Der lange Weg zurück

Abends aus dem Hotel noch schnell einen Beitrag für den Blog absetzen? Leicht gesagt, schwierig umzusetzen. Zwar hat auch in Äthiopien jedes Hotel in den größeren Orten, das etwas auf sich hält, Internetverbindung, allerdings ist die Leistung der Router sehr begrenzt und der Rest an Surf-Freude wird durch wiederholte Stromausfälle unterbrochen. Ihr müsst euch also nicht wundern, wenn ich nur selten die Dickfelligkeit aufbringe, mich gegen die Widrigkeiten durchzusetzen und einen Bericht abgebe.

Seit drei Tagen sind wir wieder auf der Rückreise aus den Bergen nach Addis, wo wir nach Plan morgen ankommen werden. Das Tempo auf der Rückreise ist deshalb etwas langsamer, weil wir am Wege noch einige Termine mitnehmen. So haben wir in Gonder den äthiopischen Vertreter des Integrated Development Program (IDP) besucht. IDP wird von der österreichischen Regierung finanziert und hat in den Simien Mountains in den letzen Jahren sehr viel bewegt. Ein Teil des Programms umfasst auch Öfen. Wir wollen immer in Abstimmung mit vorangegangenen und noch laufenden Projekten vorgehen. Dazu diente der Besuch, der uns mehr Klarheit über IDP gebracht hat. Jetzt haben wir die Kontakte und können die nächsten Phasen mit IDP absprechen.

In Bahir Dar waren wir beim Chef der Energie-Behörde und haben uns beraten lassen, wie wir mit den Behörden umgehen sollen. Wenn es richtig losgeht, müssen wir die Unterstützung der lokalen und übergreifenden Behörden haben. Ato Mulu (der Herr Mulu) hat uns versichert, dass energiesparende Öfen dringend gebraucht werden und hat uns geraten, einen Projektantrag an ihn und einige andere Behörden zu schicken. Das werden wir dann wohl tun.

Ein Erlebnis ganz anderer Art war der Besuch bei der Gruppe der Awra Amba auf halber Strecke zwischen Gonder und Bahir Dar. Demis, unser Fahrer hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass es hier eine Gemeinde gibt, in der in jedem Haushalt Lehmöfen stehen und die auch sonst in vieler Hinsicht anders sind. Da mussten wir natürlich hin. Die Gemeinschaft hat 480 Mitglieder. Männer und Frauen sind gleichberechtigt und verrichten alle Tätigkeiten abwechselnd. Da man zu wenig Land zum Überleben hat, hat man sich auf Weberei als Einkommensquelle verlegt. Die Webstühle sind selbst konstruiert und gebaut. Kindergarten, Schule, Bücherei, eine Krankenstation und vieles andere hat die Gemeinde aus eigener Kraft auf die Beine gestellt.

Die Öfen hat der Gründer und Leiter der Gemeinde selbst entwickelt. Sie werden aus Lehm d.h. aus einer Mischung von Boden, Asche und Dung hergestellt und ähneln sehr stark unserem Modell. Der Chef hat uns sehr bildhaft beschrieben, wie viele Versuche er gebraucht hat, bis der Ofen richtig funktioniert hat. Inzwischen gibt es hier keinen Haushalt mehr, der noch am offenen Feuer kocht. Geht doch!

Lehmofen der Awra Amba

Lehmofen der Awra Amba

Chef der Awra Amba

Chef der Awra Amba

on the road

on the road

Abendessen in Bahir Dar am Tana See

Abendessen in Bahir Dar am Tana See

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Unterwegs in den Bergen

Seit 2 Wochen sind Katharina und ich jetzt in den Simien Mountains unterwegs. Unser Stützpunkt ist Debark, die Provinzhauptstadt am Rande des Parks. Die ersten Gemeinden entlang der Parkgrenze konnten wir noch mit dem Auto als Tagestour von Debark aus erreichen. Um in die weiter östlich gelegenen Dörfer zu gelangen, haben wir für ein paar Tage unsere Basis ins Chennek Camp verlegt und sind von dort aus zu Fuß losgelaufen. Das Camp liegt auf 3650m Höhe, kräftiges Durchpusten ist also garantiert.

Was wir in den Dörfern erfahren haben, werden wir wie geplant in unserem Bericht zusammenfassen. So viel im Voraus: Die Lebensbedingungen in den Hochlandgemeinden als hart zu bezeichnen, ist Schönfärberei. Im Augenblick ist die wärmste Jahreszeit, trotzdem sinken die Temperaturen nachts bis an den Gefrierpunkt. Zum Glück hilft die tropische Sonne morgens sehr schnell. Was aber, wenn sie sich in der Regenzeit nicht blicken lässt? Feuchte Kälte tags und nachts in Hütten, durch die der Wind pfeift, löchrige dünne Kleidung und ein dürftiges Lagerfeuer im Inneren. Das halten nur die härtesten durch.

