Erster Tag: Nach dreistündiger Autofahrt noch etwas steif machen wir um 12 Uhr die ersten Schritte. Es ist sehr heiß. Zum Glück finden wir alle halbe Stunde eine Einkehr wo es Tee und Wasser gibt. Am späten Nachmittag erreichen wir unsere erste Unterkunft. Kurz vorher hat sich die Hitze in einem kräftigen Regenschauer entladen. Jetzt ist man eifrig bemüht, das trockenzulegen, was unser Lager für die Nacht sein soll: Vier Wände, zwei Pritschen und ein feuchter Fußboden. Der Preis: 150 Rupien, d.h. etwa 1,40 Euro – angemessen. Zum Abendessen einigen wir uns auf Dal Bhat, keine große Überraschung. Es wird am offenen Feuer gekocht.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: alle folgenden Lodges, in denen wir noch übernachten werden, sind komfortabel und haben größtenteils sogar heiße Duschen. Gekocht wird meisten mit LPG (Flaschengas), wir haben auch einige Solaröfen gesehen. Der Unterschied zur ersten Übernachtung: Seit dem Bau der Straße nach Jomsom übernachtet kaum noch jemand in den Lodges im unteren Teil des Treks. Die meisten Trekker fahren hier mit dem Bus durch. Vor- und Nachteile einer Entwicklung!
Wir müssen jeden Tag früh raus und sind meistens am frühen Nachmittag am Ziel. Grund sind im ersten Teil des Treks die Regengüsse, die etwa ab 3 Uhr einsetzen. Im oberen Teil zwingt uns der regelmäßig ab Mittag ausbrechende Sturm zur frühen Ankunft. Dafür sind wir abends oft schon vor acht Uhr im Bett – ehrlich. Das nenne ich gesunde Lebensführung.
In den kargen Hochtälern sind alle Dörfer von einer grünen Vegetationsinsel umgeben. Die Böden sind hier sehr fruchtbar, es fehlt nur an Wasser, erklärt Kaji, unser Führer. Seit etwa 30 Jahren werden zunehmend Bewässerungssysteme gebaut. An sich führen die Flüsse hier ausreichend Wasser. Seit es systematisch verteilt wird, wachsen die Oasen und geben der Landschaft die charakteristischen grünen Punkte auf beige-braunem Untergrund – darüber die weißen Eisreisen.
Auf halbem Weg nach Muktinath, auf etw 3500 Meter Höhe, bietet uns eine Bäuerin Äpfel aus ihrem Obstgarten an. Gerste wächst sogar noch bis auf fast 4000 Meter Höhe.
Über Muktinath, am Ortsrand sozusagen, erhebt sich ein unscheinbarer brauner Hügel. Die Karte zeigt, dass er mit 4850 Metern etwa so hoch ist wie der Mont Blanc.
Die Hochlandrinder sind nur wenig größer als Schäferhunde und sehen sehr struppig und immer etwas verdreckt aus. Sie sind entweder sehr eigensinnig oder wenig intelligent oder beides. Wir beobachten häufig die wenig erfolgreichen Versuche der Hirten, eine Gruppe zusammenzuhalten oder sogar in eine gemeinsame Richtung zu treiben. Von allen Einheimischen sind die Rinderhirten wahrscheinlich die fittesten.
Hanf, aus dem man bekanntlich vorwiegend Seile herstellt, wächst hier überall wild in großen Mengen. Die Bauern erzählen immer, dass sie ihn als Medizin für die Kühe verwenden, wenn diese Magenverstimmung haben. Ob das etwas mit dem Kleinwuchs der Rinder zu tun hat?