Alles ist ein wenig umständlicher. Katharina braucht ein Betttuch. Irgendwie ist das Tuch vom Gästebett in Dhadaghaun in der Wäsche verlorengegangen. Wir haben versprochen, eine neues mitzubringen.
In Deutschland geht man in ein Kaufhaus, sucht sich eines aus, bezahlt, fertig. Hier musst Du erst mal wissen, dass Betttücher nicht fertig genäht verkauft werden, sondern bei Bedarf von der Meterware abgeschnitten werden. Man muss also einen Stoffverkäufer finden, der die einfache weiße Ware, die wir gewöhnlich benutzen, führt.
Laden Nummer 1: Lange Diskussion, wie breit das Laken sein soll, weitere Diskussion, wieviel Zugabe zum Umschlagen benötigt wird. Dann wird der Taschenrechner zur Ermittlung des Preises bemüht, den ich hier nicht erwähne um meinen Blutdruck nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Auf den Einwand, dass wir nicht ein ganzes Bett, sondern bloß ein Tuch erwerben wollen, folgt ein langer Vortrag über die hervorragende Qualität des angebotenen Goldstücks.
Gibt es auch einfachere Qualität? Klar (hat er uns als Europäer erst mal gar nicht angeboten), kostet auch deutlich weniger. Dummerweise ist das Bündel, das er vor uns ausbreitet aber sicher schon ein paar Wochen in der Auslage, d.h. auf der Straße, gelegen und entsprechend verstaubt. Katharina legt aber Wert auf ein weißes weißes Laken. Beim Rückzug sinkt mit jedem unserer Schritte der Preis. Das wappnet uns für die Verhandlungen in den noch folgenden Läden.
Laden Nummer 2: Weiße Ware will er uns nicht verkaufen (obwohl ich sie ganz hinten liegen sehe). Erst zeigt er uns ganz bunte Ware – nachbohren – dann weiße Ware mit Muster drauf. Den Europäern wird man doch wohl das teure Zeug verkaufen können. Uns nicht, weiter gehts.
Laden Nummer 3: Obligatorische Diskussion über Länge und Breite, dann kommt die teure weiße Ware auf den Tisch. Frage nach der einfachen Qualität. Diesmal gibt es sie auch ohne Patina – und siehe da: Schon sind wir im Geschäft. Ist dieses Wort im Stamm mit „geschafft“ verwandt?
Ich liebe Einkaufen in Deutschland.
Vorgestern waren wir im SKM-Krankenhaus in Sankhu und wollten eigentlich von dort noch einen Ausflug auf den Hügel von Changu Narayan machen. Dunkle Wolken und ein heftiges Grummeln – diesmal nicht im Magen – hielten uns aber glücklicherweise davon ab. Es folgte ein mehrstündiges heftiges Gewitter, das den ganzen Osten der Tales in kürzester Zeit unter Wasser setze. Wir waren zunächst im SKM gefangen. Als wir am Nachmittag wieder in die Stadt fuhren und den Baghmati River überquerten, der morgens noch ein dünnes stinkendes Rinnsal war, fanden jetzt wir an dieser Stelle einen breiten reißenden Fluss vor. Es wird allgemein in Nepal empfohlen, nicht in Bachläufen zu kampieren.
Es fiel mir erst am nächsten Morgen auf: Normalerweise veranstalten die Straßenhunde jede Nacht ein höllisches Spektakel. Es entwickelt sich in Wellen. Ein Hund beginnt, vielleicht hat ihn ein Floh gebissen. Der nächste steigt ein, die anderen folgen. Dann bellt die ganze Hundepopulation von Boudha als hätte man allen auf den Schwanz getreten. Die ersten fragen sich dann vermutlich allmählich, was das soll und machen mal eine Pause. Andere folgen und so kehrt langsam wieder Ruhe ein. Wenn der letzte Hund endlich die Klappe hält, beißt wieder ein Floh zu …
Aber in dieser Nacht war Ruhe. Durchgehend, kein Laut. Kann es sein, dass man mit nassem Fell und tropfenden Ohren keine Lust auf ein nächtliches Konzert hat? Muss wohl so sein. Es könnte gerne mal öfter regnen.
Wir verstehen inzwischen auch, warum die Hunde hier tagsüber so tiefenentspannt mitten auf der Straße liegen und schlafen. Sie brauchen Erholung nach einer langen arbeitsreichen Nacht. Sollte man sie nicht doch alle regelmäßig wecken?
Ich habe Euch Fotos von Domi und Tobi versprochen, hier sind sie. Die Arbeit macht ordentlich Fortschritte. Wir werden ein gutes Monitoring System bekommen. Ab der letzten April-Woche sind mehrere Field Visits mit den beiden vereinbart.
Die anderen beiden Bilder stammen von einem Besuch bei Saru, der Schatzmeisterin von Swastha Chulo. Nach nepalischer Sitte: Dal Bhat um 10 Uhr vormittags. Reis bis zur Belastungsgrenze, super-hervorragend-ausgezeichnetes Gemüse dazu – ein Extradank an Sarus Tante. Saru wird etwa Anfang Mai entbinden. Wüscht ihr zusammen mit uns alles Gute dazu!