Das Thema Öfen ist den Menschen hier nicht unbekannt. Es gab schon Projekte, deren Erfolg aber begrenzt ist. Daraus müssen wir lernen. Andererseits kennen alle von den vergangenen Initiativen her bereits die Probleme des offenen Feuers und wollen unbedingt etwas um das knappe Holz zu sparen und den Rauch los zu werden. Am Willen fehlt es also nicht, am Geld aber ganz massiv.

Was an klimatischer Wärme fehlt, wird durch die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Bewohner wettgemacht. Selten haben wir uns auf unseren Field Visits so willkommen und umsorgt gefühlt wie hier. Das motiviert uns zusätzlich, für die Menschen eine Lösung zu finden.

Frühstück im Chennek Camp

Frühstück im Chennek Camp

Walia Steinbock - endemisch

Walia Steinbock – endemisch

atemberaubende Landschaft

atemberaubende Landschaft

Wochenmarkt in den Bergen

Wochenmarkt in den Bergen

Interview vor der Hütte

Interview vor der Hütte

Interviewer-Team

Interviewer-Team

Hochlandbewohner

Hochlandbewohner

Chennek Camp

Chennek Camp

zu Gast

zu Gast

endemischer Gelada Baboon

endemischer Gelada Baboon

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Simien Mountains

Zwei lange Reisetage liegen hinter uns. Heute nachmittag sind Katharina und ich in Debark angekommen, dem Zugangspunkt für den Simien Mountains Nationalpark. Es liegt am Fuß des Gebirgsstocks auf 2900m Höhe. Von hier aus wollen wir in den nächsten gut zwei Wochen den Park und vor allem die Gemeinden rundherum erkunden.

Die African Wildlife Foundation hat ein Programm zur Verbesserung des Parks aufgelegt, der in der Vergangenheit etwas heruntergekommen ist und in dieser Verfassung seine Aufgaben zur Erhaltung der Natur nicht mehr ausreichend erfüllen kann. Neben der Neuordnung des Mangements und Belebung und Steuerung des Tourismus gehört auch ein Community Programm zum Paket, das die Unterstützung der umliegenden Gemeinden sichern soll. Darin wiederum ist als eine Maßnahme die Versorgung mit effizienten und gesunden Kochmöglichkeiten vorgesehen und um diese sollen wir Ofenmacher uns kümmern. Im ersten Schritt wollen wir zunächst einmal die spezifischen Randbdingungen und die Bedürfnisse der Bevölkerung kennenlernen um später zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Das ist Katharinas und meine Aufgabe hier.

Bevor wir uns aber richtig auf den Weg nach Debark gemacht haben, haben wir erst zwei Tage in Alem Ketema Station gemacht, das mehr oder weniger auf dem Weg liegt. Christoph ist für längere Zeit hier und soll das Ofengeschäft in der Stadt und Umgebung richtig in Schwung bringen. Bis zu unserem Besuch hatte er den neuen Ofentyp, den sogenannten „Matschofen“ ausgiebig getestet und dann bereits die ersten Ofenbauer ausgebildet, die jetzt dabei waren, selbständig den ersten Ofen bei sich zuhause einzubauen. Katharina und ich hatten das Vergnügen, Christoph beim Besuch zu begleiten und zu beobachten, wie gut sie die Umsetzung des neu Erlernten bereits beherrschen. Vielleicht war das eine oder andere Detail noch nicht perfekt. Die Motivation war jedoch überragend, dann wird sich der Rest schon ergeben.

Christoph ist in Alem Ketema inzwischen heimisch und vollständig in das Gemeindeleben integriert. Seine Behausung in einem kleinem Dorf in der Nähe von Alem Ketema entspricht dem ländlichen Standard, der so manchem „Städter“ aus Alem Ketema zu einfach wäre. Der Verzehr von Injera wenigstens zwei-, besser dreimal am Tag ist ihm zum Bedürfnis geworden und selbst das selbstgebraute Bier, Dalla genannt, verträgt er ausgezeichnet. Die Ofenmacher werden sich wohl damit beschäftigen müssen, ein Repatriierungsprogramm für längere Abordnungen zu entwerfen.

