Geht doch – oder nicht

Gestern war ein schöner und erfolgreicher Tag. Nach langer Zeit wieder mal ein klarer Morgen, an dem wir zum mehrfach verschobenen Bushwalk aufbrachen. Zum zweiten Mal seit wir diesmal hier sind steht der Mount Kenya klar über dem Horizont. Tau liegt auf Büschen und Gras. Einige Büffel beobachten uns argwöhnisch aus sicherer Entfernung – sicher für uns. Unsere beiden Fürer halten einige Buschlektionen bereit: Von welchem Tier stammt dieser Sch…haufen? Wer hat diesen Busch kaputt gemacht? Wer hinterlässt solche Fußstapfen? Warum sollen wir immer auf die Oxpecker achten?

Etwa drei Stunden sind wir unterwegs. Giraffen beobachten uns aus luftiger Höhe. Ein Grevy Zebra lässt uns nahe herankommen. Es ist bekannt, dass diese Unterart viel weniger scheu ist als die grobgestreiften Kollegen. Ein Schnauben warnt uns, dass wir am Rande seiner Komfortzone angekommen sind. Die Führer raten zum Rückzug. Grevys sind größer und kräftiger als die „normalen“ Zebras. Selbst Löwen trauen sich nicht an sie heran. Dann wollen wir auch lieber vorsichtig sein.

Am frühen Nachmittag, nach dem Kirchgang, ist ein Community Meeting in Ereri angesetzt. Etwa 40 Massai lauschen aufmerksam unseren Ausführungen. Der Hit ist jedoch das Video vom Ofenbau in Nepal, das Katharina auf ihrem Laptop vorführt. Alle rücken ganz eng zusammen und staunen.

Das Problem hier in den nördlichen Gemeinden ist der Boden. Das ist den Leuten auch bewusst. Etwa 30km weiter im Norden gibt es angeblich guten Lehm. Man bietet uns an, mindestens 10 kräftige junge Männer zum Schaufeln aufzubieten, wenn wir einen Lastwagen beschaffen. Wir nehmen das mit und werden nach den Feiertagen mit Richard darüber reden.

Heute gibt es mal wieder nicht so viel zu tun. Morgens kam ein Anruf aus Debatas, dass das geplante Meeting leider nicht stattfinden könne weil Markttag sei. Nancy findet, es sei schon ein Fortschritt, dass wir vorher angerufen wurden. Ich finde es erstaunlich, wie plötzlich hier Markttage aus dem Nichts auftauchen und unsere Pläne durcheinander bringen. Nancy findet dafür auch keine Erklärung. Wir alle finden das ärgerlich.

Somit hat Bel Bahadur Gelegenheit, Ziegel für den neuen größeren Ofen herzustellen, den wir über die Feiertage im Research Center bauen wollen. Schon vorgestern sind hier drei kräftige junge Männer angerückt und haben vier Stunden lang Lehm gemischt und getreten. Der durfte dann 2 Tage luftdicht verpackt ruhen und hat jetzt eine sehr gute Konsistenz zur Weiterverarbeitung. Die Erfahrungen, die wir auf diese Weise mit den Lehmmischungen machen, werden an die Ofenbauer weitergegeben.

Nachmittags machen wir einen Shopping-Ausflug nach Nanyuki. In der Bank müssen wir eine Stunde anstehen. Das ist normal. Im Nakumatt Shopping Center ist viel los, Weihnachtseinkäufe wie bei uns.

Die Feiertage kündigen sich deutlich an. Man wünscht sich frohe Weihnachten. Im Community Office kehrt allmählich Ruhe ein, alle fahren nach Hause. Die Paviane streifen durchs Research Center. Das hat nichts mit Weihnachten zu tun. Sie tragen keine roten Zipfelmützen, machen dafür aber Fingerabdrücke in unsere frischen Ziegel. Das tut der Weihnachtsmann nicht.

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