die auslaufenden Hügel und das Tiefland hervorragendes Dal Bhat genießen kann. Auch das braucht Zeit. So erreichten wir gegen halb vier Uhr Butwal.

Bis Tansen, der Hauptstadt des Distrikts Palpa, ist die Straße noch einigermaßen gut ausgebaut. Die letzten 80 km nach Tamghas windet sich dann ein schmales kurviges Sträßchen an den Hängen entlang und über die Hügel hinweg – landschaftlich großartig, aber jetzt wurde es dunkel. Drei Stunden muss man für diesen Abschnitt einplanen. So wurde es fast acht Uhr, bevor wir unser Ziel erreichten.

Dass hier das von uns angepeilte Hotel ausgebucht war, sei nur am Rande erwähnt. Wir fanden ein anderes, dass wesentlich niedrigeren Standard aufwies. Dafür waren aber die Besitzer extrem freundlich und bemüht, es uns so bequem wir möglich zu machen, so dass wir uns hier sehr wohl fühlten.

Wenn jetzt jemand sagt, das wäre eine Reise mit PPP (Pleiten, Pech und Pannen) gewesen, dann sage ich, es war nur ganz gewöhnliches nepalisches NWG (Niemals wie geplant). Dass sich das in den weiteren Tagen in gewissem Umfang fortsetzte, will ich nicht im Detail darlegen. Letztlich ist es uns gelungen, den Hauptzweck unserer Reise zu erreichen: Klarheit über die Lage in Gulmi gewinnen und eine Vereinbarung für das Vorgehen im nächsten Jahr mit dem DDC (District Development Committee) treffen. Nebenbei hat die Zeit auch noch für einen kurzen Ausflug aufs Land gereicht, wo wir ein paar Öfen besichtigen und einen Eindruck von der großartigen Landschaft mitnehmen konnten.

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1 Antwort zu Eine Dienstreise

  1. Gerhard Dengler sagt:

    Liebe frakat, Dank für diesen Bericht. Den Nepali fehlen zu ihrem Glück im Verkehr nur noch Leute wie Weselski, die den Handel und Wandel auch ohne die dort gegebenen „normalen“ Imponderabilien nachhaltig zum Erliegen bringen. Übrigens: Wer ist für den „improved cooking stove“ verantwortlich? Der sieht schon richtig professionell aus. Wir freuen uns auf weitere Berichte, so lange Ihr noch im Land seid. Herzliche Grüße derweil, Helga und Gerd

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