Bei Alem Ketema

Bei Alem Ketema

Christophs Tukul

Christophs Tukul

Begutachtung durch Christoph und Abebaw

Begutachtung durch Christoph und Abebaw

Ofenbauerin und Katharina

Ofenbauerin und Katharina

Unterwegs nahe Bahir Dar

Unterwegs nahe Bahir Dar

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Lebenszeichen aus Äthiopien

So Ich hab es jetzt auch endlich mal geschafft hier einen Blockeintrag zu Posten. Wie ja sicher schon einige wissen bin ich als Ofenbaumeister für die Ofenmacher hier in Äthiopien. Angefangen hat das ganze für mich schon 2013, durch Zufall wenn es denn so etwas gibt, sind ein Freund und ich auf die Ofenmacher gestoßen. Wir trafen uns in München zu einer Vereinssitzung, wo wir einfach mal sehen wollten was es denn mit den Ofenmacher so auf sich hat. Offensichtlich hat es uns da recht gut gefallen, wir erfuhren von den Plänen dass zukünftig auch in Äthiopien Öfen gebaut werden sollen. Zu diesem Zweck entwickelte ich dann gemeinsam mit meinem Freund Johannes Althammer den ersten Kochofen Prototypen für Äthiopien. Mann sollte wissen dass die Kochgewohnheiten in Äthiopien sich ziemlich unterscheiden von denen anderer Länder. Hier dient als Hauptnahrungsmittel „Inschera“ das ist ein ca. halber Zentimeter dicker und 60 Zentimeter im Durchmesser runder Sauersteigfladen der aus Teff, einer Hirseart hergestellt wird. Genau zu diesem Zweck wird eben ein besonderer Ofen benötigt der eben dieses Inschera backen kann. Da der größte Teil das Holzverbrauches und somit natürlich auch des Rauchs zum backen dieses Fladenbrots entfällt ist es eben so wichtig dass der neue Ofen diese Funktion erfüllt.
Lange Rede kurzer Sinn, Frank und Katharina die zwei Gründer des Vereins wahren wohl ziemlich überrascht als sie nach Oberschwaben zu meiner Werkstatt gefahren kamen um den fertigen Ofen zu besichtigen.
Aus Ermangelung an Teffmehl haben wir ihn dann mit Pfannkuchenteig getestet. Diese mussten wohl ziemlich gut gewesen sein,denn die Idee ein Pilotprojekt in Äthiopien genauer Alem Katema rund 180 km Nord östlich von Addis Abeba zu starten, war geboren. Dieses war dann so erfolgreich dass wir beschlossen haben im Frühjahr letzten Jahres eine Ausbildungseinheit hier in Alem Katema zu starten. Wir waren mehr als überrascht von den Fertigkeiten und der Motivation der Auszubildenden. So sind wir nach der Ausbildung mit Optimismus und mit einem super Gefühl, dass alles laufen wird wie geplant, nach hause geflogen. Nun was soll ich sagen wie das halt oft so ist in Afrika oder viel mehr in Entwicklungsstaaten läuft alles bestens solange man da ist und wenn es dann um Eigeninitiative und Eigenständigkeit geht sieht es manchmal nicht mehr ganz so rosig aus. Genau das ist dann auch uns passiert der eigenständige Ofenbau kam ziemlich ins stocken und uns waren aus der Distanz dann auch etwas die Hände gebunden. Genau um dieses Problem zu lösen und das war uns allen klar musste irgend jemand länger vor Ort sein um zu versuchen alles wieder vernünftig zum laufen zu bringen. Anderen falls und das war uns auch allen klar stirbt unser Projekt hier. Es hat sich dann so ergeben dass ich derjenige sein sollte der diesen Job übernimmt und so kam es dann dass ich im September 2014 in Äthiopien gelandet bin um für ein halbes Jahr hier das Projekt nach vorne zu bringen.
Genau das war Anfangs nicht ganz so einfach. Wir hatten vorher schon fest gestellt dass unser ursprünglicher Ofen technisch zwar super gut ist aber somit eben auch recht aufwendig in  der Herstellung. Dass macht ihn dann relativ teuer zu diesem Zeitpunkt 500 Birr das sind umgerechnet 16 Euro und dass ist ein Preis den die ärmeren Leute hier nicht oder nur sehr schwer aufbringen können. So bestand also meine Hauptaufgabe in der Entwicklung eines noch deutlich günstigeren Ofens der aber natürlich die gleichen Eigenschaften haben sollte. Freunde und ich hatten schon in Deutschland damit angefangen allerdings gab es hier vor Ort noch einiges weiter zu entwickeln. Nach anderthalb Monaten war er dann fertig. Sein Name „Chigr Fechi 1.2“ was auf Amharisch (die Landessprache hier) soviel bedeutet wie Problemlöser. Danach baute ich gemeinsam mit den verbliebenen Ofenbauerinnen und einem Ofenbauer aus dem ersten Training, den Ofen zu Testzwecken in ausgewählte Haushalte ein. Nach etwas Optimierungsarbeit hatten wir dann einen super günstigen, aus frei geformter Lehmmischung hergestellten, einwandfrei funktionierenden Ofen.
So kann man sich ja leicht ausdenken dass wir schnellst möglich ein neues Training organisierten um einen Nennenswerte Zahl an Öfen hier bauen zu können.
Zu diesem Zweck kam Verstärkung von den Ofenmachern aus Deutschland, Nils ebenfalls Ofenbauer und Luc unser Projektkoordinator für das Äthiopienprojekt trafen in Alem Katema ein. Das Training dauerte für diesen vereinfachten Ofen eine Woche, immer mit einer oder zwei Theorie Einheiten Vormittags und den Rest des Tages mit praktischem Unterricht den Nils und ich gaben.Um es kurz zu machen haben vergangenen Donnerstag 15 Ofenbauerinnen (dieses mal nur Frauen) das Training erfolgreich abgeschlossen. Es waren spannende, anstrengende und natürlich auch interessante zwei Wochen. Nun gilt es für die Ofenbauerinnen die größtenteils aus den umliegenden Dörfern Alem Katemas kommen, den ersten Ofen in ihrem eigenen Haue zu bauen. Diesen werde ich dann begutachten um eventuelle Fehler zu beheben und um die Ofenbauerinnen weiter zu motivieren.
Der Plan ist dass sie danach so viele Öfen wie möglich in ihrem Dorf bauen wovon jeder Ofen von den Ofenmachern subventioniert wird so dass nur ein kleiner Teil der Kosten auf den Haushalt entfällt. Das ist wie wir etwas mühsam herausfinden mussten auch wirklich die einzige Möglichkeit Öfen in großer Anzahl auf dem Land hier zu verbreiten.
Nachdem eine Ofenbauerin zehn Öfen erfolgreich gebaut hat bekommt sie von uns das volle Zertifikat als professionelle Ofenbaurin.
Die Akzeptanz der Öfen hier ist super wenn es manchmal auch etwas schwierig ist den oft ungebildeten Bauern hier auf dem Land die Vorteile verständlich zu machen. Zu diesem Zweck haben wir Kochshows an unserem Marktstand organisiert um es den Leuten praktisch vorführen zu können was schon zu großer Nachfrage geführt hat. Zukünftig werden wir auch eng mit den sogenannten Health Extention Worker (Frauen die Gesundheitsaufklärung in ländlichen Gebieten betreiben) zusammenarbeiten.Noch ein paar Worte zu mir. Wie ich schon erwähnt hatte bin ich nun seit rund drei Monaten hier in Alem Katema um am Projekt zu Arbeiten. Es war Anfangs nicht ganz einfach, einleben in eine fremde Kultur Sprache lernen, ein Projekt das etwas stockte zum laufen zu bringen, die verbliebenen Ofenbauer zu unterstützen und motivieren und parallel noch einen neuen Ofen zu entwickeln. Nichts desto Trotz macht mir die Arbeit hier richtig Spaß wenngleich die Arbeitsmentalität sich von unserer in Deutschland, um es vorsichtig aus zu drücken, ziemlich unterscheidet. Im Moment bin ich und ich denke auch alle anderen Beteiligten bester Dinge dass wir nun Fahrt auf nehmen und in ein paar Monaten hier richtig viele rauchfreie Kochöfen stehen werden.So Ich hoffe ihr alle habt einen kleinen Einblick in das Geschehen hier in Äthiopien bekommen. Ich habe vor wenn es die Zeit und die Internetverbindung es zulässt mich mal wieder hier zu melden um Neuigkeiten mit zu teilen.Viele Grüße Christoph Ruopp
Ofenmacher e.v.

