In Nepal wurde gewählt

Der Wahltag verlief friedlich und in meiner Gastfamilie wurden schnell noch die letzten Mitglieder umgestimmt oder beeinflusst, und dann ging es los. Rund um die Wahllokale war überall Fahrverbot, auch für Motorräder und so musste  Jedermann zu Fuß anmarschieren.

Man befürchtete Unruhen und Angriffe, daher wurden die Sicherheitskräfte noch einmal vermehrt und Sankhu die kleine Stadt war gekennzeichnet durch Uniformierte.  Am frühen Morgen schon hörte ich eine riesige Explosion und tatsächlich erfuhr ich später dass eine Bombe entschärft wurde. Danach war es aber friedlich, wie meistens überall im Land, In den Abendnachrichten wurde dann von wenigen Übergriffen berichtet und von einer hohen Wahlbeteiligung, in Kathmandu über  80 % und  in Sankhu über 90% (Landesdurchschnitt 70 %)

Die Wahllokale in Sankhu waren gut vorbereitet, für die Warteschlangen waren Abtrennungen aufgestellt, streng nach Männer und Frauen getrennt. Zuerst werden die Leute eingeteilt und der Wahlausweis wird kontrolliert, dann kommt das Zeichen auf den Daumennagel, ein blauer Strich, dass derjenige einen Wahlschein ausfüllen darf. In den Warteschlangen quetschen sich jetzt die Männer und Frauen  den Wahlurnen  entgegen.  Die Wahlurnen sind transparente Plastik-Container, die sich rasch füllen. Die roten Wahlzettel sind für die Wahl der Partei und mit den blauen Zetteln wähle man den Direkt Kandidaten. Überall lungern Leute von der Presse, Radiosender oder Fernsehen herum, aber es gibt keine Sensationen zu berichten, nur die Stimmabgabe.

Am Abend gibt es dann kein anderes Thema als die Wahl in den Familien, auf den Straßen und im Fernsehprogramm auch. Die Wahlurnen werden versiegelt (mit Kabelbinder oder in große Tücher eingeknotet) und unter strenger Beobachtung zum Auszählungszentrum gebracht. Man hört dass am kommenden Tag die Stimmenauszählung sofort beginnen soll. Am nächsten Abend sind dann die ersten Ergebnisse aus kleineren Wahlkreisen zu erwarten. Das ganze zieht sich über Tage hin und bis zum Endergebnis rechnet man mit drei bis vier Wochen. Aber schon am zweiten Tag zeichnete sich ganz deutlich die Tendenz ab. Die großen Gewinner sind die Kongress Partei, und die traditionellen Kommunisten (Baum und Sonne) Danach folgen die Traditionalisten (Königstreue Partei) und weit abgeschlagen die Maoisten. Das Volk hat gewählt und zum ersten Mal bekommt eine Partei einen derart deutlichen Denkzettel verpasst.  Die Maoisten Führer erklärten gleich dass alles nur mit Betrug und Bestechung zuging und dass sie die ganze Wahl für ungültig erklären werden und sofort wieder Generalstreiks und Proteste über das ganze Land bringen wollen. Aber inzwischen wurden diese Herren auch unterrichtet was die Grundlagen der Demokratischen Wahl bedeuten und dass das Volk nicht einverstanden ist mit ihren Programmen und Protesten. Wohl auch durch internationalen Druck wird es inzwischen ruhiger um  die Maoisten Führer und heut kann man in der Zeitung lesen dass die Vorgespräch zur  Regierungsbildung schon begonnen haben.

Wünschen wir Nepal dass das Land zur Ruhe kommt und sie wieder eine feste Basis in ihrer Regierung bekommen, sodass auch internationale Investoren wieder Interesse finden hier zu arbeiten.

Fauenschlange vor dem Wahllokal

Wahlurnen rot und blau

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