Bei den Ofenbauern

Von einer kurzen Pause über den Jahreswechsel abgesehen, sind Katharina und ich jeden Tag unterwegs um unsere Ofenbauer zu besuchen und sie nach Möglichkeit zu unterstützen. Unsere nepalesischen Freunde haben uns mit Ende des Jahres verlassen. Sie mussten wieder nach Hause zurück.

Lucy ist unglücklich weil sie die Rissbildung nicht in den Griff bekommt. Jeder Boden in ihrer Umgebung macht Spalten, in denen Elefanten verschwinden könnten. Sie wohnt in einer Gegend, wo die Nachbarn so weit auseinander wohnen, dass man in der Ebene gerade noch das nächste Haus sehen kann. Unser Rat, Gruppen mit Haushalten zu bilden, die nahe beieinander sind, hat für sie so viel Wert wie ein Porsche: Straßen gibt es hier auch nicht. Sie hat es wirklich nicht leicht. Was ihr hilft, ist ihre positive Einstellung.

Patrick ist ein Tüftler und macht sich viele Gedanken. Weil die Outlets noch nicht fertig sind, er aber seinen Ofen zu Hause in Betrieb setzen will, hat er kurzerhand eine alte chinesische Thermoskanne zum Ofenrohr umfunktioniert. Seine beste Idee hat er entwickelt, weil auch ihn die Risse zur Verzweiflung getrieben haben. Er ist eigentlich Maurer und als solcher den Umgang mit Zement gewohnt. Also hat er etwas davon in den Lehm für die Außenhaut gemischt. Das Ergebnis sieht erfolversprechend aus: Keine Risse und sehr feste Topfsitze. Wenn das langzeitstabil ist, könnte es eine Lösung für viele Probleme sein. Es geht doch nichts über interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Regina hat für unseren Besuch die Gruppe von Nachbarn versammelt, für die sie die ersten Öfen bauen wird. Damit hatten wir gleich ein kleines Community Meeting und haben unser Programm abgespult. Wie immer aufmerksame Zuhörer und viele Fragen. Reginas Boden ist wider alle Prognosen gut zu verarbeiten und macht wenig Risse. Dabei sieht er äußerlich aus wie der schlimmste Black Cotton Soil. Manche inneren Werte erschließen sich erst auf den zweiten Blick.

Beatrice aus Debatas war die Klassenbeste und zeigt ihre Qualitäten jetzt auch zu Hause. Ihre Öfen sind beinahe perfekt. Außerdem hat sie das Glück, über extrem gutmütigen Boden zu verfügen. Was sie herstellt, würde ich sofort kaufen.

Fred lebt weit draußen im Massai-Land. Diese Ansiedlungen sind zwar auch verstreut, aber lange nicht so extrem wie bei Lucy. Er hat fleißig geübt und auf dem Weg zum ersten Ofen seine Zwischenprodukte immer wieder abgerissen und neu angefangen. Das hat sich gelohnt, dann was er jetzt im Hause seines Vaters stehen hat, darf den Namen Lehmofen mit vollem Recht tragen.

Wenn wir nicht unterwegs sind, gibt es auch im Research Center viel zu tun. Unsere Lehmprobensammlung ist inzwischen auf 40 Stück angewachsen. Zum Glück stört sich keiner daran, dass überall unsere „Plätzchen“ rumliegen. Der neue Ofen für die Küche ist zur Zeit noch sehr pflegeintensiv. Der von uns verwendete Termite Mound Soil wird zwar sehr hart, macht aber auch eindrucksvolle Risse. Die habe ich jetzt schon mehrfach wieder verschlossen. Danach sieht der Ofen immer ganz hübsch und harmlos aus, aber einen Tag später …

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