Äthiopische Bauern

Äthiopische Bauern

Theorieunterricht während des Trainings

Theorieunterricht während des Trainings

Gut erklärt ist halb gebaut

Gut erklärt ist halb gebaut

Fleisige Schüler während des Trainings

Fleisige Schüler während des Trainings

Kinder sind doch überall gleich

Kinder sind doch überall gleich

Mein Tukul von innen

Mein Tukul von innen

Meine Wohnung hier, genannt Tukul

Meine Wohnung hier, genannt Tukul

Unser Neues Äthiopien Ofenmodell "Chigr Fechi 1.2"

Unser Neues Äthiopien Ofenmodell „Chigr Fechi 1.2“

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Mero ghar rato chhaina

gerade noch hatten wir fast zwei Monate Zeit in Nepal vor uns, plötzlich sind es nur noch zwei Tage.

In der Zwischenzeit haben wir nochmal dem AEPC einen Besuch abgestattet. Nach den Informationen aus Gulmi sind wir ja spätestens Ende nächsten Jahres dort mit dem Ofenbau fertig. Im AEPC ist man zwar skeptisch, ob die Distriktverwaltung die Gelder wie geplant aufbringen kann um selbst so viele Öfen bauen zu lassen, aber wir sind der Meinung, man sollte sich schon mal auf die neue Situation einstellen. Das AEPC gab uns die benachbarten Distrikte Palpa, Arghakanchi und Pyuthan zur Auswahl. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir den Status aller drei Distrikte (Anzahl der Haushalte, bereits gebaute Öfen, …) bekommen und uns bis Mitte nächsten Jahres entscheiden.

Auch die Aktivitäten im Klimaschutz-Projektgebiet werden Ende nächsten Jahres auslaufen. AEPC schlägt uns vor, im Distrikt Sindhupalchok weiter zu machen. Das wäre eine sehr komfortable Lösung, denn Sindhupalchok ist direkt im Nordosten von Kathmandu und verkehrstechnisch relativ gut erschlossen. Die Tendenz ist auf jeden Fall, dass wir mit zwei Schwerpunkten weiterarbeiten werden, einer im Osten und der zweite im Westen.

Vor ein paar Tagen haben wir es wie zu Hause gemacht: Ab in die Berge. Mit Anita und ihrer kleinen Tochter sind wir in den Shivapuri-Nationalpark gefahren und haben einen schönen Tag bei Sonnenschen und klarer Luft in der Höhe über dem versmogten Kathmandu verbracht. Das hat uns allen vier sehr gut getan.

Katharina und ich haben unsere Anstrengungen verstärkt, Nepali zu lernen. Motiviert durch eine patente Lern-App, machen wir jetzt täglich unsere Lektionen. „Mero ghar rato chhaina“ ist ein fast sinnfreier Übungssatz aus unserem Repertoir. Zum Glück gibt es auch Beispiele mit mehr praktischem Wert. Inzwischen werde ich immerhin verstanden, wenn ich nach dem Preis oder nach dem Weg frage. Wenn die Einheimischen aber anfangen, draufloszureden, stehe ich immer noch wie der Ochs vorm Berg. Ein paar Eigenheiten der Sprache: Es gibt keine Wörter für Tisch, Gabel und ähnliches. Das war zu erwarten. Es gibt auch kein Wort für „Minute“. Das überrascht auch nicht.

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Eine Dienstreise

Von Kathmandu (Abzweigung in Kalanki) nach Tamghas, der Hauptstadt des Distrikts Gulmi sind 372 km zurückzulegen. Sollte doch in ein paar Stunden zu machen sein, oder?

Wir hatten geplant, um 6 Uhr morgens in Boudha abzufahren. Tatsächlich kam der Fahrer kurz vor halb sieben. Dann wurde Anita in Jayabageshwori abgeholt. Alle Utensilien im Auto zu verstauen und den Kindersitz für Anitas Töchterchen (10 Monate) zu montieren, nahm einige Zeit in Anspruch. Die Uhr zeigte schon weit nach sieben, als wir uns endlich in Bewegung setzten.

Wenn man das Kathmandu-Tal Richtung Westen verlässt, muss man den Pass von Thankot passieren, ein berüchtigtes Nadelöhr, durch das sich der gesamte Verkehr von und nach Indien quälen muss. Auch heute war wieder Stop and Go angesagt, der uns bestimmt eine Stunde Zeit kostete.

Dann schlossen sich anderthalb relativ entspannte Stunden an, bis der Fahrer uns, etwa in der Gegend von Benighat, eröffnete, dass er seit gestern unter Verdauungsbeschwerden leidet und sich eigentlich nicht in der Lage sieht, uns bis nach Gulmi zu fahren. Dann verschwand er einige Zeit an einem stillen Ort, muss von dort aber auch telefoniert haben, denn anschließend teilte er uns mit, dass er einen Freund organisiert habe, den wir in Mugling treffen würden und der für ihn die Fahrt übernähme.

Mugling, wo die Straße ins Terai von der nach Pokhara abzweigt, ist ein lebhafter Verkehrsknotenpunkt, dessen Treiben wir eine Dreiviertelstunde beobachten durften, bevor der Freund eintraf, sich ohne Umschweife ans Steuer setzte und wieder Schwung in die Reise brachte. Inzwischen war es Mittag.

Noch vor Narayanghat stellte unser neuer Fahrer klar, dass er heute noch nichts gegessen habe. Allerdings deckte sich das auch mit unseren Bedürfnissen. Kurz vor Butwal kreuzt die Straße einen Ausläufer der Berge und steigt nochmal kurz aus der Tiefebene auf. Hier oben, im Ort Daunne, gibt es eine Reihe von Straßenrestaurants, wo man mit Blick auf die auslaufenden Hügel und das Tiefland hervorragendes Dal Bhat genießen kann. Auch das braucht Zeit. So erreichten wir gegen halb vier Uhr Butwal.

Bis Tansen, der Hauptstadt des Distrikts Palpa, ist die Straße noch einigermaßen gut ausgebaut. Die letzten 80 km nach Tamghas windet sich dann ein schmales kurviges Sträßchen an den Hängen entlang und über die Hügel hinweg – landschaftlich großartig, aber jetzt wurde es dunkel. Drei Stunden muss man für diesen Abschnitt einplanen. So wurde es fast acht Uhr, bevor wir unser Ziel erreichten.

Dass hier das von uns angepeilte Hotel ausgebucht war, sei nur am Rande erwähnt. Wir fanden ein anderes, dass wesentlich niedrigeren Standard aufwies. Dafür waren aber die Besitzer extrem freundlich und bemüht, es uns so bequem wir möglich zu machen, so dass wir uns hier sehr wohl fühlten.

Wenn jetzt jemand sagt, das wäre eine Reise mit PPP (Pleiten, Pech und Pannen) gewesen, dann sage ich, es war nur ganz gewöhnliches nepalisches NWG (Niemals wie geplant). Dass sich das in den weiteren Tagen in gewissem Umfang fortsetzte, will ich nicht im Detail darlegen. Letztlich ist es uns gelungen, den Hauptzweck unserer Reise zu erreichen: Klarheit über die Lage in Gulmi gewinnen und eine Vereinbarung für das Vorgehen im nächsten Jahr mit dem DDC (District Development Committee) treffen. Nebenbei hat die Zeit auch noch für einen kurzen Ausflug aufs Land gereicht, wo wir ein paar Öfen besichtigen und einen Eindruck von der großartigen Landschaft mitnehmen konnten.

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Flucht nach oben

Über die vielen Dinge, die uns hier in Kathmandu beschäftigen, will ich im Einzelnen nicht berichten. Sie sind weder besonders aufregend noch exotisch. Sie halten uns aber in der Stadt fest. An sich ließe es sich um diese Jahreszeit hier gut ausgelten. Die Nächte werden zunehmend kälter. Morgens und abends sind warme Pullover angesagt. Tagsüber aber scheint zuverlässig die Sonne und die Temperaturen überschreiten regelmäßig die 20 Grad. Vor kurzem hat sich noch jeder in den Schatten geflüchtet, inzwischen sitzt man gerne tagsüber in der Sonne und genießt die wärmenden Strahlen.

Der einzig Nachteil dieser Stadt ist aus unserer Sicht die Smog-Glocke, die permanent über der Stadt hängt. Die geschützte Lage, rundum von Hügeln umgeben, mag zu Zeiten des Lastverkehrs durch Träger ein Vorteil gewesen sein. Heute verhindert sie, dass die Abgase des chaotischen Verkehrs aus dem Tal abziehen können. Auch dieses Mal haben unsere vom Dreck belasteten Lungen die Segel gestrichen und eine kräftige Erkältung eingefangen. Jetzt erholen wir uns allmählich wieder und ziehen die Konsequenzen: Wann immer wir die Möglichkeit haben, treten wir die Flucht nach oben an.

Die umliegenden Hügel sind zum Glück zumeist noch stark bewaldet. Auf einigen davon sind Naturschutzgebiete eingerichtet worden, z.B. Shivapuri National Park oder Nagarjuna Reserved Forest. Sie sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Taxi leicht zu erreichen. Hier muss nan nur ein paar Meter nach oben steigen um die Dunstglocke hinter sich zu lassen. Dazu kommt, dass die meisten Städter zu Fuß gehen für eine traditionelle Art der Fortbewegung halten, die nur dazu dient, das nächste Auto oder den Bus zu erreichen. Solche Ziele gibt es hier oben nicht, also ist es ziemlich ruhig auf den Wegen.

Wir sind immer wieder überrascht, dass sich der Übergang von der Hektik der Großstadt zur Ruhe im dichten Wald auf nur wenigen Metern vollzieht. Statt Lärmteppich Grillenzirpen. Wenn Häuser, dann im traditionellen Stil, nicht in der betonierten Schachtel-Säulen-Architektur. Von oben bietet sich ein durchaus beeindruckender Blick über das Tal. Wir warten darauf, mal einen der Tage zu erwischen, an denen der Smog so weit zurück geht, dass man auch die Hügel gegenüber sehen kann.

Ab morgen werden wir für ein paar Tage in Gulmi sein. Das ist unser Ofenbaugebiet im Westen, wo wir ein paar Absprachen mit der Regierung treffen wollen und auch unseren lokalen Adminstrator, Ramchandra Bista, endlich mal persönlich kennen lernen wollen. Anita wird uns begleiten und mit ihr natürlich auch ihre kleine Tochter, die gerade anfängt zu laufen.

 

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Kyabgön Phakchok Rinpoche

Boudha, der Stadtteil von Kathmandu, in dem wir wohnen, ist das Zentrum des tibetischen Buddhismus in Nepal. Im Umkreis von wenigen Kilometern um die große Stupa findet man über 30 tibetische Klöster, die fast alle einen regen Lehrbetrieb haben und öffentliche Veranstaltungen anbieten. So gesehen war es schon längst überfällig, dass Katharina und ich mal an einem sogenannten Teaching teilnehmen. Auf Anregung von Andrea fanden wir uns in der „White Gompa“ ein, um dem bekannten Rinpoche (buddhistischer Lehrer) Kyabgön Phakchok zu lauschen.

Nun ist ja bekannt, dass die buddhistische Lehre ein äußerst umfangreiches und kompliziertes logisches Gebilde darstellt und es viele Jahre intensiven Studiums braucht, um einigermaßen damit klarzukommen. Es wäre also nicht erstaunlich gewesen, wenn 90 anstrengende Minuten Auseinandersetzung mit komplexen philosophischen Sachverhalten auf uns gewartet hätten. Das ernsthaft, konzentriert und sachkundig wirkende Publikum nährte bis zum Erscheinen des Rinpoche diese Befürchtung. Während ich mich noch bemühte, auf dem Boden mit Hilfe der Wand als Stütze eine Position zu finden, von der ich hoffte, 90 Minuten einigermaßen schmerzfrei zu überstehen, hatten alle anderen bereits vorbildliche Meditationshaltung angenommen und den wissenden Blick nach innen gerichtet.

Dann kam Unruhe auf: der Meister nahte. Alle sprangen auf, legten die Hände aneinander und senkten ehrfurchts- und erwartungsvoll das Haupt. Ein fröhlich lächelnder, etwas übergewichtiger Mittdreißiger in roter Robe spazierte durch die Reihen nach vorne, gab dem einen oder anderen die Hand oder einen freundschaftliche Klaps und benötigte dann erst mal 5 Minuten, um sich am Rednersitz einzurichten, Tee und Wasser zu positionieren, sich ausgiebig zu räuspern und dann zu bemerken, dass er eigentlich ziemlich müde sei wegen des langen Anreisetags, den er hinter sich hätte.

Das hinderte ihn aber nicht daran, sofort mit Schwung ins Thema einzusteigen: Die wichtigsten Elemente des Dharma. Das klingt jetzt schon wieder ziemlich theoretisch und lässt die oben erwähnten Befürchtungen keimen. Ich erinnerte mich daran, dass buddhistisches Teaching oft auch praxisnahe Lebenshilfe bedeuten kann. Kyabgön Phakchok Rinpoche sieht das offensichtlich genauso. Mühelos schlug er die weite Brücke von buddhistischen Lehrinhalten zu alltäglichen Lebenssituationen. Humorvoll streute er kleine Geschichten aus dem Alltag ein. Da mussten dann auch mal sein Übergewicht oder seine Alpträume herhalten, um uns mit einem Augenzwinkern näher zu bringen, worauf es ihm ankommt. Eins wurde in jedem Fall klar: Verkniffenen Perfektionismus und übereifrige Andächtigkeit hält er nicht für die Wege, die zur Erleuchtung führen.

Ich will nicht sagen, dass ich meine schmerzenden Beine während seines kurzweiligen Vortrags vergessen hätte, aber sie waren doch schon um einiges leichter zu ertragen als erwartet. Am Ende stand die übliche Fragerunde. So wie überall gibt es auch hier einige, die sich durch sehr elaborierte Fragen hervortun wollen. Nach einem besonders lang und kompliziert formulierten Beitrag nahm sich der Meister eine Minute Bedenkzeit, dann sagte er: „Was war jetzt die Frage?“ Yeah!

Wer mehr über Kyabgön Phakchok Rinpoche erfahren möchte: Er hat einen Auftritt im Web und in Facebook. Ja, buddhistische Mönche sind alles andere als rückständig. Er gehört übrigens einem Zweig an, in dem Mönche auch heiraten und Familie haben können. Er hat Frau und Kinder.

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Projektarbeit

Katharina hat gemeint, ich soll auch mal was über den Stand der Projekte schreiben. Ihr sollt nicht denken, dass wir hier im Urlaub wären!

Ziemlich zu Anfang unseres Aufenthalts waren wir beim AEPC. Wir wollten die Einschätzung der Energiebehörde zur Situation in Gulmi kennenlernen. Die Distriktverwaltung wollte uns in den letzten Monaten dazu drängen, den Ofenbau beträchtlich zu beschleunigen. Offensichtlich will man sich durch vorzeitige Erfüllung der Ziele der Zentralregierung profilieren.

Der Aktionismus in Gulmi wird vom AEPC eher skeptisch beobachtet. Man rät uns, uns nicht darauf zu verlassen, dass die Verantwortlichen wie angekündigt für große Teile des Distrikts andere Organisationen und Sponsoren finden, so dass Gulmi Mitte nächsten Jahres „rauchfrei“ ist und wir die Arbeit in andere Gebiete verlagern können. Wir werden nächste Woche selbst dorthin fahren um uns ein eigenes Bild zu machen.

Die Befüllung der Datenbank ist in den letzten Monaten vor allem wegen des überraschend starken Ofenbau-Anstiegs im Sommer etwas in Rückstand geraten. Wir haben mit Tobias und Domi Maßnahmen vereinbart um wieder auf Stand zu kommen und zu verhindern, dass Ähnliches wieder passiert, wenn unsere Ofenbauer den nächsten Anfall von Arbeitswut erleiden. Bei dieser Gelegenheit: gerade durfte ich nach Abschluss der Oktober-Abrechnung im Internet verkünden, dass wir die Zahl von 10.000 Öfen in diesem Jahr übertroffen haben.

Die Zeit bis Weihnachten ist nur noch kurz und das alljährliche Anschreiben steht an. Wir werden wieder Lichttüten als kleines Präsent in die Umschläge legen. Letze Woche ist die Produktion in Nimtus Papierfabrik angelaufen. Am Freitag sollen sie fertig sein. Sie werden dann umgehend im Koffer des nächsten erreichbaren Rückkehrers nach Deutschland reisen. Dann kann Weihnachten kommen.

Katharina ist nicht nur wegen der Öfen hier. Sie ist auch für das Straßenhunde-Projekt tätig. Mein Eindruck ist, dass derzeit das Hundezentrum voll besetzt ist, aber auch viele fleißige Freiwillige aus aller Herren Länder dafür sorgen, dass alles rund läuft. Jasmine, die seit ein paar Monaten als Managerin tätig ist, hat alles im Griff. Katharina kümmert sich um die Anmeldung und Einplanung der Freiwilligen. Es ist erfreulich, dass es in letzter Zeit viele neue Meldungen gab, daraus ergibt sich aber auch viel Arbeit.

Ich versuche, in jeder freien Minute Smog und Lärm der Stadt zu entfliehen und treibe mich gerne in den Hügeln im Norden der Stadt herum, die von Boudha aus zu Fuß erreichbar sind. Katharina ist wegen ihres lädierten Fußes noch nicht dabei. Wir sehen aber Besserung und hoffen, dass sich das bald ändert.

Bilder von der Arbeit sind nicht so malerisch, daher stelle ich ein paar von den Ausflügen dazu. Sie bringen jedesmal kleine Erlebnisse. Zum Abschluss eine kleine Kostprobe:

Ein bis an den Rand mit Zement- und Sandsäcken gefüllter 20-Tonner, einer von den bunt bemalten, aus denen immer kreischender Hindi-Pop schallt, soll seine Ladung in einem eingezäunten Neubaugrundstück abliefern. Die Straße ist eng, das Tor nur etwa 2cm breiter als der LKW. Zunächst muss mit Hupen und Geschrei (vom Beifahrer) minutenlang rangiert werden. Die Straße ist in dieser Zeit vollständig blockiert, das stört aber keinen.

Nun ist alles bereit, um das Tor zum Grundstück zu passieren. Der Boden ist extrem uneben, so dass der Aufbau des LKW schwankt wie eine Pappel im Herbststurm. Der Zentimeter Spielraum auf jeder Seite ist so gesehen eher knapp bemessen. Schlagloch links, der Lastwagen pendelt, der linke Torpfosten liegt flach. Rille rechts, Pendeln, der andere Torpfosten ist auch nur noch Geschichte. Wo doch eigentlich so viel Platz war!

Egal, der Auftrag war, Zement abzuliefern. Der wurde mit Beharrlichkeit und Gelassenheit erledigt. Kollateralschäden waren unvermeidbar, Schicksal eben. Das Tor kann man ja später auch wieder reparieren – oder auch nicht.

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Es geht wieder weiter

Der GAU war eingetreten. Gerhard, unser Provider, hatte einen Eindringling im System und war gezwungen, alles neu aufzusetzen und die Backups einzuspielen. Gerhard, wir leiden mit Dir.

Ein Beitrag ist verloren gegangen. Aber weil es immer wieder Neues gibt, schauen wir nicht zurück sondern machen weiter. Vor kurzem haben wir einen Ausflug ins SKM Hospital und nach Sankhu gemacht und von dem möchte ich diesmal berichten.

Am nordöstlichen Rand des Kathmandutales liegt die alte Handelsstadt Sankhu. Sie ist für die Ofenmacher vor allem deshalb von Bedeutung weil gleich daneben das Sushma Koirala Memorial Hospital (SKM) steht. Vor 9 Jahren hat dort Christa die ersten Lehmöfen in der Nachbarschaft des Krankenhauses aufstellen lassen.

Auf dem Weg zum Hospital machen wir auf einen Tee bei Rabin halt. Er und seine Frau Saru sind Mitglieder des Vorstands von Swastha Chulo. Rabins Elternhaus ist nur wenige hundert Meter vom SKM entfernt. Im Krankenhaus treffen wir alte Bekannte aus den Anfängen der Ofenprojekte: Momo und Bhola haben zu Beginn für die Ofenmacher die Projektarbeit vor Ort gemacht als es Swastha Chulo noch nicht gab.

Unsere Zeitreise ist noch nicht zu Ende. Sankhu muss bis zur Hälfte des letzten Jahrhunderts, als der alte Handelsweg nach Tibet noch begangen wurde, eine wohlhabende Stadt gewesen sein. Die prächtigen, im traditioneller Ziegelbauweise errichteten Stadthäuser zeugen davon, dass dieser Ort bessere Zeiten gesehen hat. Anders als in Bhaktapur, Patan und Kathmandu gab es hier jedoch keine Initiative zur Erhaltung der historischen Stadt. Die alten Gebäude wurden nie restauriert und verfallen langsam. Den Bewohneren fehlen die Mittel zur Erhaltung der wertvollen Substanz. Von den Touristenströme, die in die nur 20km entfernten bekannten Zentren schwappen, ist hier nichts zu sehen.

So läuft das Leben in Sankhu immer noch im selben Takt wie vor hundert Jahren. Die Bewohner bezahlen ihren Frieden und die Bewahrung ihrer sozialen Strukturen vor dem Tourismus mit dem langsamen Zerfall ihrer Häuser. Ich weiß nicht ob ich sie dafür bedauern oder beglückwünschen soll.

 

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